Stell dir vor es ist EM und keiner kann hin

Ich liebe Fußball, wirklich. Ich liebe es zu spielen, meine Mannschaft anzufeuern und mich über den Gegner lustig zu machen. Ich bin leidenschaftlicher Roter Stern Belgrad Fan und auch bei der EM hätte ich mir das ein oder andere Spiel angesehen. Aber was ich noch liebe, sind Menschen, die für ihre Rechte eintreten, wider allen Umständen. Darum kann ich die aktuelle Notwehr der französischen Menschen gegen die sozialdemokratische Regierung nur allzu gut verstehen und würde es begrüßen, wenn der Streik auch während der EM fortgesetzt oder sogar ausgeweitet würde.

In Frankreich streiken große Teile der Gewerkschaften – sie besetzen Ölraffinerien, Atomkraftwerke, Bahnübergänge und vieles mehr. Ein Streik der Flughäfen-Lotsen könnte die EM ins wanken bringen. Denn die Fußball Europameisterschaft steht kurz bevor und das Land ist dank der Gewerkschaften in einem geordneten Chaos – zurecht.

Nationalmannschaftstrikot: 70 Euro. Fußball-EM Ticket: 100 Euro. Flug nach Frankreich: 150 Euro. Durch Streiks die EM verpassen/Klassenkampf von unten: Unbezahlbar. Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen, für alles andere gibt es französische Arbeiter*innen und Aktivist*innen.

Wenn man sich die Videos und Bilder aus Frankreich anschaut, wirkt es viel eher, als hätte die Regierung gemeinsam mit dem Kapital zum offen Krieg gegen die BürgerInnen aufgerufen. Das neue Antiterrorgesetz gibt der Polizei und dem Geheimdienst eine Fülle an neuen Kompetenzen, wie z.B. das grundlose festhalten von Menschen, grundlose Hausdurchsuchungen und vieles mehr.

Frankreich ergibt sich gerade einem Klassenkampf von unten und lässt trotz brutalster Polizeigewalt nicht locker. Nicht nur, dass Gewerkschaften mit Barrikaden gegen die Abschaffung der 35 Stunden Woche, Streichung von ArbeitnehmerInnenrechten und andere gesetzlichen Schikanen kämpft, vielmehr hat sich um Nuit Debout eine Bewegung gebildet, die Willens ist, Out of the Box zu denken. Die nicht mehr kapitalistischen Zwängen unterliegen möchte und Nacht für Nacht die Plätze der großen Städte besetzt.

Ich hoffe inständig, dass sich Frankreich nicht vom EM-Fieber packen lässt. Denn so werden in fast jedem Land viele gesetzliche Schweinereien während einer Fußball Europa- oder Weltmeisterschaft verabschiedet, während der „Proll“ „Sieg“ oder „Schlaaaand“ brüllt. Diesmal nicht, dieses Mal wünsche ich mir, dass die französischen Arbeiterinnen und Arbeiter durchhalten und den Eliten von Uefa und Co. zeigen wo’s lang geht. Ich liebe Fußball, aber Klassenkampf von unten liebe ich mehr – wen kümmert da schon die EM?

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7 Antworten

  1. Hi,

    ich finde es ehrlich gesagt nicht angemessen, davon zu sprechen, dass „der Proll“ (das ist nebenbei bemerkt, ein klassistisch diskriminierender Begriff) sich über Fußball freut.
    Das machen Bonzenpapas genauso. Ich empfehle: Prolls. Die Dämonisierung der Arbeiterklasse, von Owen Jones.

    Ansonsten find ich das gesagte richtig.

  2. Wenn sich die Streikenden die einmalige Gelegenheit, die EM in ihrem Land als Bühne für ihre berechtigten Proteste zu benutzen, entgehen lassen, ist ihnen nicht zu helfen. Sehe allerdings auch die Gefahr,dass durch Provokateure gezündete Bomben die Proteste schnell in verordneter Staatstrauer
    ersticken.

  3. So dann meiner einer, es ist sogar Fakt das die Front National da lustig mit mischt und auf die Nuit Debout Bewegung sowie auf Streikende losgeht es gibt Hunderte von Schwerstverletzten dazu ist mehr bei Labournet zu lesen und jede Menge Video Material zu sichten.
    Was man auch wissen sollte der AFD hat eine enge Kooperation mit dem Front National und das wirft Fragen dahingehend auf was passiert wenn die 2017 in den Bundestag einziehen sollten und das werden sie so sicher wie das Amen in der Kirche.
    So so ziemlich die einzigen die die AFD aktiv bekämpfen ist die Antifa die Linke ist da eher passiv und macht das nur auf der Systemkritischen Seite und so manche mahnende Worte aber aktiv eher weniger leider ist das so.
    Man greift sogar die Antifa massiv an wegen einem Tortenwurf auf Sarah Wagenknecht die mit Ihren unglücklichen? Äusserungen? Das wohl selbst verschuldet hat und keine sichtbare Distanz zur AFD einnimmt.
    Auch haben wieder viele Linke sich schon wieder kritisch zu der Aktion der Antifa und Antira in Köln geäußert diese ja verurteilt aber wo waren die als Konrad da ein Podium geboten wurde kein Mitglied der Linken war da vor Ort um diesen Rassisten Einhalt zu bieten.
    Der Grundsatz der Kampf findet immer vor Ort statt erfüllt die Linke nicht mehr sie übt sich in Worthülsen denn wenn auch sich die Gelegenheit bietet ist sie nie zugegen das ist eine Erfahrung eine traurige.
    Was das mit Frankreich zu schaffen hat viel denn NeoNationalisten, NeueRechte, Patrioten auch Pro Bewegungen arbeiten schon lange international zusammen so sieht das aus.
    Wer weis was hier 2017 kommt wer miteinander koaliert und was das für Folgen hat für die für die sich die Linke einsetzen sollte solange es die Linke überhaupt noch gibt.
    Auf die Antifa zu hetzen die in Frankreich aktiv mit den Steikenden gegen Repressionen der Rechten und des Staates kämpft ist einer Linken nicht würdig.
    So und dann noch den Tortenwerfer zu verklagen ist nur noch bescheiden denn damit ist die Linke ebenfalls repressiv und somit ein Teil des kapitalistischen Systems und das ist Fundamentalkritik an einer Partei.
    In Frankreich ist Sozialdemokrat ein Schimpfwort wollt Ihr das Links das ebenfalls wird?
    So dann macht mal schön weiter so mit Flügelkämpfen die ich euch von Gelegenheiten abhalten gestern war so eine keine kleine Nummer in der AFD nur ihr wart nicht vor Ort wie so oft.
    Es sind die Taten die uns ausmachen nicht die Worte übrigens in Köln gab es auch Projekte für Rojava da lässt sich auch keiner von der Linken blicken.

  4. Ich bin der Meinung, dass diese Fußball verrückten, die es seit der letzten WM durch die breite Masse jeglicher Coleur der Bevölkerung zieht, einer Art Massengehirnerweichung unterliegen.
    Hier geht es um eine Form der “Solidarisierung mit dem Deutschen Volk”, die mit der Realität leider nichts mehr zu tun hat.
    Fußball ist genau wie im richtigen Leben kein fairer Sport, gespielt von über bezahlten aber eher unterbelichteten Spielern, die sich benehmen als wären sie Nutten auf dem Laufsteg.
    Es vergeht kaum ein Tag ohne Skandale, wie Schlägereien, Spielabsprachen, Wettbetrug, Bestechung, Doping oder wenigstens einer Beleidigung des guten Geschmacks.
    Auch ein Herr Hoeneß ist eben kein Vorbild in unserer neoliberalistischen Gesellschaft, war aber auch nicht wirklich anders zu erwarten.
    Mit dem Produkt, hier Fußball, werden Ersatz-Lebenswelten verkauft (Träume), die der Konsument in einer Wirklichkeit, in der nur noch Produkte und ihre Verheißungen leben, umso selbstverständlicher als seine eigene Welt adaptiert.
    Ich schrieb in einem anderen Portal einmal: “5000″ Leute waren bei Occupy, aber „Hunderttausende“ von Leuten rennen gleichzeitig in die „Allianzarenen”.
    Das sollte euch zu denken geben….Panem et circenses.

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