Nahrungsmittel nur noch an Menschen mit deutschem Pass? So nicht mit uns!, überlegte sich eine Gruppe von knapp zehn jungen Menschen der Linksjugend Solid und der Grünen Jugend in Essen und organisierte daraufhin eine eigene Verteilungsstelle am gestrigen Mittwoch, den 07. März.
Von neun bis zwölf Uhr dreißig standen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer vor dem Eingangsbereich der Essener Tafel, die in den letzten Tagen für Schlagzeilen gesorgt hatte durch ihre Entscheidung, nur noch Deutsche neu aufzunehmen.
Doch die Nachfrage fiel zunächst bescheiden aus. Wohl auch, weil die Aktion vorher nicht angekündigt gewesen war und viele Bedürftige sich erst später in die Schlange der Tafel einreihten. „Meistens stehen wir hier ab halb elf und warten mehrere Stunden. Es wird ja nach Uhrzeit aufgeteilt“, sagt Gabi P., Mitte fünfzig und regelmäßige Nutzerin der Essensausgabe. Dass sich nun engagierte junge Menschen zusammengeschlossen haben, um denen zu geben, die von der Tafel nichts mehr bekommen, findet sie richtig und gut. „Vielleicht sollte es auch einen Tisch geben für Menschen, die kein Schweinefleisch essen.“ Anders sieht das eine unbeteiligte Bürgerin, die beim Vorbeigehen ausruft, „Tafeln braucht es nicht! Man muss nur rechnen und sich sein Essen einteilen können!“.
„Der Pass darf nicht entscheidend sein!“
Allgemein fällt die Reaktion dennoch eher positiv aus. Im Laufe des Vormittags werden die Verteilenden ihren gesamten Vorrat an eigenproduziertem Graubrot und Gemüsesuppen, sowie Fladenbrot, Mais- und Bohnendosen, los. Jules El-Khatib, Mitglied im Landesvorstand der Linken NRW, erklärt, dass es der Gruppe nicht darum gehe, die Tafel und seine Organisatorinnen und Organisatoren bloßzustellen. „Wir wollen nur sichergehen, dass niemand hierhinkommt und mit leeren Händen wieder weggeschickt wird. Der Pass darf nicht entscheidend sein. Immer mehr Menschen in Deutschland haben Hunger, doch der Organisator der Tafel ist nicht schuld daran – wer etwas ändern muss, ist die Politik!“ Es sei ein trauriges Signal, dass so etwas wie die Tafel in Deutschland überhaupt nötig sei.
Dass das Thema „Diskriminierung durch die Essener Tafel“ inzwischen auch international Wellen geschlagen hat, bestätigt der Ansturm der Presse vor Ort: Nicht nur die „BILD“, sondern auch „Le Monde“ und „The New York Times“ kommen an diesem Vormittag, um die Beteiligten zu interviewen.
Einer der vorbeifahrenden LKWs der Tafel erregt dabei besonders Aufsehen: In dicken Lettern wurde mit Graffiti „NAZIS“ darauf gesprüht. Dem stellt sich Nadine Bendahou, ebenfalls Mitglied der Linksjugend, klar entgegen: „Das waren doch Idioten. Anstatt dass sich die Abgehängten in dieser Gesellschaft untereinander bekriegen, sollte man vereint gegen die da oben vorgehen. Dann kann das Land auch wieder sozialer werden.“
Dieser Beitrag erschien zuerst auf globustrotter.com.
2 Antworten
Na dann hoffe ich mal, dass die netten jungen Leute die nächsten Jahre mindestens zwei mal die Woche dort anzutreffen sind und weiterhin armen Menschen helfen. Sonst kommt noch jemand auf den Gedanken, dass es nur eine billige PR-Aktion war.
Ich finde es gut, dass es solche Institutionen gibt. Wenn es Menschen schlecht geht dann sollte ihnen geholfen werden, egal welche Hautfarbe oder welchen Glauben etc..