Die AfD bekennt sich zur "deutschen Leitkultur", die u.a. die "religiöse Überlieferung des Christentums" enthält. Davon hält der katholische Verlag nicht sehr viel. Foto: pixabay.com

Darf die Kirche das?

Ein Kommentar zur öffentlichen Distanzierung der katholischen Kirche von AfD-Politik.

Einen satirischen Spaß erlaubte sich der katholische „Echter Verlag“ vergangene Woche, um auf die Unvereinbarkeit des Christentums mit der AfD aufmerksam zu machen: Eine Broschüre mit dem Titel „Christliches in der AfD“ ist gefüllt mit: Leeren Seiten. Laut der Tageszeitung „Die Welt“ reagierte die Partei prompt und nannte die Veröffentlichung einen „Skandal“.

Doch Kritik kam nicht nur von rechts außen: Auch die ein oder andere (französisch-)laizistisch geprägte Person mag mit der Bemerkung, dass Staat und Kirche stets zu trennen seien, auf Zustimmung stoßen. Ein begründetes Argument? Schließlich wäre es wohl auch für Viele absolut inakzeptabel, wenn Bischöfe plötzlich massenweise Empörung über linke Politik kundtun würden. Was hat ein katholischer Verlag also in deutscher Politik zu suchen?

So einiges. Zumindest dann, wenn eine Partei für sich beansprucht, christliche Werte zu vertreten – und dabei genau das Gegenteil tut. Die sogenannte „Alternative für Deutschland“ bezeichnet sich selbst nicht nur als christlich, sondern bezieht ihre Politik explizit auf das Christentum, wie sich beispielsweise im AfD-Parteiprogramm nachlesen lässt. Oder wie Beatrix von Storch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, im Interview mit domradio.de sagte: „Bei uns (in der Partei) werden die christlichen Werte gelebt, vertreten und sind auch programmatisch verankert“.

Die Kirche hat eine moralische Verantwortung

Dabei beinhaltet ihre Politik so ziemlich das Gegenteil davon. Nämlich einen strukturellen Ausschluss von Menschen aufgrund ihrer Nationalität, Hautfarbe oder – Religion. Hier darf und muss die Kirche, in wessen Namen diese Politik gerechtfertigt wird, handeln; allein schon im Hinblick auf die historische Verantwortung der deutsch-katholischen Kirche, man denke nur an die Zeit des Nationalsozialismus. Es sind keine christlichen Werte, wenn man gegen Menschen hetzt – das sollte sie glasklar zum Ausdruck bringen. Und zwar nicht nur, um sich selbst zu distanzieren. Sondern auch, weil eine der Aufgaben einer Kirche darin besteht, ausgestoßenen Menschen ihre Hilfe und die Aufnahme in ihre Gemeinschaft anzubieten, unabhängig von Herkunft und sozialer Zugehörigkeit. Wenn sie rechte Hetze nicht als solche benennt, wie sonst kann sie den Unterdrückten zu verstehen geben, dass sie sich für sie einsetzt und für sie da ist? Es geht hier nicht um irgendeine Politik oder Gesetzesvorschlag, der der Kirche nicht passt. Würden „linke“ Politiker*innen menschenfeindliche Äußerungen tätigen, hätte die Kirche selbstverständlich ebenso ein Recht auf Einmischung. Ganz abgesehen davon, dass keine linke Partei ihre Werte ernsthaft mit der Bibel begründet.

Wenn gegen Menschen (rassistisch) gehetzt wird, ist jede*r verantwortlich, aufzustehen und sich dagegen zur Wehr zu setzten. Wer das nicht tut, stellt sich damit automatisch auf die Seite des Unterdrückers. Insbesondere die Kirche, die Werte wie „Nächstenliebe“, „Gerechtigkeit“ und „Fürsorge“ ganz großschreibt, hat eine moralische Verantwortung. Und insbesondere dann, wenn Hetze in ihrem Namen geschieht.

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2 Antworten

  1. Wer hetzt denn? Wenn 43% aller begleiteten minderjährigen Flüchtlinge erwachsen sind, ist es keine Hetze, wenn man es im Parlament thematisiert. Und wenn betont wird, dass 42% aller Migrantenkinder sehr schlechte schulische Leitungen aufzuweisen haben, ist das ebenfalls keine Hetze. Hetze ist es immer nur dann, wenn es denjenigen, die eine gescheiterte Bevölkerungspolitik zu verantworten haben, nicht in den Kram passt. Und da sind die Kirchen vorne daran. Den Kirchen geht es heutzutage nicht mehr um „Seelenheil“ oder einen intellektuellen Beitrag in der Debatte, sondern lediglich um eine religiös angehauchte Umverteilungsideologie, also um „Sozialismus“. Das ist insofern kritisch zu sehen, als Umverteilung stets bedeutet, dass einem genommen etwas werden muss, um es einem anderen zu geben. Bei rund 16 Millionen Migranten im Land stellen sich da zwangsläufig Ermüdungserscheinungen ein. Theologisch ist das ein „heißes Eisen“.

    Wenn dann von kirchlicher Seite auch noch behauptet wird, der Islam sei „Teil Deutschlands“ sollte man dann doch in Erinnerung bringen, dass es keinen einzigen deutschen Physiker, Philosophen, Literaten, Musiker, Maler oder Intellektuellen von Weltrang gibt, der je Muslim war. Für mich ist das ein sehr zentraler Teil meiner Identität.

  2. Sehr geehrte Frau Butter,
    Verzeihung, haben Sie Helmut Schmidt zum Verhältnis von Religion und Staat gelesen? Haben Sie Kurt Flasch „Warum ich kein Christ bin“ gelesen? Haben Sie Heinz Buschkowsky gelesen? Haben Sie Thomas Jefferson gelesen? Haben Sie Andreas Edmüller „Die Legende von der christlichen Moral“ gelesen? Was soll denn das sein, bitteschön? Und Ihre Angabe, die AfD sei eine christliche Partei, hat deren Parteiführer Herr Gauland schon 2016 zurückgewiesen (was nicht alle verstanden haben). Wie kommen Sie darauf, dass Sie festlegen, was die Aufgabe der Kirche(n) ist? Haben Sie Schleiermacher gelesen? Das wäre hilfreich.-
    Lassen Sie sich auf diese unverzichtbaren Quellen hinweisen, bevor Sie eine Arbeit anfertigen, die allenfalls die Welt von gestern beruhigt und Sie später einmal ob der Abwegigkeit Sie persönlich beunruhigt oder gar beschämen kann. MfG Dr. Dr. Markus Vette

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