Frauenrechte und Islam? – (K)ein Widerspruch

„Frauenrechte statt Islam“ – so heißt eine Veranstaltung der Linksjugend Hamburg  mit Mina Ahadi, wenn man den Plakaten glauben schenken darf, mit denen sie ihr Herbstprogramm bewerben. Der Titel impliziert, dass Frauenrechte im Islam unmöglich wären. Kein guter Ausgangspunkt für eine kritische und inhaltliche Debatte. Zumindest Online wurde der Titel nun in „Frauenrechte und Islam“ geändert.

Selbst die konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung titelte 2011 „Frauen im Islam – Die Religion ist nicht das Problem“ und war damit den vermeintlichen Linken der Jugendorganisation der Linkspartei Hamburg bereits einen Schritt voraus. Mit dem Titel der Veranstaltung bedient die Jugendgruppe eine gefährliche Stimme im öffentlichen Diskurs: Frauenrechte und „der Islam“ passen nicht zusammen, sexuelle Gewalt würde „importiert“ und überhaupt sei der Islam problematisch.

Mina Ahadi ist die Referentin, die heute in Hamburg referiert. Mina Ahadi ist bekannt als Vorsitzende des Zentralrats der ex-Muslime in Deutschland. Sie ist Exil-Iranerin, die sich Zeit ihres Lebens für ein freies Iran einsetzte und deswegen im Iran in Abwesenheit zu Tode verurteilt wurde.

Verwirrung auf PI News

Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Mina Ahadi ist auch als Gegnerin von Islamismus und für tendenziösen Aussagen gegenüber dem Islam im Allgemeinen bekannt. So veröffentliche sie 2010 einen Bericht beim bekannten Blog der Neuen Rechten, Politically Incorrect. Die Onlinezeitung Welt schrieb in einem Bericht zu Mina Ahadi: „Mina Ahadi ist Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, sie warnt vor der Islamisierung in Deutschland.“

Zusammen e.V. berichtet auf seiner Website, das Mina Ahadi, zu einem uns unbekannten Zeitpunkt, ein Referat zum Thema „Das hat mit dem Islam nichts zu tun“ hielt. Hier soll sie gesagt haben, der Islam sei „schlimmer als der Faschismus, weil dieser seine Ziele offen bekannt“ gebe, währen der „Islamismus seelsorgerisch daher kommt, wie der Zentralrat der Muslime“ und sein Programm der Weltherrschaft nicht bekannt gebe.

Weiter führte sie nach dem Bericht fort: „Die Gutmenschen und Kulturalisten versuchen die Brutalität des Islam als kulturelle Identität zu verharmlosen, dabei ist der radikale Islam schlimmer als der Faschismus. Er hat seit über eintausend Jahren Menschen unterdrückt und in Barbarei gehalten.“

Befeuert antimuslimischen Rassismus

Mit solchen Aussagen wird das gesellschaftliche Klima in Deutschland weiter verschlechtert. Seit Monaten tobt eine Schlacht im Internet und in Politshows, ob und wie der Islam Integrierbar wäre und ob der „Islam überhaupt zu Deutschland gehöre“. Aussagen wie die Ahadis befeuern Thesen, die eine muslimfeindliche Stimmung erzeugen. Das zeigt auch die kürzlich erschienene Mitte Studie zu rechtsextremen Einstellungen der Friedrich-Ebert-Stiftung. Laut dieser haben 18,3 Prozent der Deutschen eine muslimfeindliche Einstellung.

Kritische Veranstaltungen sind wünschenswert und wichtig, um Ideen, Lösungsansätze und Analysen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und seine eigenen Theorien und Weltbilder weiterzuentwickeln oder sie in Frage zu stellen. Doch sollte man dazu stets überlegen, wen man sich einlädt und wie eine solche Veranstaltung ablaufen sollte.

Denn wenn man es mit dem Kampf gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt ernst meint, bleibt einem nach der Analyse der nüchternen Fakten nur eins zu sagen: Männer, die Frauen begrapschen, ihnen Gewalt antun oder auf sonstige Art und Weise belästigen sind Arschlöcher, egal woher sie kommen – das hat nichts mit einer bestimmten Religion zu tun.

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4 Antworten

  1. Nüchtern betrachtet müsste man aber auch sagen, auf Religion basierende Tradtionen sind häufig der Grund für Arschlöcher, egal auf welcher Religion.

    Das die „konservative FAZ“ Religionskritik nicht gelten läßt verwundert daher nicht, da die Kritik auch christliche Traditionen einschließt.

    Aber was das angeht erleben wir einen krassen Backslash. Der Einfluss von Religion war zumindest in Mitteleuropa fast gebrochen, zumindest der unmittelbare Einfluss auf das Leben der Menschen. Heute wird im Namen der „Religionsfreiheit“ der Einfluss selbst in linken Kreisen akzeptiert.

    Vermutlich haben viele die Vorstellung Religion wäre ein bisschen glauben und Spiritualität. Wer aber konkret deren Einfluss erlebt hat wird anders denken. Daher kann ich die Bestimmheit von Ahadi verstehen. Und wir sollten an die Zeiten denken wo auch hier Menschen stigmatisiert wurden, die nicht dieser Religionslehre entsprachen.

  2. Hier wird eine Kommunistin, die das mit dem Faschist.Islam aus eigener Jahrzehntelanger Erfahrung richtiger sieht wie ihr (Mina Ahadi ist im ZK der Arbeiterkommunistischen Partei Iran) von euch mit deutschen Rechtsradikalen zusammengebracht. Ich weiß nicht, ob die mal was in PI veröffentlichte und warum (den Informationen von Zusammen.e.V., die zur ultrastalinistischen „Kommunistischen Initiative“ gehören, ist nicht zu trauen) , aber in wellchen deutschen, angbebl. sozialist.Publikationen, könnte sie denn veröffentlichen? Bei euch sicher nicht; ihr habt schon unheimlich viel berechtigte Faktenreiche Kritik am Islam zensiert (dieses Statement wird sicher auch wieder nicht gedruckt) und benehmt euch wie ein sozialist. getarntes Propagandablatt für den Islam.

  3. Sehr geehrter Herr Kegevara,
    in Ihrem Artikel ist vor allem die Aussage besonders wichtig: „Kritische Veranstaltungen sind wünschenswert und wichtig, um Ideen, Lösungsansätze und Analysen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und seine eigenen Theorien und Weltbilder weiterzuentwickeln oder sie in Frage zu stellen.“
    Diese sehr begrüßenswerte Aussage, die für Toleranz und Offenheit und auch ein ganzes Stück für eine wissenschaftlich, analytische Herangehensweise steht, sollte aber auch der Gradmesser für das eigene Handeln sein.
    Einen Auftritt von Mina Ahadi bei einer linken Organisation zu kritisieren, steht eben gerade nicht dafür, seine eigene Theorien und Weltbilder weiterzuentwickeln oder sie in Frage zu stellen. Genau dazu könnte es nämlich kommen, wenn man Mina Ahadi ohne Vorurteile einfach mal zuhört.
    Sie hat als kommunistische Kämpferin und Atheistin sicher einiges beizutragen, um Meinungen in Frage zu stellen.

    Hätten Sie, Herr Kegevara, ein Problem damit, wenn ihr Vortrag Ihre eigenen Theorien und Weltbilder in Frage stellt? Diesem Risiko müssen Sie sich natürlich stellen, wenn Sie Ihre eigene Aussage ernst nehmen.

    Es ist ein wichtiges Element in einer freiheitlichen Gesellschaft, auch Meinungen und Argumente anzuhören, denen man nicht zustimmt. Wie lautet noch der berühmte Satz, den man -nicht ganz korrekt- Voltaire zuschreibt? „Ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.“

    (Wobei übrigens Sie, Herr Kegevara nicht mal persönlich Ihr Leben einsetzen müssen, sondern lediglich Frau Ahadi. Sie ist von den Religionsführern zur Ermordung freigegeben, weil Sie sich gegen die angeblich göttlichen Gesetze des Islam wehrt (Steinigung, Todesstrafe), sich für Menschenrechte einsetzt und dem Islam den Rücken gekehrt hat. Sie lebt deshalb unter Polizeischutz.)

    Das sollte zur Meinungs- und Informationsfreiheit in Deutschland erst mal als Anmerkung reichen. Und nun noch ein paar Anmerkungen zum Thema Frauenrechte im Islam.
    Ich persönlich habe die meisten aller etwa 50 islamischen Länder bereist und zum Teil dort auch gearbeitet. Ich kenne also das islamische Umfeld nicht nur aus der hiesigen Anschauung (beim Gang durch Düsseldorf) sondern auch da, wo der Islam Staatsreligion ist. Ich bin in Malaysia in der Nacht von der Scharia-Polizei aus dem Hotelbett geholt worden, weil die Scharia-Polizei kontrollieren wollten, mit wem ich es teile. Ich habe in zig Gesprächen gehört (z. B in Indonesien und Mauretanien), dass Frauen nicht Auto fahren und studieren sollen, wie es meine Töchter täten. Ich habe die fast tödliche Gewalt einer marokkanisch-deutschen Ehe erlebt, weil die Frau die hier übliche Freiheit wollte. Ich bin bei der Einreise nach Saudi Arabien körperlich bis an die intimsten Stellen kontrolliert worden, ob ich nichts verbotenes (Pornografie, nicht islamische oder gar atheistische Schriften, Alkohol, USB-Sticks usw.) mitbringe. Aus einem Restaurant dort wurde ich verwiesen, weil ich mich aus Unachtsamkeit in den nur für Frauen/Familien vorgesehenen Bereich begeben hatte. Und danach war ich froh, nicht verhaftet worden zu sein.

    Diese persönlichen Erfahrungen – die ich noch seitenlang fortsetzen könnte – sowohl in angeblich „moderateren“ islamischen Ländern, als auch im Ursprungsland des Islam, gaben mir einen Eindruck, was es heißt, in einer islamisch geprägten Gesellschaft zu leben. Und ich bin froh, dass meine Töchter nicht in einer islamischen Gesellschaft aufwachsen müssen.

    Das Erwähnte sind nur persönliche Erfahrungen. Rein subjektiv von mir in über 40 Jahren Reise- und Arbeitserfahrung vor Ort gesammelt. Das hat also nichts zu bedeuten und sagt eigentlich nichts aus, wenn das Erlebte nicht mit weiteren Fakten korrelieren würde: in keinem islamischen Land gelten die individuellen Menschenrechte (UN-Charta), in keinem islamischen Land gibt es Demokratie, in keinem islamischen Land herrscht wirklich Meinungs- und Informationsfreiheit, in keinem islamischen Land herrscht Gleichberechtigung, in keinem islamischen Land gibt es freie Entfaltungsmöglichkeiten für Oppositionsparteien und NGOs, in keinem islamischen Land kann man offensiv den Atheismus vertreten, in keinem islamischen Land gilt Freiheit für Lehre und Forschung usw. usw.
    Welches Argument hätte man also zu sagen, hier in Deutschland/Europa würde es anders?
    Klar, man könnte sagen, die Zustände in der islamischen Welt haben alle nichts mit dem Islam zu tun. Aber das kann man nur sagen, wenn man die islamischen Gesetze nicht kennt, wenn man das Leben Mohammeds nicht kennt und wenn man vor den Strukturen in den Ländern die Augen verschließt. Eine Trennung Religion und Staat ist im Islam nicht vorgesehen. Diese Trennung ist auch im „Denken“ der Menschen dort nicht erstrebenswert und bedeutungslos. (Deswegen klappen die so genannten Demokratisierungsversuche, z. b. in Afghanistan ja auch nicht.)
    Man kann nur sagen „das hat nichts mit Religion zu tun“, wenn man wichtige Grundlage der Religion nicht verstanden hat. Denn prinzipiell stehen für alle Religionen die (angeblichen) göttlichen Gesetze (Koran, Thora, Bibel, Sanatana Dhrama) über den von Menschen erarbeiten Gesetzen (Grundgesetz, UN-Menschenrechts-Charta, Strafgesetzbuch, BGB usw…). Völlig logisch, wenn man an ein oder mehrere höhere Wesen glaubt, dass die Gebote erlässt. Und wenn die göttlichen Gesetze immer höher stehen, ist prinzipiell keine Anpassung an die von Menschen gemachten Gesetze möglich.
    Nur umgekehrt. Aber dann ist es mit der Freiheit und Menschenwürde in unserem Sinne vorbei…

    Mina Ahadi versucht unter Einsatz ihres Lebens einen aufklärerischen Weg zu gehen. Sie weist – untermauert mit eigenem Erleben und Fakten – auf die Probleme des Islam hin. Sie hat es verdient, dass man ihr zuhört, auch wenn es nicht einfach ist und Ihr eigenes Weltbild, Herr Kegevara, dabei gefährdet werden könnte.

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