Faysal Sariyildiz, HDP Abgeordneter, Foto: Jimmy Bulanik

Der Westen ignoriert die Stimmen der HDP

Die Türkei ist eines der im Moment alles bestimmenden Themen. Viele Politikerinnen und Politiker werden auf einmal zu Hütern von sogenannten westlichen Werten und kritisieren Erdogan, das zwar zurecht, jedoch heuchlerisch. Denn die meisten haben vor nicht allzulanger Zeit den Flüchtlingsdeal mit der Türkei verteidigt und Erdogan für seinen Bürgerkrieg gegen die kurdische Minderheit nicht erwähnt oder kritisiert. Und das schlimmste: Mit der Opposition, vor allem der HDP, spricht außer der Linkspartei kaum jemand. 

Der Besuch des Abgeordneten des türkischen Abgeordneten Faysal Sariyildiz in Deutschland war eine gute Möglichkeit, dies zu ändern. Faysal Sariyildiz sagt von sich das er überzeugter Pafizist sei, welcher zu keinem Zeitpunkt je eine Waffe angerührt hat. Seine parlamentarische Immunität wurde in der Republik Türkei aufgehoben. Nun befindet sich Faysal Sariyildiz mehreren Wochen in der Europäischen Union. Insgesamt besucht er zur Zeit über Zweiundvierzig Städte in zwölf Ländern.

Überall begegnete die Menschen Faysal Sariyildiz wohlgesonnen. Auch künftig wird der Referent unmittelbar mit den Menschen in Europa kommunizieren. Der Wahlkreis Sariyildiz in der Republik Türkei ist die Stadt Cizre, in der durch staatliche Gewalt 130 Menschen ums Leben kamen. Als der HDP Abgeordnete einen Zwischenstopp in Gelsenkirchen einlegte sagte er, er sei ein Augenzeuge der Ereignisse in seinem Wahlkreis Cizre. Zum Zeitpunkt seiner Wahl zum Mitglied der türkischen Nationalversammlung befand er sich in türkischer Haft. Doch nicht nur die Lage in Cizre war Thema. Er berichtete auch über den versuchten Militärputsch.

Daran beteiligte Generäle wurden zuvor wegen ihrer Operationen im türkischen Inland vom amtierenden türkischen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ausgezeichnet und die nun beschuldigte Gülen Bewegung, war über 14 Jahre lang Bündnispartner Erdogans und der AKP. In der Amtszeit der AK Partei hat die Gülen-Bewegung starke Strukturen in der türkischen Republik aufgebaut. Für Gülen sei es wichtiger, dass seine Anhänger über einen guten Bildungsabschluss verfügten und ein für die Polizei unauffälliges Leben führten, als der Besuch einer Moschee. Unter anderem deshalb vergleichen viele Wissenschaftler die Gülen-Bewegung mit den frühen Protestanten: Arbeitsethos und wirtschaftlicher Erfolg als Auszeichnung Allahs.

Für den Faysal Sarayildiz sind die sozialen Belange und die Gleichwertigkeit aller Menschen, welche sich der Republik Türkei befinden, von entscheidender Bedeutung. Leider musste das HDP Mitglied vor kurzem erfahren, dass in seinem Wahlkreis Cizre Imame wegen humanistischer Gesinnung aus ihrem Amt entlassen und zehn Orte im türkischen Inland durch das Militär zerstört wurden. Er beschrieb, dass die Angst der Menschen in der Republik Türkei Gleichschaltung, Nationalismus, Faschismus sowie deren Mündung in einen unnötigen Bürgerkrieg sehr stark und real sei. Für die HDP ist die einzige Alternative die Solidarität aller Werktätigen und friedliebenden Menschen des Landes. Sie Streben mit Kontinuität in Ihrer Kommunikation nach Vertrauen unter allen Menschen, welche sich in seiner türkischen Heimat befinden. Das Empfinden das alle darin lebende Menschen gleichwertige Mitglieder einer gemeinsamen Zivilgesellschaft sind mit mit möglichst gleichwertiger Lebensqualität im Alltag ausgestattet sein müssen, ungeachtet vom Alter, Geschlecht, ethnischer Abstammung, geschlechtliche Orientierung, konfessionelle Zugehörigkeit oder Weltanschauung. Den staatlichen Laizismus der Türkei hält er für unantastbar.

Faysal Sarayildiz beschrieb, dass sich die HDP ohne Unterlass in die türkische Öffentlichkeit begeben. Dabei werben sie für ein Wertegerüst aus individueller Freiheit, Sozialstaatlichkeit, Rechtsstaatlichkeit sowie Rechtssicherheit. Dies sei ganz im Sinne des Großteils junger und gut ausgebildeter Menschen in der Türkei, deren Durchschnittsalter bei 28 Jahren liegt. Doch die Kritik der HDP bleibt nicht bei Erdogan und der Unterdrückung stehen. Sie zeigt auch den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und den ungleichen Lebensbedingungen im Land auf.

Lobend hob der HDP Abgeordnete in Gelsenkirchen auch das „emanzipatorische Projekt“ Rojava hervor. In Bezug auf die Zukunft bleibt Faysal Sarayildiz optimistisch.

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