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Säkularismus und Islamfeindlichkeit von rechts

Säkularismus und Laizismus werden als Mittel der Linken gesehen, zumindest von dieser, grade in Frankreich zeigt sich aber, dass die Laiciete nicht nur ein Mittel der Linken ist, sondern auch immer häufiger von der Rechten verwendet wird. Dass der Säkularismus zum Mittel der Rechten wurde, hängt auch mit dem Spaltungsmechanismus des Kapitalismus zusammen.

Wie die Beispiele Sarkozy und Front National zeigen, ist der Säkularismus in keinster Weise das Monopol der historischen Linken. Es befinden sich jedoch noch weitere, weniger offen rechtsgerichtete Versionen im Umlauf. Diese neuen Versionen eines »Säkularismus der starken Hand« im liberalen politischen Lager haben sich auf äußerst bizarre und unglückliche Art manifestiert. Ein Beispiel hierfür ist der französische Ableger der europäischen feministischen Gruppierung Femen, die während der Olympischen Spiele 2012 eine von den Medien ausführlich verfolgte Protestaktion gegen die Frauenunterdrückung unter islamischen Regimes durchführte. Während das kontroverse Femen-Markenzeichen des »Nacktprotests« von den meisten Gruppenmitgliedern eingehalten wurde, war eine der Aktivistinnen als »Muslim« verkleidet – als offensichtlich rassistische Karikatur, mit einem dunklen aufgemalten Bart und einem bösartigen und bedrohlichen Gesichtsausdruck. Die Einzigen, die solchen Karikaturen applaudieren, stammen aus den Reihen antimuslimischer Rassisten und Faschisten. Ein weiteres Beispiel sind Websites zur Verteidigung des Laizismus, auf denen Beiträge sowohl von rechts als auch von links veröffentlicht werden. Robert Albarèdes, einer der Autoren des Weblogs Riposte Laique, stellte fest: »Es gibt eine gemeinsame Idee, die uns alle vereint, und das ist der Säkularismus und seine Wichtigkeit in der französischen Gesellschaft. Abgesehen von dieser Übereinkunft können unsere Autoren, festangestellt oder freiberuflich, sowohl von der extremen Rechten als auch der radikalen Linken kommen, das interessiert niemanden.«35

Ein noch größeres Gewicht haben allerdings die Vordenker des »neuen Atheismus«, der seit dem 11. September 2001 an Popularität gewonnen hat, darunter vor allem Richard Dawkins und der verstorbene Christopher Hitchens, sowie Sam Harris und die neokonservative Ayaan Hirsi Ali. Viele dieser neuen Atheisten sehen sich als Liberale, doch tun sie sich vor allem durch ihre schweigende oder ausdrückliche Zustimmung zum „Krieg gegen den Terror“ hervor sowie durch das Anstacheln der Islamophobie unter dem Deckmantel atheistischer Objektivität. In seinem im Jahr 2006 erschienenen Buch „Der Gotteswahn“ argumentiert Dawkins, dass jeglicher religiöse Glaube (und somit jede religiöse Praxis), jegliche Glaubensrichtung zu jeder Zeit und in jedem Kontext, einschließlich gemäßigter religiöser Positionen scharf angegriffen werden müsse. Doch wie Eagleton in seiner Rezension des Buches betont, sind „gewisse Strömungen des Liberalismus, für die Dawkins eintritt, heute zu einer ziemlich hässlichen Spielart des Neoliberalismus verkommen“.36

Das trifft sicherlich auf Hitchens zu, dessen widerwärtiges Abfeiern des Gebrauchs von Cluster-Bomben durch George W. Bush ihn zu einem der entschiedensten Befürworter des Kriegs machte, und dessen aggressive Islamophobie anscheinend nur ein Teil seines Hasses gegen alle Religionen war. Er glaubte, Atheisten seien besonders befähigt dazu, sich zum Krieg gegen den Terror zu äußern. Sam Harris übernahm diese Haltung und monierte, die Liberalen hätten nicht verstanden, „wie gefährlich und verkommen unsere Feinde in der muslimischen Welt sind“. Er ging sogar so weit zu sagen, dass „die Menschen, die am vernünftigsten über das Thema der Bedrohung Europas durch den Islam sprechen, im Grunde die Faschisten sind“.37 Ayaan Hirsi Ali, eine dem neuen Atheismus verbundene „feministische Atheistin“ und Mitglied des neokonservativen American Enterprise Institute, forderte, dass „alle muslimischen Schulen“ geschlossen werden müssten.38 Auf solche Äußerungen bezieht sich der australische marxistische Autor Jeff Sparrow, wenn er von der »Bewaffnung des Atheismus« spricht – der Instrumentalisierung einer berechtigten Kritik an Religion als Vehikel für rechtsextreme oder neokonservative Interessen«.39 Er zeigt auf, dass sicher nicht jeder in der Neue-Atheisten-Szene ein »hitchensianischer Kriegstreiber« ist. Viele von ihnen waren gegen den Einmarsch in den Irak und gegen die exzessive Islamophobie dieser Galionsfiguren. Sie „vertraten dennoch Ideen, die wir ansonsten nur mit der harten Rechten verbinden würden“. Wie Eagleton anmerkt, fanden die antireligiösen Schmähreden von Dawkins und Co. „nie eine Ergänzung durch eine kritische Bewertung des globalen Kapitalismus, der Hass, Angst, Unsicherheit und das Gefühl der Demütigung hervorbringt und so den Fundamentalismus verursacht“.40

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3 Responses

  1. auch der 500. Artikel mit demselben, längst widerlegten Inhalt macht es nicht besser.
    wer als linker nicht gegen den Islam ist -wie es Marx &engels waren, auf die ihr euch fälschlicherweise beruft- überläßt ja die islamkritik geradezu den rechten als alleinstellungsmerkmal und treibt damit afd &pegida weitere leute zu. was nicht passiert wäre wenn linke von anfang an nicht aus angst vor dem rassismusvorwurf auf deutlichere islamkritik verzichtet hätten.

  2. wer so hartnäckig wie ihr 1000x denselben Artikel veröffentlicht, obwohl nie von einem einzigen (!) leserkommentar recht bekommen, der nimmt die Realität in seinem paralelluniversum niicht mehr wahr, sondern ist abgedriftet in den Weltraum der Selbstherrlichkeit. vermutl. seit ihr ohne kontakt zur erde nur noch aus dem Weltraum zugeschaltet?

  3. Wow. Eine derartig verfälschende Wiedergabe der Positionen von Sam Harris und Christopher Hitchens habe ich selten gelesen. Die regressive Linke ist eben einfach nicht in der Lage, den Neuen Atheismus zu verstehen.

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