Frieden in der Ägäis gefährdet – was neue NATO Stützpunkte in Griechenland bedeuten würden

In den letzten Tagen wird in der griechischen Presse berichtet, dass die NATO neue Stützpunkte in Griechenland errichten möchte. Dabei sollen türkische NATO-Stützpunkte aufgegeben werden und nach Griechenland verlagern werden. Grund dafür ist vor allem das angespannte Verhältnisse zwischen den USA und der Türkei. Das Interesse der USA an Griechenland ist gewachsen, seit die Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdogan unberechenbarer geworden ist. Welche Auswirkungen wird dieses Vorhaben auf die Region haben?

Einerseits sei die Türkei NATO-Mitglied, andererseits ist das Land strategischer Partner Russlands, das habe schon jetzt zu Spannungen im Mittelmeerraum geführt, heißt es in den Berichten. Die Annäherung an Russland ist nicht zuletzt beim Dreiertreffen zum  Syriengipfel in Ankara deutlich geworden. Darüber hinaus sind Russland und die Türkei durch gemeinsame Waffengeschäfte, Gaspipelines sowie dem Bau eines Atomkraftwerks in Akkuyu in der südtürkischen Provinz Mersin strategisch miteinander verknüpft.

Die außenpolitische und strategische Ausrichtung der Türkei, die Achse Moskau-Ankara-Teheran zur Syrienfrage sowie die Unberechenbarkeit des Sultans habe amerikanische Kreise dazu veranlasst, ihre Präsenz in der Türkei zu überdenken und ein Auge auf Griechenland zu werfen.

Griechenland zeigt sich dabei in seiner Rolle als „Musterschüler“ für die NATO. Die SYRIZA-ANEL Regierung hat die Beziehungen zu USA-freundlichen Staaten, wie zum Beispiel Israel und Saudi-Arabien intensiviert und ist durch die angespannte Lage zum östlichen Nachbarn in einer schwierigen Situation. Somit erfüllt sie alle Auflagen, ohne das politische Gewicht zu haben, sich dagegen auszusprechen. Neben der schlechten Wirtschaftslage Griechenlands, wurden auch  die Provokationen und Kriegsandrohungen der Türkei immer lauter: Die Türkei stellt seit langem die Souveränitätsrechte Griechenlands in der Ägäis in Frage, setzt die Grenzverletzungen durch Kriegsschiffe und Flugzeuge fort, stellt die Verträge, die die Grenzen festlegen, offen in Frage. Sie drohte sogar offen mit Krieg. Ihren Höhepunkt erreichten die Anspannungen nach der Inhaftierung zweier griechischer Soldaten durch die türkischen Behörden. Diese sind bis heute in der Türkei in Gewahrsam. Die griechische Regierung steht nun unter Beschuss der Bevölkerung und der rechten Opposition.

Washington, auf der anderen Seite setzt auf die Achse Israel-Zypern-Griechenland, die der NATO-Südflanke den Rücken freihält. Damit wird die Konfrontationsgefahr de facto auf die Ägäis verlagert. Die USA wird nicht zurückschrecken, ihre politischen Ziele durch Stellvertreterkriege durchzusetzen. Sollte es zu einer Eskalation kommen, wird es Konfrontationen im Mittelmeerraum geben. Die Ägäis würde dann als Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Griechenland und der Türkei werden.  Sieger wird erneut die Waffenindustrie sein, das Wettrüsten ist im vollen Gange.

Griechenland sollte, anstatt den westlichen Antirusslandkurs mitzutragen und sich dabei in Konfrontationskurs mit der Türkei bewegen, die politischen Beziehungen zu Russland erneuern und sich auf einen außenpolitischen Kurs hinbewegen,  der nicht abschottet. Die von den USA-NATO und der EU ausgeübten Praktiken eines neuen kalten Krieges müssen scharf kritisiert werden. Eine friedenspolitische Ausrichtung, die auf balancierte politische Außenbeziehungen setzt, sind der Schlüssel  für  den Erhalt von Frieden und Stabilität in der Region.

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2 Antworten

  1. Liebe Foti,

    Dir sollte bekannt sein, dass das Verhältnis zwischen Griechenland und Russland grundsätzlich ein sehr gutes ist. Da muss nichts neu überdenken. Wie Du aber in Deinem Kommentar selbst schreibst, ist Griechenland wirtschaftlich nicht in der Lage, dieses auch „nach aussen“ zu vertreten. Zu groß ist der Druck seitens der EU und der Nato. Was soll es also tun? Die Bündnisse und somit ein sehr großes Stück Sicherheit gegenüber der Türkei aufgeben, um auf ein Russland zu bauen, dass im Falle der Fälle Griechenland auch nicht zur Seite stehen wird, sondern auch nur auf seine eigenen Interessen schaut? Viele schöne Worte seitens der Russen mögen ja nett klingen, aber Taten habe ich bis heute keine gesehen.

    1. Hallo Götterbote,

      deine Kritik geht am Thema vorbei.

      Erstens: (gutes Verhältnis Griechenlands zu Russland)
      Man müsste hier zwischen den russophilen Sentimenten der griechischen Bevölkerung, die traditionell ein gutes Verhältnis zu Russland pflegt, und der griechischen politischen Klasse, die den Antirusslandkurs hält, unterscheiden.

      Zweitens :
      Es geht mir nicht um eine eine „Neueingliederung“ in einen strikt russischen Block, wie du kritisierst. Das wäre ja eine Einladung zur Eskalation. Mir geht es darum, den Frieden in der Region zu sichern. Dies wäre meiner Meinung nach nur möglich, wenn Griechenland, gerade weil es wirtschaftlich am Boden liegt, außenpolitisch multidimensional handelt, auch um seine Interessen zu vertreten. Ein Beispiel, dass der gr. Wirtschaft mehr als nur geschadet hat, ist das von der EU verhängte Embargo an Russland. Griechenlands Landwirtschaft war abhängig von russischen Importen und liegt nun am Boden. Hier wären wir wieder beim westlichen „Antirusslandkurs“.

      Drittens:
      Griechenland sollte einen deeskalierenden Kurs anstreben und nicht, wie du andeutest „auf Russland bauen“. Meine Intention ist es, Frieden in der Ägäis zu erhalten und nicht einen Krieg auf der einen oder anderen Seite zu bestreiten. Gerade deshalb ist es nicht hinnehmbar, neue NATO-Stützpunkte in Griechenland zu errichten.
      Wenn man nach deiner Aussage geht, kann man davon ausgehen, dass du den Krieg heraufbeschwörst. Eines sollte dir zu denken geben: Weder Russland, noch die USA, werden im Sog ihrer imperialistischen Vorstellungen anderen Ländern helfen, wenn es nicht zu ihrem Vorteil ist. Krieg ist ein Verbrechen. Deine angedeuteten „Taten“ möchte ich auch nicht sehen, weder von der russischen, noch von der US-Seite.

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