Picture: Malcolm X by Jakob Reimann - CC BY-ND 2.0

Wer war Malcolm X?

Black Lives Matter“ – die Bewegung in den US-amerikanischen Großstädten hat weltweit und auch in Deutschland Widerhall gefunden und Menschen ermutigt, gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße zu gehen. Der Aufstand in den USA reiht sich in eine lange Geschichte des Kampfes gegen Rassismus und für Gleichberechtigung ein. Sie beginnt mit der Abschaffung der Sklaverei nach dem amerikanischen Bürgerkrieg und setzt sich bis heute fort.

Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, sich mit dieser Geschichte zu beschäftigen, als heute. Einen hervorragenden Einstieg dafür bietet das Buch aus der Reihe „A Rebel’‘s Guide“ „Wer war Malcolm X?“ von Antony Hamilton, einem in Berlin lebenden politischen Aktivisten aus Großbritannien.

„Wer war Malcolm X?“

Malcolm X war einer der größten Bürgerrechtsaktivisten und in den 1960er Jahren die unbestrittene Ikone der Black-Power-Bewegung der USA. Seine Reden inspirierten Hunderttausende dazu, gegen Unterdrückung aufzustehen. Er spornte eine ganze Generation an, sich dem Rassismus „mit allen erforderlichen Mitteln“ zu widersetzen. Dem institutionellen Rassismus und der Segregation begegnete er mit Taktiken, die sich parallel zum Kampf um Bürgerrechte entwickelten. Gegen Ende seines kurzen Lebens vertrat er revolutionäre und sozialistische Ideen. In einer Rede im Januar 1965, einen Monat vor seiner Ermordung, rief er: „Es ist falsch, die Rebellion der Schwarzen einfach als Konflikt von Schwarzen gegen Weiße oder als ein rein amerikanisches Problem zu betrachten. Was wir heute erleben, ist vielmehr eine globale Rebellion der Unterdrückten gegen den Unterdrücker, der Ausgebeuteten gegen den Ausbeuter.“

Seine revolutionären Ideen und sein Wunsch nach Veränderung formten sich Hand in Hand mit persönlichen Erfahrungen und im Schoß einer Bewegung, die reale materielle Verbesserungen, Demokratie und Gleichheit einforderte. Das Buch zeichnet diesen Weg nach und ordnet die Radikalisierung seiner politischen Positionen in die Ereignisse und Ideen des Befreiungskampfes ein. Es beginnt mit seiner Kindheit, die von Armut, Rassismus und den Ideen seiner Eltern geprägt war. Seine Eltern hingen dem Schwarzen Nationalismus Marcus Garveys an. Dieser hielt Rassismus für unüberwindbar und propagierte eine Rückkehr nach Afrika. Garvey stand im Gegensatz zu W. E. B. du Bois, der für sozialistische Ideen und einen gemeinsamen Kampf von Schwarzen und Weißen eintrat.

Revolutionäre Praxis

Das Buch beschreibt Malcolm Xs politischen Weg zur Nation of Islam und sein Wirken in dieser Organisation, die er mit seinen Predigten innerhalb weniger Jahre von einer kleinen Sekte zu einer Massenorganisation umwandelte. Es beschreibt weiter, welchen Einfluss die Bürgerrechtsbewegung Martin Luther Kings, seine Hadsch nach Mekka und seine Reisen auf den afrikanischen Kontinent auf ihn ausübten. Der Besuch afrikanischer Länder und der Kontakt mit nationalen Befreiungsbewegungen ließ ihn mit den Ideen des Schwarzen Nationalismus und der Nation of Islam brechen. Er trat für das Recht auf Selbstverteidigung ein und entwickelte sich dadurch von einem religiösen Prediger zu einem Vertreter des radikalen Flügels der Bürgerrechtsbewegung. Am Ende seines Lebens kam er so zu der Erkenntnis, dass eine revolutionäre Praxis notwendig ist, um eine bessere Welt zu schaffen.

Im Anhang des Buches ist seine Rede „Der Wahlzettel oder die Kugel“ erstmals auf Deutsch abgedruckt. Die Ideen, die er in dieser Rede kurz vor seiner Ermordung entwickelt, waren die politische Blaupause für die Gründung der Black-Panther-Party nach seinem Tod. Wer eine kompakte und leicht verständliche Einführung in das spannende Leben und die Ideen von Malcolm X und die Geschichte des antirassistischen Kampfes in den USA sucht, ist mit diesem Buch bestens beraten.

Eine Besprechung von Klaus Henning die bei Marx21 erschien.

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