Der kleine Balkanstaat, der gerade Mal soviel Einwohner*innen wie Düsseldorf hat, wird das 29. Mitglied der Nato. Der lokale Regierungschef Milo Đukanović unterschrieb das Beitrittsprotokoll. Nun fehlen nur noch die Unterschriften der 28. Mitgliedsstaaten.
Das Ringen um den kleinen Balkanstaat zwischen Russland und der Nato hat ein Ende, der montenegrinische Präsident hat sich entschieden. Die Entscheidung der Nato Montenegro einzuladen, wird mit absoluter Sicherheit keinen militärischen Grund gehabt haben. Das kleine Land besitzt gerade einmal eine 2.000 Mann und Frau starke Armee. Ebenso ist es nicht von zentraler Bedeutung für die Stationierung von Soldat*innen in der Region, sind doch bereits Albanien und Kroatien Nato Mitgliedsstaaten.
Vielmehr ging es der Nato darum, Montenegro von Russland zu lösen, welches bis dato eng mit russischen Wirtschaftsvertreter*innen zusammengearbeitet hatte.
Moskau hat im Gegenzug sowohl Nato, als auch Montenegro vor einem Beitritt des kleinen Adriaanrainerstaates gewarnt. Für sie, so scheint es, ist es ein weiter Schachzug der Nato in seit den 1990ern laufenden Osterweiterung.
Die Kluft zwischen der pro-westlichen (pro-amerikanischen) und einer pro-russischen Fraktion in Montenegro vertiefte sich von Jahr zu Jahr. Die regierenden pro-NATO-Clique Đukanovićs sieht sich seit Monaten tausenden Demonstranten gegenüber, die einen Nato Beitritt strikt ablehnen, aber ebenso den Nepotistischen Regierungsstil des Präsidenten, der das Land nun seit über 20 Jahren in unterschiedlichen Funktionen und Rollen führt.
Đukanović reagierte auf die Demonstranten mit Repressionen, woraufhin die Demonstrationen zu einem allgemeinem Ausdruck der Unzufriedenheit wurden und durchaus zu größeren Unruhen führen könnten. Wenn man das „große Ganze“ betrachtet, verursacht dies bei den „Global Playern“ keinerlei Kopfschmerzen. Montenegro selbst spielt in den Überlegungen Washingtons keine all zu große Rolle. Der „Wert“ des Landes liegt in der Rolle, die es bei weiteren regionalen und internationalen Entwicklungen spielen könnte, nicht im Land an sich.
Und zu guter letzt beeinflusst die Interessenpolitik beider Länder massiv die innenpolitische Lage des Landes. Nicht nur, dass Đukanović einen Nato-Beitritt gegen eine wahrscheinliche Mehrheit im Land durchgesetzt hat, sie beeinflusst auch das Verhältnis der Parteien zueinander, die wirtschaftliche Situation und vieles mehr.