Freiheit zwischen Raketen und Wirtschaftskrise: Die aktuellen Sorgen im Süden Libanons

Die libanesische Bevölkerung feiert seit dem Jahr 2000 am 25. Mai ihren „Tag der Befreiung“. Nach dem Rückzug der israelischen Besatzung im Jahr 2000 aus Südlibanon wurde der Tag der Befreiung, international bekannt als „Resistance and Liberation Day“, zu einem der bedeutendsten Nationalfeiertage des Landes. Doch statt großer Feste stehen dieses Jahr vor allem die Unruhen im Süden und das Leid in Gaza im Mittelpunkt der Libanesen.

Vor 24 Jahren endete der Großteil der Besatzung des Südlibanons und politische Gefangene kamen aus dem berühmten israelischen Foltergefängnis Khiam frei. Die Souveränität ihres Staates und ein Leben in Freiheit ist an diesem Jubiläum nicht nur der größte Halt der Libanesen, sondern auch der größte Wunsch, den sie an diesem Tag ihren Geschwistern in Palästina widmen.

Während sie ihre Freiheit feiern, haben sie dieselben Sorgen um ihr Leben in diesem Land, wie die Generationen vor ihnen: Nur ein Tag nach dem Nationalfeiertag trifft eine israelische Rakete einen Motorradfahrer vor einem Krankenhauseingang in Bint Jbeil. Der Fahrer und ein Krankenhausmitarbeiter kamen ums Leben, neun weitere Personen wurden verletzt. Der Versuch des Volkes ihre Geschichte aufzuarbeiten bleibt unter diesen Umständen unmöglich.

Kriege sind kostspielig und die Bevölkerung zahlt am meisten

Seit dem Zusammenbruch der libanesischen Wirtschaft im Jahr 2019 hat die Währung rund 95% ihres Wertes verloren. Im Jahr 2023 erreichte der libanesischen Pfund ein Rekordtief von umgerechnet 140.000 libanesischem Pfund auf 1 US-Dollar.

Aus einem aktuellen Bericht der World Bank geht hervor, dass sich die Armut in Libanon innerhalb von 10 Jahren verdreifacht hat. Demnach lebt eine von drei Personen unter der Armutsgrenze, darunter häufiger betroffen sind aus Syrien geflüchtete Menschen.

Im Süden wird deutlich, dass die Menschen keinen Krieg wollen und mehr Eskalationen nicht abfangen können. Besonders leidet die Landwirtschaft unter den Folgen des Krieges. Lebensmittel sind für viele nicht bezahlbar, weswegen immer mehr Menschen auf Nachbarsfarmen oder ihre eigenen Anbauten zurückgreifen. Die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah führten dazu, dass viele Farmen im Süden leer stehen oder verbrannten. Auch der Handel mit benachbarten Ländern ist erschwert. Die Arbeits- und Schulwege sind für viele Menschen im Süden zu riskant, weswegen sie unregelmäßig Schulen, Universitäten oder den Arbeitsplatz besuchen.

Fast täglich wird in Libanon demonstriert

Eins sagt man den Libanesen nicht grundlos nach: Resilienz. Laut den Libanesen regieren sie sich selbst. Die ohnehin schon gespaltene und unvollständige Regierung des kleinen Landes trägt nach Meinung der meisten Menschen nicht zum Wiederaufbau bei. Demonstrationen sind Teil des Alltags der Libanesen geworden. Seit Oktober 2023 finden zudem in der Hauptstadt Beirut beinahe täglich pro-palästinensische Proteste statt. Dabei wird von den Demonstranten besonders der eigene Staat kritisiert, der für die Mehrheit der Libanesen weder zur Unterstützung in Gaza beiträgt noch zu den Missständen der Palästinenser*innen in Flüchtlingslagern im Libanon. Die Solidarität der Menschen im Libanon mit dem palästinensischen Volk ist tief in ihrer Kultur verwurzelt. Beide Völker bezeichnen sich gegenseitig als Geschwister. Auch außerhalb von Demonstrationen sieht man aktuell vom Norden bis zum Süden des Landes die palästinensische Flagge häufiger über Balkone hängen.

Trotz Krisen und Kriegen ist das libanesische Volk stets voller Hoffnung. Sie alle wünschen sich Sicherheit und Stabilität in der Region und kämpfen tagtäglich zu einem hohen Preis für ihre Freiheit.

Nada Ftouni arbeitet als freie Journalistin

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