Screengrab The New Arab, YouTube.

Berlinale: Bevölkerung lässt sich nicht den Mund verbieten – Ein Leserbrief an die SZ von Judith Bernstein

Judith Bernstein ist Mitbegründerin der Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe und hat in München Stolpersteine verlegt. Ihr nachfolgender Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung ist eine Reaktion auf die Artikel „Die Schande von Berlin“ und „Habt ihr gut geschlafen?“ im Zuge der Berlinale. Die SZ hatte diesen Leserbrief nicht abgedruckt.

Die Berlinale hat gezeigt, wie groß die Kluft zwischen der Politik und der deutschen Bevölkerung ist. Die Kritik, dass der brutale Angriff der Hamas vom 7. Oktober nicht erwähnt wurde, ist berechtigt. Allerdings stimme ich Antonio Guterres zu, dass dieser Angriff nicht im leeren Raum stattgefunden hat. Und genau  davon haben die Regisseure des Films „No other Land“ gesprochen. Die Statements von Yuval Abraham  und Basel Adra könnten im Übrigen in der israelischen Presse nicht veröffentlicht werden, denn bis auf die liberale Zeitung Haaretz wird in den israelischen Medien mit keinem Wort über das Töten und die Zerstörung im Gazastreifen berichtet. Die Mehrheit der Israelis will es auch nicht wissen. Sollen wir uns etwa daran ein Beispiel nehmen, aus Angst vor Antisemitismus? Und wem helfen wir damit? Einem Netanjahu, der nicht nur die Palästinenser, sondern sein eigenes Volk (so wie die Geiseln) opfert, indem er unbedingt den Krieg weiterführen will, um nicht wegen der gegen ihn geführten Prozesse im Gefängnis zu landen?

Die Reaktion des Publikums bei der Berlinale hat gezeigt, dass die Bevölkerung sich nicht mehr den Mund verbieten lassen will. Deshalb sollten die Politiker, die Medien, der Zentralrat der Juden und die Jüdischen Gemeinden eine andere Haltung zur israelischen Politik einnehmen. Ansonsten befürchte ich als Jüdin, dass der tatsächliche Antisemitismus befördert wird.

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