Avaaz fordert Boykott der Fußball-WM in Russland

Avaaz ist eines der größten Portale für Onlineaktivismus, in der Vergangenheit ist es durchaus auch mit progressiven Themen aufgefallen, wie dem Kampf gegen Korruption in Brasilien, der Sammlung von Unterschriften für ein unabhängiges Palästina oder den Schutz von Edward Snowden. Doch nun hat sich das Portal auf Russland eingeschossen und fordert den Boykott der Fußball-WM wegen dem Krieg in Syrien, die Kriegspolitik der USA wird dagegen ignoriert.

In dem Aufruf heißt es: „Es gibt einen Grund, warum Assad diese Zerstörung durchziehen konnte: Russland. Aber jetzt gibt es eine Sache, die Russland noch wichtiger sein könnte als Syrien: Die Fußballweltmeisterschaft zu retten, die es dieses Jahr ausrichtet.“ Die Petition suggeriert damit das Russland und Syrien alleine Schuld seien am Krieg.

Weiter heißt es: „Die britische Premierministerin hat gerade angekündigt, dass keine Minister anreisen werden. Und in Deutschland wird heftig über einen Boykott debattiert. Das ist enorm! Wenn noch mehr Regierungen und Spieler sich unter dem Motto #cupofshame gegen diese WM-Schande stellen, könnte Russland sich gezwungen sehen, die Bombenangriffe zu stoppen.“ Als seien ausgerechnet Deutschland und Großbritannien, die beide selbst im Krieg involviert sind und Staaten wie Saudi-Arabien hochrüsten, der Maßstab der Dinge, wenn es um Frieden geht. Beide Länder verdienen sich eine goldene Nase mit dem Export von Waffen in Kriegsgebiete und Diktaturen und unterstützen die Türkei, die aktuell die kurdische Metropole Afrin erobert.

Avaaz fordert die WM in ein anderes Land zu verlegen: „Die britische Premierministerin hat gerade angekündigt, dass keine Minister anreisen werden. Und in Deutschland wird heftig über einen Boykott debattiert. Das ist enorm! Wenn noch mehr Regierungen und Spieler sich unter dem Motto #cupofshame gegen diese WM-Schande stellen, könnte Russland sich gezwungen sehen, die Bombenangriffe zu stoppen.“ Dabei ist die Behauptung, dass es sich nicht um einen Boykott handeln würde, ein Widerspruch zur ersten Zeile der Email, in der es heißt: „Dutzende von syrischen Gruppen rufen Länder dazu auf, nicht zur Fußball-WM nach Russland zu fahren — die Debatte ist in vollem Gange — unterzeichnen Sie die Petition und verbreiten Sie diese überall.“

Avaaz betreibt damit einseitige Stimmungsmache in diesem Konflikt, der von vielen Regierungen auf der Welt angeheizt und betrieben wird. Doch während Großbritannien und Deutschland als vertrauenswürdig dargestellt werden, zu den Kriegsverbrechen der Türkei und den USA geschwiegen wird, wird Russland zum alleinigen bösen erklärt. Damit schadet Avaaz sich selbst, den ein progressives Onlineportal muss gegen alle Kriegstreiber die Stimme erheben und nicht einseitig Schuldige suchen.

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3 Antworten

  1. Sehr interessant ist der Hinweis von Dr. Daniele Ganser, der aussagt, dass Russland auf eine Einladung einer gewählten Regierung bzw. souveränen Regierung seinen Einsatz führt. Im Gegensatz dazu besteht für die Einsätze kein Uno-Mandat. Somit ist der Einsatz von Russland legitim und der der anderen Staaten nicht.

  2. Es ist bedauerlich- und darüber hinaus dumm – die Stimmung gegen Russland nun auch
    bei Avaaz zu schüren. Ich habe dieses Mal die Petition nicht unterzeichnet.
    Die Kriege die von den USA, auch unter Beteiligung Westeuropas, im Irak, Iran, Afghanistan, Libyen usw. in den letzten Jahren geführt wurden, wurden weitgehend toleriert. Lag es daran dass die Länder mit den
    westlichen Werten an der Produktion der Waffen verdienten?
    Wenn endlich begreifen die Politiker im Westen, dass eine Zukunft in dauerhaftem Frieden nicht ohne
    Russland möglich sein wird.

  3. Wer ist Avvaz?
    Avaaz („Stimme“ auf Farsi, Hindu und Urdi) wurde Anfang 2007 als Kind der US-Organisationen „Res Publica“ und „MoveOn.org“ gegründet. Während „Res Publica“ eher im Hintergrund arbeitet und – bis zur Schaffung von Avaaz – thematische Schwerpunktarbeit etwa zu Sierra Leone oder Darfur leistete, ist „MoveOn.org“ eine in den USA bekannte Plattform, die, ähnlich wie Avaaz, politische Kampagnen (und Fundraising vor allem für Wahlkampfzwecke) primär über das Internet betreibt. MoveOn.org ist dabei so etwas wie der außerparlamentarische Web 2.0-Arm der Demokraten. Entsprechend finden sich in den Lebensläufen der Avaaz-MacherInnen (dabei dreht sich vieles um Ricken Patel, Geschäftsführer von Avaaz) Verbindungen zur Rockefeller- und Gates-Foundation, aber auch zu anderen international agierenden Polit-Organisationen wie der „International Crisis Group“ (mit Joseph Fischer im Beirat und Volker Rühe als externer Berater).  Unabhängig davon, wie scharf sich konkrete Kritik an den vorgenannten Institutionen formulieren lässt, ist zunächst klar: Wir haben es hier mit einer Organisation zu tun, die in jedem Fall die Idee repräsentiert, dass das Gutes „von Oben“ kommt oder kommen muss. Graswurzlerisch ist hier zunächst einmal – gar nichts.

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