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US-Milliardäre wurden während Corona um 1 Billion Dollar reicher

Eine Studie des Institute for Policy Studies ermittelte, dass die 647 Milliardärinnen und Milliardäre in den USA seit Beginn der Corona-Krise ihr Vermögen um 1 Billion US-Dollar auf 3,907 Billionen Dollar vermehren konnten. Insgesamt schafften während der Krise 33 weitere Personen den Sprung in den Kreis der Milliardäre.

Die weltweite Zahl positiv auf Corona Getesteter hat jüngst die Marke von 60 Millionen durchbrochen, die Zahl der an oder mit Corona Gestorbenen geht der 1,5 Millionen entgegen. Deutschland erzürnt sich – vollkommen zu Recht – über die Unverschämtheit und NS-Banalisierung von Jana aus Kassel, die Politik diskutiert, ob wir mit fünf oder zehn Leuten Silvester feiern dürfen und in Südbayern ist gestern schon wieder ein Schlachthof zum Corona-Hotspot geworden.

Die USA liegen mit über 13 Millionen kumulierten Fällen und fast 270.000 Toten einsam an der Spitze der Corona-Ländertabelle. In seinem letzten Jahr im Weißen Haus stellte Donald Trump noch ein letztes Mal die geballte Inkompetenz seiner Regierung unter Beweis. Die Arbeitslosenzahlen in den Staaten explodieren wie seit der Großen Depression nicht mehr und im zweiten Quartal schrumpfte die US-Wirtschaft mit 33 Prozent um den höchsten Wert seit Anfang der Aufzeichnungen. Acht Millionen US-Amerikaner*innen sind in die Armut abgestürzt, 30 bis 40 Millionen droht coronabedingt der Rauswurf aus ihren Wohnungen und Häusern. Die Selbstmordraten steigen. Aus diesem Sumpf aus Seuche, Tod, Armut und Elend ragt eine Insel des Widerstands heraus, die all dem trotzt. Eine Art Gallisches Dorf, nur eben genau andersherum.

1 Billion Dollar für die Superreichen

Eine jüngste Studie des Institute for Policy Studies ermittelte, dass die 647 Milliardärinnen und Milliardäre in den USA seit Beginn der Corona-Krise Mitte März ihr Vermögen bis Stichtag 17. November um 960 Milliarden US-Dollar vermehren konnten. (Heute, neun Tage später, ist es also fair anzunehmen, dass der Wert 1 Billion durchbrochen hat.) Insgesamt schafften während der Krise 33 weitere Personen den Sprung hinein in diesen Kreis der Milliardäre. Das kumulierte Milliardärsvermögen stieg in diesem Zeitraum von 2,947 Billionen auf 3,907 Billionen US-Dollar an – 33 Prozent Vermögenszuwachs in acht Monaten also.

Um diese 1 Billion Dollar ins Verhältnis zu setzen: Dieser Wert entspricht der akkumulierten Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) der „untersten“ 93 Länder auf dem Globus. Ein paar Hundert superreiche US-Amerikaner*innen haben in acht Monaten ihr Privatvermögen also um denselben Betrag erhöht, wie 93 Länder in einem gesamten Jahr zusammen erwirtschaften.

„Diese explodierende Ungleichheit wird maßgeblich von zwölf Unternehmen vorangetrieben, deren Gewinne zu Lasten von Arbeitnehmer*innen und Gemeinden gehen“, schreiben die Autor*innen der Studie. Diese „Konzerne stehen sinnbildlich für die Gier großer Unternehmen, die in den letzten 40 Jahren ungezügelt wucherte“. Darunter vor allem Einzelhändler wie Walmart, Amazon und Target oder Lebensmittelhersteller wie Tyson Foods (siehe unten).

Insbesondere Amazon sieht sich wegen seiner katastrophalen, ausbeuterischen Arbeitsbedingungen immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt. Allein der Vermögenszuwachs von Amazon-CEO Jeff Bezos während der Pandemie beträgt 70,7 Milliarden US-Dollar, während sich mindestens 20.000 Amazon-Angestellte mit Covid-19 infizierten. Bezos nennt jetzt 183,7 Milliarden US-Dollar sein Eigen. Die Walton-Familie (Walmart) legte um 48 Milliarden zu.

Auch der Investmentriese BlackRock und andere Private-Equity-Unternehmen finden sich unter den Hauptprofiteuren der Pandemie wieder. „Ihr Geschäftsmodell extremer Kostensenkung und Schuldenlast, um so zusätzliche Profite auszupressen, ist grundsätzlich nicht mit dem Schutz von Arbeitnehmer*innen und Gemeinschaften während einer Pandemie vereinbar“, heißt es in der Studie. In diesem Monat wurde noch ein weiterer Rekord geknackt: Es gibt nun fünf einhundertfache Milliardäre auf der Welt. Der französische Luxus-Titan Bernard Arnault stieß zu Jeff Bezos, Bill Gates, Mark Zuckerberg und Elon Musk in diesen exklusiven Club dazu. Vor zwei Jahren gab es dort nur eine einzige Person.

John Tyson – rechtskonservativer „wiedergeborener“ Christ und Erbe des Fleisch-Giganten Tyson Foods Inc. – konnte sein Vermögen während der Pandemie zwar „nur“ um spartanische 600 Millionen Dollar mehren, doch verdeutlicht eine Anekdote um seinen Schlachtkonzern sinnbildlich, um was es in diesem Text hier gehen soll.

Die Schlachtbank des Profits

Nach Firmenprofil verarbeitet Tyson Foods rund 20 Prozent des in den USA konsumierten Rind-, Geflügel- und Schweinefleischs. In Waterloo, Iowa, betreibt Tyson den größten Schweineschlachtbetrieb in den USA und beschäftigt dort 2.800 Angestellte. Als zu Beginn der Pandemie wie in Deutschland Schlachtbetriebe zu Corona-Hotspots wurden, kam Tom Hart, der Werksleiter der Waterloo-Einrichtung, auf eine Idee: Er eröffnete für die Manager und Vorgesetzten des Betriebs einen hausinternen Wettpool, in dem darauf gewettet wurde, wie viele der Tyson-Angestellten sich mit Corona infizieren werden. Der Pool war „cash only“ und lief nach dem „Winner-Takes-All“-Prinzip: Für den Gewinner dieser Menschenwetten kam eine beträchtliche Summe zusammen.

Am Ende waren es allein im Waterloo-Schlachthaus mindestens 1.000 Infektionen. Insgesamt gingen bis Mai 4.600 positiv Getestete und 18 Todesfälle auf Tysons Konto. Die Zustände in den Tyson-Schlachtbetrieben waren teils noch katastrophaler, als wir es in Deutschland von Tönnies kennen. Angestellte beklagten mehrfach die ungenügenden Hygienestandards und auch der Sheriff des Black Hawk County, Sheriff Tony Thompson, erklärte bereits zum Anfang der Pandemie, die Zustände im Waterloo-Schlachthaus hätten ihn „ins Mark erschüttert“, doch die Leitung weigerte sich, die Anlage zu schließen.

Die Familie eines Verstorbenen klagte daher gegen Tyson Foods aufgrund von „grober Fahrlässigkeit und […] mutwilliger Missachtung der Arbeitssicherheit“. Aus den Gerichtsdokumenten geht hervor, dass die Aufseher der Waterloo-Anlage bereits im März von ihren Vorgesetzten angewiesen wurden, die Existenz „bestätigter Fälle“ oder „positiver Tests“ in der Waterloo-Einrichtung zu vertuschen und entsprechende Berichte zu leugnen. Ein Vorgesetzter soll gegenüber den Angestellten gesagt haben, „sie hätten die Verantwortung, weiter zu arbeiten, um sicherzustellen, dass die Amerikaner nicht hungern“.

Die Tyson-Anekdote ist ein Brennglas auf den Kapitalismus in Zeiten der Corona und steht sinnbildlich für unzählige Fälle überall auf der Welt: Die höchste Führungsriege häuft mit kriminellen Machenschaften astronomische Reichtümer an. Um auch die letzten Profite herauszupressen, wird die Arbeitssicherheit mit Füßen getreten und die Personen, die diese Reichtümer überhaupt erst erschaffen, werden vorsätzlich in Lebensgefahr gebracht. Der Vorstand hat für diese Menschen nur tiefste Verachtung übrig.

Die Corona legt einmal mehr die Menschenfeindlichkeit unserer kannibalistischen Weltordnung offen, in der Gier das höchste und final einzige Ideal ist und Menschenleben auf der Schlachtbank des Profits geopfert werden.

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