Den Nazis die Stadien streitig machen

In Chemnitz wurde eines stadtbekannten Neonazis im Stadtion gedacht. Thomas Haller galt als einer der führenden Köpfe in der Chemnitzer Neonazi-Szene. Der deutsche Fußball, der Fußball im Allgemeinen, hat ein Hooligan und Naziproblem in den Stadien, nicht nur in Chemnitz.

Und auch in Chemnitz geht’s noch weiter: Früher arbeitete der Chemnitzer FC auch mit der Sicherheitsfirma des Nazis zusammen. Er gründete zudem Anfang der 1990er Jahre die Vereinigung Hoonara (Hooligans-Nazis-Rassisten). Und genau diesem Mann kondolierte Peggy Schellenberger, SPD Stadträtin aus Chemnitz. Ein Spieler streckte ihm zu ehren ein T-Shirt mit der Aufschrift „Support your local Hools“ in die Höhe.

Und einer solchen Person gedenkt man? Meine ersten Gedanken an diesen Menschen waren nur: Wie bekommt man so jemanden aus dem Stadion?

Nur erklärt der Klub, dass er die Trauerminute und Ehrung nur zugelassen hätte, weil die „Fans“ sonst mit massiven Ausschreitungen gedroht hätten. Der Verein stellte Strafanzeige. Die Sparkasse kündigte den Sponsorenvertrag.

Doch wie konnte es soweit kommen, dass die rechte Szene einen ganzen Verein im Würgegriff hat? Ganz einfach: In dem man jahrelang wegschaut. Keine massenhaften Stadionverbote. Keine Aktionen gegen Rassismus.

Dabei müssen sich viel mehr Vereine ein Beispiel an Profimannschaften wie Eintracht Frankfurt nehmen, der sich sehr häufig und klar gegen die AfD, Neonazis und Hooligans positioniert und aktiv dagegen ankämpft und Fans dabei unterstützt.

Leider gibt es jedoch mehr negative als positive Beispiele. Der Fall Rot-Weiß-Essen. In Essen marschiert seit über einem Jahr die selbsternannte Bürgerwehr „Steeler Jungs“. Diese rekrutiert sich augenscheinlich aus dem Hooligan-Umfeld des Rot-Weiß-Essen. Schaut man sich die Facebook-Profile der Menschen an, die die selbsternannten Steeler Jungs verteidigen, haben sie recht häufig RWE-Symbole auf ihren Profilbildern oder unter ihren Fotos.

Man findet zudem Sprüche wie „Meine Ehre heißt Treue“, „Bruderschaft Deutschland“ und vieles, vieles mehr, was auf eine Verquickung von Neonazis, RWE-Hooligans und mehr hinweist.

Doch bis heute unterstützt der RWE, im Gegensatz zum kleinen Amateurclub TC Freisenbruch aus dem Stadtbezirk, die Proteste gegen die Steeler Jungs weder moralisch noch real. Stattdessen erklärte 2018 der Vorstand von RWE: „man werde keine AfD Mitglieder ausschließen, schließlich sei man neutral.“ Der Verein betonte zwar, dass man gegen Rassismus sei, aber es folgte genau nichts.

Wieso macht RWE keine Werbung für die Initiative „Steele bleibt bunt“? Wieso gibt es wie beim TC Freisenbruch auf Facebook, Instagram und Twitter keine klaren Postings gegen Rassismus mit Bezug auf die Steeler Jungs? Wieso erhalten die Mitglieder der selbsternannten Steeler Jungs nicht endlich ein Hausverbot im Stadion?

Falls RWE Angst hat, dass danach niemand mehr zu ihren Regionalligaspielen geht: dann hat RWE ein echtes Problem. Denn wenn so viele Menschen von Antirassismus und Antifaschismus abgeschreckt wären, kann das kein gutes Zeichen sein. Vor allem der Antirassismus steht sowohl in den Satzungen von RWE und DFB, als auch der FIFA.

Nazis und Hooligans verpassen mit ihrem Auftreten ganze Vereine und Städten ein schlechtes Image. Und wenn man dagegen nicht konsequent etwas unternimmt, kommt sowas wie Chemnitz dabei heraus.

Für uns Fußballliebhaber*innen heißt das: nicht wegschauen, sondern Missstände benennen. Wir dürfen den Fußball nicht Rassist*innen überlassen, die gegen Andersdenkende, Jüd*innen, Muslime und andere Minderheiten hetzen.

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