Die aktuelle Wirtschaftskrise hat in vielen Ländern Südeuropas zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt und zu starken Abwanderungsbewegungen geführt. Nun hat das Unicef-Kinderhilfswerk eine Studie unter dem Namen „Children of the Recession“ über „die Wirkung der ökonomischen Krisen auf das Wohlbefinden der Kinder in reichen Ländern“ veröffentlicht, der die Folgen der Krise, aber auch der falschen Krisenpolitik deutlich macht und zu Veränderung ermuntert.
Untersucht werden in dem Bericht die 41 wohlhabendsten Staaten, also hauptsächlich Industrie- und die sogenannten Schwellenländer. Der Fokus des Berichts liegt auf der Kinderarmut und er macht deutlich, dass sich die Zahl armer Kinder in den reichen Ländern im Zeitraum von 2008 bis 2012 um 2,6 Millionen erhöht hat. Der Bericht verwendet dabei eine Armutsquote, die sonst als „extreme Armut“ bezeichnet wird, nach der Studie gelten dabei Kinder als arm, wenn das Einkommen der Familie unter 50 Prozent des Netto-Durchschnittseinkommens der Bevölkerung in dem betreffenden Land liegt.
Rückgang und Zunahme von Armut
Positiv ist nach dem Bericht, dass die Kinderarmut in 18 Ländern in diesem Zeitraum zurückgegangen ist, am stärksten in Chile, gefolgt von Polen, Australien, Slowakei und Schweiz. Deutschland ist das letzte Land, in dem die Armutsrate abgenommen hat, allerdings nur um 0,2-Prozentpunkte: von 15,2% auf 15,0%. In 23 der 41 Länder ist die Zahl der armen Kinder dagegen gestiegen, unerwartet auf Platz 1 liegt dabei Island dort ist die Zahl von 11,2% (2008), einer der niedrigsten Werte weltweit, auf 31,6% (2012) gestiegen. In Griechenland von 23 auf 40,5%, Lettland 23,6 auf 38,2, Kroatien 15,8 auf 27,6, Irland 18,0 auf 28,6, Spanien von 28,2 auf 36,3, Italien von 24,7 auf 30,4 und Portugal von 22,8% auf 23,8%. Angestiegen ist die Zahl der Betroffenen auch in den USA von 30,1% auf 32,2%, dabei ist auffällig, dass in Bundesstaaten mit vielen „nicht weißen“, die Zahl der Kinder in Armut auch 40% überschreitet. Insgesamt leben in den 41 untersuchten Ländern 76,5 Millionen Kinder unterhalb der Armutsgrenze, dass sind 2,6 Millionen mehr als 2008. Konkret bedeutet das, in den Ländern, die die Armut haben senken können sind 4 Millionen Kinder aus der Armut entkommen, aber 6,6 Millionen wurden seit 2008 in anderen Ländern in die Armut gestoßen.
Falsche Politik der Troika
Unicef macht deutlich, dass das Versagen der Politik vor allem in Europa nicht ohne die verfehlte Politik der Troika zu betrachten ist. „Der Druck der Finanzmärkte zwang viele Regierungen, die Budgets zu kürzen. Die 180-Grad-Wende (U-turn) in der Euro-Zone war besonders abrupt und es gab einen Rückgang der Sozialausgaben für Kinder und Familien“ heißt es in dem Bericht. Infolgedessen verschlechterten sich die Lebensbedingungen für Kinder, besonders in den südeuropäischen Staaten. Das Kinderhilfswerk von Unicef untersuchte auch die Arbeitslosenraten.„Arbeitslosigkeit ist unter Heranwachsenden und jungen Erwachsenen ein signifikanter Langzeit-Effekt der Rezession. Unter den 15 bis 24-jährigen hat die Arbeitslosigkeit in 34 der 41 analysierten Länder zugenommen. Jugendarbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben in vielen Ländern besorgniserregende Höhen erreicht“ so die Autoren in der Studie. In einigen Ländern im Süden Europas hat sich die Jugendarbeitslosigkeit verdoppelt bis verdreifacht, besonders dramatisch sind dabei die Folgen für Griechenland, wo über 50% der Jugendlichen arbeitslos sind.
Folgen der Armut
Die Studie zeigt auch deutlich welche Folgen die Armut auf die Kinder hat. 21 Prozent der Kinder berichten, dass mindestens ein Elternteil seine Arbeit verloren hat, 28 Prozent müssen auf Urlaube verzichten, 5,4 Prozent können sich nicht ausreichend Nahrungsmittel leisten (dazu Ernährungsumstellungen: weniger Fleich, Fisch, Obst), 8,2 Prozent mussten in billigere Wohnungen umziehen, 27,3 Prozent berichten, dass Spannungen und Streitigkeiten in der Familie zugenommen haben. „In den 30 europäischen Ländern lebten 2012 mit 11,1 Millionen etwa 1,6 Millionen mehr Kinder in ernster materieller Not bzw. Entbehrungen (deprivation) als 2008 (9,5 Millionen). Je länger diese Kinder im Armuts-Kreislauf gefangen bleiben, desto schwieriger wird es für sie, daraus zu entkommen“.
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