Das Elend der antiimperialistischen Linken in Deutschland

Wenn sich heute jemand die Mühe macht ein paar gängige Facebook-Seiten der sogenannten antiimperialistischen Linken unter die Lupe zu nehmen, dann fällt schnell auf, dass Gruppen wie die Antiimperialistische Aufklärung, ähnlich wie Teile der DKP und DIE LINKE auch, nicht nur den russischen Imperialismus abstreiten, Bashar al-Assad unterstützen und von der Befreiung Aleppos reden. Einige gehen sogar noch weiter.

Die Antiimperialistische Aktion z.B. unterstützt abgesehen von Putin und Assad auch noch den designierten US-Präsidenten Donald Trump, der ja für seine rassistischen, sexistischen, homophoben und proto-faschistischen Sprüche berüchtigt ist. Trump pflegt übrigens seit den letzten 30 Jahren gute Beziehungen zu Teilen der russischen Oligarchie, die ihn teilweise mitfinanzierte, während die von ihm bisher ernannten Minister fast alle für den Sturz der iranischen Regierung einstehen. Hinzu kommen seine pro-zionistischen Positionen, die selbst die pro-israelischste Regierung der US-Geschichte – die Obama-Administration – in den Schatten stellt. Die Antiimperialistische Aktion gratulierte Trump zur Präsidentschaft und bezeichnet Trump-Fans aus Neu Seeland, die mit „Make America Great Again“ Cappies herumlaufen als ihre ‘‘Genossen‘‘. Da ist es kein Wunder, dass sie selbst den philippinischen Präsidenten Duterte zu mögen scheinen, der von sich selbst behauptet, Kriminelle eigenhändig ermordet und eine Person aus dem Helikopter geworfen zu haben. Seit Dutertes Amtsübernahme vor 6 Monaten sind im Zuge des Anti-Drogen-Krieges über 6000 Menschen getötet worden. Aber die Antiimperialistische Aktion berichtet lediglich wohlwollend von seinem Antiamerikanismus.
Das einzige was die Assad-Unterstützer von Die Rote Fahne wiederum an Trump zu stören scheint ist seine uneingeschränkte Solidarität mit Israel. Man findet keinerlei Kritik an seinem Rassismus, Sexismus usw. Ist das nicht etwas seltsam für eine Zeitung, die sich auf Liebknecht und Luxemburg beruft und in deren Fußstapfen treten möchte?

Die Antizionistische Aktion, die Trump gegenüber zwar kritisch eingestellt ist, gehört gleichzeitig auch zu den Freunden von Assad und hat unter anderem wohl auch deshalb kein kritisches Wort für Putin übrig, obwohl Russland die diplomatischen, wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen zur israelischen Regierung in den letzten Jahren ausgebaut hat und sich auch nicht ernsthaft für die Belange der PalästineserInnen einsetzt. Eigentlich ziemlich peinlich für eine Truppe, die sich Antizionistische Aktion nennt.

Dass ein Teil der Linkspartei und gewisse Seiten wie z.B. Antifaschistische Kampfausbildung oder Friedendsdemowatch, menschenverachtende, das heißt antideutsche Ideologien wie den Zionismus und anti-palästinensischen Rassismus verteidigen, den US-Imperialismus befürworten oder zumindst verschweigen sowie anti-kapitalistische Massenproteste für gefährlich oder für rechts halten, ist die eine Seite der Medaille. Dass aber ein Großteil der antiimperialistischen Linken den russischen Imperialismus und kapitalistischen Charakter Russlands klein redet oder gar abstreitet, Assad feiert und viele auch noch Trumps Wahlsieg zelebrieren, anstatt wenigstens die Position einzunehmen, dass sowohl Clinton als auch Trump eine Schande und Gefahr für die Welt darstellen, ist wohl überraschender und die andere Seite der Medaille. In diesem Sinne ist es auch symptomatisch, dass Slavoj Zizek, der wohl bekannteste kommunistische Intellektuelle der Welt, sich für den Wahlsieg von Trump aussprach, da dies in dialektischer Art und Weise das System aufrütteln würde.

Hinzu kommt noch, dass linke PopulistInnen wie Sahra Wagenknecht, die nicht nur Ressentiments gegen Geflüchtete schürt, sondern trotz der Tatsache, dass die Polizei gut ausgestattet ist und den Anschlag von Berlin hätte verhindern können, wenn sie weniger fahrlässig gewesen wäre, behauptet: Die Polizei sei seit Jahren kaputt gespart worden und habe nicht die notwendige personelle und technische Ausrüstung, die der heutigen Gefahrenlage angemessen wäre.
Es kommt mir tatsächlich so vor als ob zumindest in Deutschland die emanzipatorische Linke klar in der Minderheit zu sein scheint. Die Positionen linker Gruppen und Parteien sowie ihre Aktivitäten in den sozialen Medien sind ein guter Indikator dafür. Auch viele kommunistische Parteien weltweit unterstützen leider das brutale Assad-Regime und sind unkritisch gegenüber russischen Bombardements in Syrien. Macht es angesichts der Missachtung von Menschenrechten großer Teile der Linken mittlerweile vielleicht tatsächlich mehr Sinn zwischen humanistischen und anti-humanistischen Positionen zu unterscheiden als zwischen rechten, linken und liberalen?

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4 Antworten

  1. „die selbst die pro-israelischste Regierung der US-Geschichte – die Obama-Administration – in den Schatten stellt.“ Und um es mit den Worten Volker Pispers zu sagen: „Das einzige, was an dieser Art Journalismus noch kritisch ist, ist sein Geisteszustand.“ Wer die paar Menschen vor dem Bundestagsgebäude zu „anti-kapitalistische[n] Massenproteste[n]“, aufgeblasen hat, würde ich auch gerne wissen.

  2. Leider ist die Linke (ja, auch die Partei) mehrheitlich in Deutschland immer mehr eher ein Trauerspiel, auch aus einigen von Dir genannten Gründen.

    Aber auch von Dir diese Hetze gegen Sarah Wagenknecht! Einfach mal genau ihre Aussagen durchlesen bzw. anhören und überdenken. Kritische Geister sollten sich nicht an jede Kampagne anhängen.

  3. Wer glaubt, den imperialistischen Angriff auf Syrien nicht verurteilen zu müssen, sondern stattdessen der NATO- und Terroristen-Propaganda des „brutalen Assad-Regimes“ nach dem Mund redet, der ist weder Antiimperialist noch Linker und hat nicht das Recht, diese zu kritisieren.

    Häng mal lieber weniger mit deinen Terroristen-Freunden der FSA auf Anti-Syrien-Demos ab, wo ihr das imperialistische Eingreifen von USA und Deutschland feiert, ihr Lappen.

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