Die aktuelle Drogenpolitik ist gescheitert. Foto: M A N U E L - CC BY-ND 2.0

Cannabis endlich legalisieren!

Seit dem 17. Oktober 2018 ist in Kanada Cannabis legal. Es ist an der Zeit, dass auch Deutschland Cannabis legalisiert.

In Deutschland ist der Verkauf, Besitz, Erwerb und Anbau von Cannabis illegal, außer zu medizinischen Zwecken bei Verschreibung durch einen Arzt. Das hält Menschen zwar nicht vom Konsum ab: Ca. 13 Millionen Menschen in Deutschland haben schon Cannabis probiert. Etwa 1,5 Millionen Menschen konsumieren regelmäßig Cannabis. Sie alle sitzen aber mit einem Bein im Gefängnis, wenn sie erwischt werden. Diese Kriminalisierung widerspricht rationalen Argumenten. Ich möchte kurz einige Argumente für die Legalisierung von Cannabis nennen:

  1. Legalisierung schützt die Gesundheit 

Die Wirkstoffe von Cannabis sind nicht toxisch. Es gibt keine bekannten Todesfälle durch den Konsum von Cannabis in Deutschland. Anders als bei Tabak und Alkohol: Beides legale Drogen, die zusammen etwa 200.000 Menschen pro Jahr in Deutschland das Leben kosten.

Natürlich ist Cannabis nicht harmlos. So kann es Psychosen auslösen, wenn Menschen eine Anfälligkeit für Psychosen haben. Solche Psychosen können aber genauso durch Stress oder Alkoholmissbrauch ausgelöst werden. Wie Cannabis genau wirkt, hängt von Zusammensetzung des Produkts, der Dosis, der Konsumhäufigkeit und der psychischen Situation des Konsumenten ab. Die meisten Symptome klingen nach dem Abbau des THC im Blut wieder ab. Ein zentrales Problem, warum Cannabis nicht ungefährlich ist, ist, dass der THC-Wert in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Würde man Cannabis legal abgeben, könnte man die Inhaltsstoffe ermitteln und den THC-Gehalt kontrollieren.

So wüsste der Konsument, woran er ist. Solange Cannabis aber nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist, wissen Cannabis-Konsumenten nie, was genau sie konsumieren. Das ist in etwa so, als würde man Alkohol kaufen und dabei weder wissen, ob das Getränk den Alkoholgehalt von einem Radler oder einem Schnaps hat, noch ob es mit toxischem Methanol gepanscht ist. Wer sich heute für Cannabis statt Alkohol entscheidet, kennt weder den THC-Gehalt im Produkt, noch kann er sich sicher sein, dass sein Gras nicht mit giftigen Stoffen wie Blei, Haarspray oder Glassplittern verunreinigt ist. Durch die Legalisierung von Cannabis ließe sich der Wirkstoff- und Reinheitsgehalt von Cannabis für den Konsumenten bestimmen.

2. Einstiegsdroge?!

Die Vertreter der Verbotspolitik behaupten, Cannabis sei eine Einstiegsdroge. Dafür wird das Argument herangezogen, dass die meisten heroinabhängigen Menschen zunächst Cannabis konsumiert hätten. Dieser Schluss hat keine Logik. Denn das ist so, als ob man sagen würde, auf eine Erkältung folge stets eine Lungenentzündung. Im Übrigen ist die Einstiegsdroge Nummer 1 Alkohol. Das Märchen über die Einstiegsdroge ist also nicht nur falsch, es ist auch populistisch.  Wer so argumentiert, nimmt die Menschen, die statt eines Feierabendbiers einen Joint konsumieren, nicht ernst. Denn die allermeisten der Cannabis-Konsumenten weisen unproblematische Konsummuster auf. Selbstverständlich brauchen Konsumenten mit problematischen Konsummustern Hilfe. Die Legalisierung würde die Hemmschwelle für die Inanspruchnahme von Hilfe senken. Denn wer keine Angst vor Strafverfolgung haben muss, wird sich frühzeitig Hilfe suchen.

3. Bürgerrecht auf Selbstbestimmung

Art. 2 Abs. 1 des Grundgesetzes enthält die „allgemeine Handlungsfreiheit“, das Recht, selbst über sein Leben zu entscheiden, solange man die Freiheit anderer nicht verletzt. Jeder Mensch entscheidet selbst, was er aus seinem Leben macht. Die Kriminalisierung von Cannabis nimmt Menschen ihre Selbstbestimmung. Vor etwa fünf Jahren haben über hundert Strafrechtsprofessoren in einer Resolution klargestellt: die jetzige Drogenpolitik stellt eine Einschränkung der Bürgerrechte dar. Was wir heute im Umgang mit Cannabis-Konsumenten erleben, ist eine Entmündigung erwachsener Menschen, obwohl keine Fremdschädigung vorliegt.

4. Verschwendung der Ressourcen von Polizei und Justiz

Tausende Polizisten, Staatsanwälte und Richter müssen Cannabiskonsumenten strafrechtlich verfolgen. Das kostet Millionenbeträge. Hier herrscht übrigens auch ein gravierendes Missverhältnis zwischen Strafverfolgung und Gesundheitsschutz. Es kann nicht sein, dass 80 Prozent der finanziellen Mittel in der Drogenpolitik in die Strafverfolgung fließen – anstatt in Prävention, Aufklärung und Suchtberatung! Ein ernstes Problem stellen die kriminellen Netzwerke – sprich: die Drogenmafia – dar, die durch die Illegalisierung der Cannabisproduktion Milliarden Euro jährlich auf dem Schwarzmarkt einnehmen. Nur durch eine grundlegende Wende in der Drogenpolitik kann diese Form der Kriminalität bekämpft und der Drogenmafia ein schwerer Schlag versetzt werden. Das heißt, die strafrechtliche Verfolgung muss auf die Profiteure der international operierenden Drogenkartelle gerichtet sein, anstatt auf die Konsumenten oder kleine Dealer. Selbst die Gewerkschaft der Polizei (GdP) rät mittlerweile zu neuen Wegen in der Drogenpolitik und der Bund Deutscher Kriminalbeamter fordert die Entkriminalisierung.

5. Fazit

Vor allem CDU/CSU betreibt in der Drogenpolitik eine ideologische Symbolpolitik und das auf Kosten von den Menschen, die anstatt Alkohol einen Joint bevorzugen. Die Legalisierung von Cannabis würde die Gesundheit der Konsumenten schützen, die Bürgerrechte stärken und den Schwarzmarkt eindämmen. Es gibt keinen vernünftigen Grund, an der irren Verbotspolitik weiter festzuhalten.


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6 Antworten

  1. Guter Kommentar, der die wichtigsten Argumente für eine Legalisierung schlüssig und kompakt zusammenfasst.

    Man könnte noch erwähnen, dass ein legaler Verkauf Steuereinnahmen in Milliardenhöhe bringen würde – kein einziger Dealer zahlt Steuern.
    Und dass bei der Drogenpolitik im Bundestag und auf Landesebene nur noch die CDU/CSU auf dem Niveau der AfD ist.

    Wichtig wäre es, dass die Linke zusammen mit Grünen und FDP (und zunehmend SPD) in Sachen Legalisierung von Cannabis endlich besser zusammenarbeiten würden! Da werden trotz der generellen Übereinstimmung viel zu oft wegen Nichtig- und Kleinigkeiten noch eigene Süppchen gekocht, nur um dem politischen Gegner keinen Erfolg zu gönnen.

  2. Man sollte zudem noch erwähnen, dass die Ärzte, die damit noch nie in Berührung kamen, es niemals allein aus Unsicherheit verschreiben würden! Man wird gezwungen auf den Schwarzmarkt zu gehen und dort sind oft Streckmittel wie Zucker, synthetische Cannabinoide und viel viel mehr.
    Cannabis Legalisierung in Deutschland würden alle Cannabis Konsumenten, die auf Alkohol verzichten wollen, in Sicherheit bringen! Passt auf euch auf!

  3. Sehr schöner Artikel! Ich kann hier nur beipflichten. Als Facharzt für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin mit über 30 jähriger Erfahrung kann ich noch hinzufügen, dass ich in all den Jahren meiner Tätigkeit als Notarzt, im OP oder auf der Intensivstation in fast jedem Dienst mit Patienten konfrontiert wurde, die ihre Krankheit oder Verletzung dem Alkohol zu verschulden hatten, aber mir ist kein einziger Patient erinnerlich, bei dem die Schädigung auf Cannabis zurückzuführen war. Auch Schlägereien z. B. in Diskotheken oder Kneipen beruhen überwiegend auf die Wirkung des Alkohols, aber nie auf Cannabis!

    Fazit: Legalize it

  4. Lieber Niema Movassat,

    lieben Dank für Dein Engagement. Wir unterstützen Dich sehr gerne, ebenso wie wir es bei Frank Tempel (den wir sehr schätzen gelernt haben) Deinem Vorgänger, getan haben.

    Wir haben lange selbst recherchiert und haben Dutzende von Studien analysiert. Es würde uns deshalb interessieren, auf welchen Studien die Fakten zur „Psychose“ beruhen. Unserer Auffassung nach ist das nämlich „REEFER MADNESS“-Propaganda (wie so vieles andere auch), in moderner, „sozialpsychatrischer“ Form! Wir werden das nachweisen.

    Alle unsere Recherchen deuten letztendlich darauf hin, dass es nur um „Interessen“, insbesondere Macht und Geldwäsche, geht. Ich denke dies wird in den kommenden Monaten klar werden, wenn wir vor die Gerichte ziehen und die Fakten und Ergebnisse unserer eigenen Recherchen vor den höchsten Instanzen aufarbeiten dürfen.

    Ein kleiner Teil, den wir bisher veröffentlichten – Siehe hier: https://diehanfinitiative.de/

    [… Es wird sich ein vielleicht erschreckendes Muster offenbaren, für welches die hier genannten Gründe für eine Wiederlegalisierung uns viel zu kurz und „ein-dimensional“ gegriffen scheinen. Bitte lass das durch neutrale „Fachleute“ und „ExpertInnen“ vor-überprüfen, durch Menschen, die nicht in das „System Prohibition“, wie wir das schon 2012 genannt haben, verwickelt scheinen. Lieben Dank.

    ***

    Hanf als Grundlage eines regionalen Wirtschaftskreislaufes

    Warum ist Hanf verboten? … Diese einfache Frage stand am Anfang unserer investigativen Recherchen. Wir konnten die widersprüchlichen Begründungen und Argumente nicht verstehen und auch nicht nachvollziehen. Wir fingen deshalb an zu forschen. Wir stellten viele Fragen und erhielten wenig befriedigende Antworten. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass sich ein globales System entwickelt hatte, welches wir später das „System Prohibition“ nannten. Es sprengte die Dimensionen unserer Vorstellungskraft. Wir stellten fest, dass das Hanfverbot in dieses System eingebettet ist. Mittlerweile kennen wir viele Hintergründe zu diesem System, das wir “Prohibition” nennen. “Evidenz” ist hergestellt worden. Weitere Forschungen sind im Gange. …] und wir haben weiter geforscht!

    ***

    Wir hoffen, dass wir im Verlauf der Verhandlungen ALLES auf den Tisch bringen dürfen und diese Evidenten Fakten gewürdigt und überprüft werden. Uns schwebt vor bis vor den Menschenrechtsgerichtshof zu ziehen, damit WIR endlich die „Fragen über Fragen“, stellen dürfen, ohne Angst haben zu müsen, dass uns oder unseren Lieben ein Leid geschieht, stellen dürfen.

    Wir hoffen, dass dies veröffentlicht wird und WIR die Unterstützung von EUCH bekommen, die wir brauchen, um das durchzustehen.

    Liebste Grüße, lieber Niema, auch an alle (zu unrecht Verfolgten und Diffamierten) lieben Menschen, die sich für eine gesunde und lebenswerte Zukunft , für uns und unsere Kinder und Enkel, einsetzen und sich deshalb Gedanken darüber machen. :-).

    LG EURE HANF I N I T I A T I V E :-) :-) :-)

  5. Das einzige was ich vermisse und nicht sooo oft genannt wird ist dass die Konsumraten in Holland im europäischen Vergleich keine Ausreißer sind oder dass in Portugal der Konsum nach der Entkriminalisierung nicht angestiegen ist (es gibt aber auch andere Beispiele).

    Da eben nicht einmal eine Konsumsenkung nachvollziehbar ist sind Risiken durch Cannabis (und andere Drogen) wenig relevant und es kommen in erster Linie Nebeneffekte des Verbots zum tragen wie Streckmittel oder der Markt für Legal-Highs-Tütchen die vollkommen unbekannte Risiken bieten. Es ist auch Schade dass nicht auf die Folgen der Strafverfolgung an sich eingegangen wurde, da es auch für konsumnahe Delikte z.B. bei Wiederholern keineswegs so ist dass unbedingt eingestellt wird, spätestens da ist es eher die Ausnahme. Und das Strafverfahren an sich.

    Die meisten Gründe für eine weniger Repressive Drogenpolitik sind aber auch auf alle anderen Drogen übertragbar. Es ist schade dass sich die öffentliche Diskussion primär um Cannabis dreht.

  6. Das Cannabisverbot ist eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Polizei, Justiz, Fahrerlaubnis(entzugs)stellen, Suchttherapeuten und Analyselabore, die genauso irre ist, wie die Alkoholprohibition in den USA vor bald einem Jahrhundert.
    Die deutsche Drogenpolitik ist einfach nur übelwillig.
    Die Ablehnung der Petition des DHV durch die Bundesregierung läßt Aspekte des Münchhausen by Proxy Syndroms erkennen. Das „Kraut“ weiterhin einfach niedertrampeln lassen und dazu erwartet die BR, daß die Lücke durch andere, wesentlich gefährlichere Drogen ausgefüllt wird.
    Die daraus resultierenden Schäden sollen der BR dann auch wieder zum Hochziehen dienen, denn auch da liegt wiederum eine Arbeitsbeschaffung vor.
    Bei der Ablehnung wurde auch nur die Gefährlichkeit von Cannabis als erwiesen bezeichnet, aber gleichzeitig die med. Verwendung völlig ignoriert. Sowas ist schizophren !

    Professionelle Klarstellung was Schizophrenie ist:
    „Seit 1992 leitete Emrich die Psychiatrie an der MHH und machte sich in der Wissenschaftswelt unter anderem einen Namen als Experte für Synästesie (die Fähigkeit, beispielsweise Zahlen als Farben wahrzunehmen) und Schizophrenie. „Bei Schizophrenen ist die räumliche Wahrnehmung gestört“, erklärt er und zeigt eine bemalte Hohlmaske, die Schizophreniepatienten im Gegensatz zu Gesunden nicht als Hohlkörper sehen können. „Sie haben eine andere Wahrnehmungsarchitektur im Gehirn. Dadurch nehmen sie mehr Details wahr und sind im Alltag leicht überfordert, weil sie die Wirklichkeit nicht glätten können.“ http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Der-Menschen-er-forscher

    Wer also ein Objekt oder Sachverhalt nur aus einer meist bedrohlich empfundenen Frontalperspektive erfassen
    bzw. wiedergeben kann, kann als schizophren bezeichnet werden.

    Die Behauptung der BR, durch M. Mortler vertreten, daß außer Cannabis keine andere illegale Droge dermaßen viele med. Behandlungen erfordern würde, stellt eine Anweisung an die Justiz dar, soviele Cannabisnutzer wie möglich zu suchttherapeutischen Maßnahmen zu verurteilen. Womit dann die Statistik passend hingetrickst werden soll.

    Desweiteren versucht die BR sich rauszuwinden mit dem Übereinkommen von 1961…
    erst 1964 wurde THC chemisch isoliert. THC ist chemisch dem hineigenem Anandamid ähnlich, primär eine
    anregende Substanz und hat daher prinzipiell bedingt auch antidepressives Potenzial.
    Wer _gelegentlich_ mehr als genug konsumiert, setzt eine natürliche Gegenreaktion in Gang, weil es sich um eine weiche Droge handelt, die dem Hirn eben die Chance auf gegenwirken läßt.

    Was abläuft ist eine moderne Art von Hexenjagd und Inquisition.
    Und offensichtlich zugunsten einer Industrie, die auch gern weiter „Botentstoffentgleisungwiedergraderückpillen“ aufschwatzen lassen möchte, welche aber leider ziemlich fiese Abhängigkeitseffekte und Spätfolgen bewirken können.

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