Das Leid in Gaza ist unvorstellbar groß, Hunger und Tod wüten, Worte um das Leid auszudrücken, fehlen viel zu oft. Ramy Baroud hat es versucht und ein Gedicht geschrieben für die Kinder Gazas, für all jene, die geliebte Menschen verloren haben. Wir dokumentieren sein Werk.
Mein Name ist Omar. Ich bin 5.
Heute habe ich das Blut meines Vaters vom Bürgersteig gewaschen.
Er wurde vor unserem Haus erschossen.
Meine Mutter sagte, ich hätte gute Arbeit geleistet.
Sie umarmte mich und weinte viel zu lange.
Ihre Tränen waren salzig wie das Meer in Gaza.
Mein Bruder und meine Schwester werden immer noch unter den Trümmern vermisst.
Meine Mutter sagt mir immer wieder, ich solle mein Ohr auf die zersplitterten Betonblöcke legen und aufmerksam zuhören.
Vielleicht leben sie noch.
Vielleicht brauchen sie Gesellschaft.
Sie singt ihnen Schlaflieder zum Einschlafen.
Ich singe immer mit.
Es ist viele Tage her, seit sie weg waren.
Ich bin nicht gestorben, weil ich in einer langen Schlange stand, um Wasser zu holen.
Doch es gab keins.
Aber Mama sagte „Alhamdulilah“, dass ich noch am Leben bin.
Sie nannte mich ein Wunder.
Sie sagte, ich sei alles, was ihr geblieben ist.
Ich sagte ihr, dass wir eines Tages einen großen Bulldozer bekommen, meinen Bruder und meine Schwester retten und das Haus wieder aufbauen würden.
.. Und einen Garten anlegen, mit Bäumen, die so groß sind, dass sie bis in den Himmel reichen.
Aber heute Nacht werden wir in einem Zelt schlafen.
Ich träume ständig von drei Engeln.
Sie schweben um mich herum und singen mir Lieder.
Ich springe und tanze, aber nur im Schlaf.
Wenn ich älter werde, werde ich meine Mutter vor den wütenden Männern mit Waffen beschützen.
Wenn ich älter werde, werde ich einen Sohn bekommen und ihm den Namen meines Vaters geben.
Wenn ich älter werde, werde ich die großen Steine entfernen, die meinen Bruder und meine Schwester erdrücken.
Wenn ich älter werde, werde ich es nie vergessen.
Ich werde nie vergessen.
Ich werde nie vergessen.