Die Geschichte des kommunistischen Widerstands gegen die Stalinisierung

In den bürgerlichen Medien wird die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) als undemokratische Organisation dargestellt, die Hitler an die Macht verholfen hat, während zweiteres schon von vielen Historikern entkräftet wurde, zeigt der Historiker Marcel Bois nun die Breite der Debatte innerhalb der KPD. Sein Werk „Kommunisten gegen Hitler und Stalin – Die linke Opposition der KPD in der Weimarer Republik“ ist eine ausführliche und lesenswerte Analyse der Entwicklung der KPD und der Gruppen, die aus ihr ausgeschloßen wurden.

Die KPD war eine Partei, die grade zu Beginn von vielen Austritten des linken Flügels geprägt war, so traten im Jahr 1919 nach heftigen Auseinandersetzungen in der KPD fast die Hälfte der Parteimitglieder aus. Bois Fokus liegt allerdings nicht auf den Auseinandersetzung zu Beginn der Parteigeschichte, sondern denen Mitte und Ende der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Er schildert nicht nur die Entdemokratisieriung unter der pro stalinistischen Parteiführung von Thälmann, sondern auch wie die ehemalige Parteiführung um Ruth Fischer, die auch Mitglied des linken Flügels war, auf ähnliche Methoden setzte.

Kein schwarz-weiß Bild

In Bois Buch wird deutlich, dass nicht unterteilt werden kann in bösen rechten und guten linken Flügel, sondern beide Seiten positive und negative Aspekte aufgewiesen haben. So unterstützte die pro sowjetische Parteiführung 1925 und 1926 den Volksentscheid zur Fürstenenteignung, der nicht nur eine der erfolgreichsten Kampagnen der KPD war, sondern auch derart hohen Druck auf SPD und Linksliberale ausübt, dass diese ihn offiziell unterstützen mussten. Der linke Flügel hatte ihn dagegen abgelehnt, weil sie lange Zeit in der Einheitsfrontmethode keinen Nutzen sahen.  Ähnlich verhielt es sich auch 1922 als die Parteiführung unter Ernst Meyer gemeinsam mit SPD und Gewerkschaften antifaschistische Massenproteste und Arbeitskämpfe initiierte, die vom linken Flügel abgelehnt wurden.

Bois zeigt aber auch wie der linke Flügel durch Thälmann, unter fleißiger Mithilfe der Sowjetunion, nach und nach aus der Partei gedrängt wurde. Er macht dies an verschiedenen Gruppen deutlich, unter anderem der Gruppe Kommunistische Politik von Korsch, der aus ähnlichem Umfeld stammenden Schwarz-Gruppe oder dem Spartakusbund 2. Detailliert aber nicht zu ausführlich schildert er wie sie durch Ausschlussanträge aus der Partei gedrängt wurden und wie ihr Weg weiterverlief. Auch auf Sammlungsprojekte wie den letztlich gescheiterten Leninbund, geht er ein und zeigt, wie dieser an der Frage des Wahlantritts scheiterte. „Der einzige ernsthafte Versuch in der Geschichte der Weimarer Republik, die linke KPD-Opposition in einer Organisation zu sammeln, war gescheitert. Sie war auseinandergebrochen, bevor sie richtige angefangen hatte zu existieren.“

Zum Ende des Werks geht Bois noch einmal auf den Kampf gegen den Faschismus ein, indem linkssozialistische und linkskommunistische Gruppen die Strategie der Einheitsfront propagierten, während KPD und SPD sich bekämpften und so Hitler in die Arme spielten.

Das Werk von Marcel Bois bietet eine gute Übersicht über die Debatten in der KPD und die Folgen der Stalinisierung. Es ist ein lesenswertes Werk für alljene, die mehr über die Geschichte der Kommunisten erfahren wollen.

Das Buch:
„Kommunisten gegen Hitler und Stalin“ kann hier bestellt werden!

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