Quelle: Foto aus dem Überwachungsvideo

Wieder ein Brandanschlag auf Moschee und es wird wieder geschwiegen

In der Nacht von Montag auf Dienstag kam es in der Nähe von Stuttgart zu einem Brandanschlag auf eine Moschee der Türkisch-Islamischen Union Ditib, es war der 32 Angriff in diesem Jahr. Die großen Medien berichteten wieder einmal nicht, denn Gewalt scheint nur interessant zu sein, wenn sie sie von Muslimen ausgeht, nicht wenn sie sich gegen diese richtet, so das Credo.

Ein Überwachungsvideo, welches inzwischen auch im Netz veröffentlicht wurde, zeigt wie vier Vermumte Steine und Brandsätze in die Moschee warfen, im Anschluss daran flüchteten sie unerkannt. Der Schaden, so die Gemeinde, liegt bei fast 80.000 Euro, verletzt wurde glücklicherweise niemand. Gemeinsam hatte dieser Anschlag mit den Anderen, dass sie von der Öffentlichkeit, wie auch von den meisten progressiven Gruppen leider ignoriert wurde, statt zur Solidarität gegen antimuslimischen Rassismus aufzurufen. Diese Entwicklung hat etwas damit zu tun, dass die Muslime von vielen als indirekt Schuldige für die Gewalt ihnen gegenüber angesehen werden. Schließlich, so die deutsche Allgemeinheit, hat der Muslim etwas gegen Demokratie, unterdrückt Frauen und sät Terror, dass sie bei solchen Idealen nicht geliebt werden und auch keine Solidarität verdienen, scheint daher ausgemacht. Die unterstellten Ideale und Lebensweisen haben in der Realität allerdings wenig gemein mit dem Alltag der großen Mehrheit der Muslime in diesem Land, viel eher sind sie ein Ausdruck der medialen Berichterstattung über Muslime und den Islam in den deutschen Medien, die zu 81% negativ ist.

Leid der „Aggressoren“

Die gesellschaftliche Kälte im Umgang mit dem Hass und der Gewalt gegen über Muslime verwundert grade im Angesicht der Berichterstattung nicht. Wenn Spiegel, Focus und Cicero vereint über die vermeintlich gefährlichste Religion der Welt schreiben und dabei vor allem rechtskonservative Ideologen zu Wort kommen lassen, dann ist es kaum verwunderlich, dass aus allen Muslimen in den Augen der LeserInnen Terroristen werden. Dass in Deutschland die Gewalt und Unterdrückung vor allem gegen Muslime und ihre religiösen Gebäude gerichtet ist und nicht von diesen ausgeht, bleibt in den Medien meist unerwähnt. Dabei haben die Angriffe auf Moscheen in den letzten Jahren deutlich zugenommen, wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke zeigt. Laut dieser ist die Zahl der Übergriffe auf Moscheen deutlich gestiegen, von im Schnitt 22 jährlich zwischen 2001 und 2011 auf 35. Die tägliche Gewalt gegenüber MigrantInnen, die Diskriminierung bei Bewerbungsverfahren und im Alltag, die ebenfalls ein Symptom der Diskriminierung und Ausgrenzung sind, werden dabei meist ganz verschwiegen.

Die gesellschaftliche Diskussion nach der Aufdeckung des NSU-Terrors beschwor ein großes „Wir“ und ein Ende der Ignoranz, wenn Muslime und MigrantInnen aus muslimischen Ländern Leid erfahren. Geblieben ist von diesem Versprechen nur noch wenig und so kommt es, dass die Muslime in diesem Land auch heute noch alleine darstehen, wenn sie Opfer von Diskriminierung und ihre Moscheen Opfer von Angriffen werden. Das Versprechen der Solidarität wurde zu einem lauten Schweigen, welches sich durch Ignoranz und Desinteresse hervortut und aus muslimischen Opfern Täter macht.

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3 Antworten

  1. Komisch, bisher weiss keiner, wer die 4 Vermummten waren
    und die Freiheitsliebe mutmaßt mal –
    genau wie die Mainstreammedien – schade.

    1. @Mariele: in dedm artikel wird an keiner stelle über die Täter*innen gemutmaßt, wirklich garnicht. Es wird nur, wie es auch angebracht ist, geschreiben, dass die Medien nicht über gewisse gewalttaten berichten, andere aber stark in den Vordergrund heben (bsp. fast 1000 Übergriffe auf Journalist*innen und andere bei Pegida-Demos)

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