Braune Elitenetzwerke

Burschenschaften wirken aus der Zeit gefallen und scheinen eher ein überlebtes Produkt aus alten Zeiten zu sein. Doch sie sind nach wie vor Kaderschmieden der radikalen Rechten, meint Felix Diener.

An vielen Unis sind sie präsent: die fast immer betrunkenen Kommilitonen mit Band und Mütze, die man im ersten Moment eher als Witzfiguren denn als Gefahr wahrnimmt. Die Rede ist von Burschenschaften. Sie sind eine Unterart der Studentenverbindung, ähnlich den Korps und den Landsmannschaften. Burschenschaften sehen sich in der Tradition des Vormärz, ihre Neumitglieder sind sogenannte Füchse. Alle sind sie rein männlich, fakultativ- oder pflichtschlagend, farbentragend und politisch, von konservativ bis offen rechtsextrem.

Eng verwoben mit der Neuen Rechten

Als Beispiel sei die Danubia München genannt, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird und mehrfach Faschisten wie Horst Mahler eingeladen hat. Wie eng verbunden Burschenschaften und die rechte Szene sind, lässt sich auch daran erkennen, dass in einigen Universitätsstädten die örtliche Burschenschaft, die Junge Alternative und die Identitäre Bewegung (IB) personell kaum mehr unterscheidbar sind. Besonders die Identitären nutzen Häuser von Burschenschaften gerne für ihre Veranstaltungen, beispielsweise trat der rechte Rapper Komplott in den Räumen der Normannia zu Heidelberg auf, in Wien organisiert die IB regelmäßig Stammtische mit Burschenschaften und Korps. Auch Lesekreise der Jungen Freiheit sind nichts Ungewöhnliches. Die Verbindung zur Neuen Rechten reicht bis in die höchste Ebene der Politik, so ist der ehemalige Bundestagsvizepräsidentschaftskandidat der AfD Albrecht Glaser Mitglied der Alemannia zu Heidelberg, der rheinland-pfälzische AfD-Abgeordnete Damian Lohr gehört der rechtsextremen Germania Halle zu Mainz an. Besonders energisch in ihrem politischen Wirken sind die Vertriebenenverbände wie die Alte Breslauer Burschenschaft Raczeks zu Bonn, in der überwiegend westdeutsche Studenten die verlorene Heimat im Osten betrauern, was ich als Enkel eines Vertriebenen aus dem heutigen Tschechien recht amüsant finde. Auf dem Burschentag des Dachverbandes Deutsche Burschenschaft (DB) 2011 sorgte die Raczeks für einen Eklat, weil sie einen Ausschlussantrag gegen eine Mannheimer Burschenschaft stellte, da diese einen Deutschen chinesischer Abstammung aufgenommen hatte. Zwei Jahre später hatten sich die rechten Burschenschaften im Dachverband durchgesetzt und die DB diskutierte über eine Unterteilung in Bewerber deutscher, abendländischer und nicht-abendländischer Abstammung, wobei letzte nicht mehr ohne Genehmigung des Rechtsausschusses aufgenommen werden dürfen.

Karrierenetzwerk und rechte Ideologie

Neumitglieder kommen jedoch nicht nur aus ideologischer Überzeugung, die durch die politische Indoktrination in den sogenannten Fuchsenstunden noch gefestigt wird. Viele suchen nach einer günstigen Wohnung in Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt und erhoffen sich bessere Karrierechancen durch Kontakte zu einflussreichen Alten Herren. Das hat oftmals auch Erfolg. Gerade im Bereich Jura eröffnet die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft häufig schnelle berufliche Aufstiegsmöglichkeiten.

Dieses Zusammenspiel aus Elitismus, rechter Ideologie und wirtschaftlichem Einfluss zeigt auch die Verbindung von Faschismus und Kapital auf. Dies wurde bereits in der Weimarer Republik deutlich. Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund rekrutierte seine Mitglieder vor allem in Burschenschaften, Korps und anderen Verbindungen. Schon 1930 – also noch vor der Machtergreifung – gelang es den faschistischen Studenten, die deutsche Studierendenschaft zu dominieren, und sie begannen systematisch damit, sozialistische und jüdische Professoren wie den Mathematiker Emil Julius Gumbel aus dem Amt zu jagen.

Wir können wohl davon sprechen, dass in der Hochschulpolitik Burschenschaften eine der größten, wenn nicht die größte Gefahr von Rechts darstellen. Deswegen ist klar, dass Burschenschaften aus linker Sicht mit allen verfügbaren Mitteln bekämpft werden müssen.

Der Beitrag erschien in gedruckter Form in der neuen Critica.

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Eine Antwort

  1. Hallo Freiheitsliebe-Team,
    Ich, als linker Verbindungsstudent, kann ich euch zu großem Teil zustimmen, was in diesem Thema genannt wird über Burschenschaften. Trotzdem möchte ich ein wenig Kritik äußern.
    Zum einen wird der Ausdruck „Fuchs“ (die genannten Anfänger einer Verbindung) „Fux“ geschrieben. Zum anderen finde ich die Äußerung „An vielen Unis sind sie präsent: die fast immer betrunkenen Kommilitonen mit Band und Mütze, die man im ersten Moment eher als Witzfiguren denn als Gefahr wahrnimmt“ sehr unreflektiert und ich hatte sonst immer gute Erfahrungen mit euren Artikeln hier. Die Herausstellung, dass die „Burschenschaft“ nur einen Teil Studenverbindungen ausmacht, könnte auch nochmal deutlicher klar gestellt werden. Dazu kommt die Aussage zum Schluss des Artikels „…ist klar, dass Burschenschaften aus linker Sicht mit allen verfügbaren Mitteln bekämpft werden müssen.“ Diese Aussage ist für mich persönlich eine gefährliche Aufruf, da hier mit einer linkspopulistischen Kampfsprache fast schon alle Burschenschaften generalisiert werden. Nicht alle Burschenschaften sind so erzkonservativ, wie es im Artikel dargestellt wird und ich hoffe ihr nehmt euch meine Kritik zu Herzen. Gerne möchte ich auch mit euch diskutieren.

    Mit freundlichen Grüßen

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