Die Marktwirtschaft, sie existiert bereits so lange, dass sich kaum jemand eine Welt ohne sie vorstellen kann. Und trotzdem kommt es, seit dem Ausbruch der Bankenkrise 2007, zu immer mehr antikapitalistische Protesten. Die Stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, Janine Wissler, sprach gemeinsam mit Mikroökonom Prof. Dr. Erwin Amann und Wirtschaftsphilosoph Dr. Karsten Witt über die aktuelle Form der Marktwirschaft, Sozialismus und darüber, ob man im Kapitalismus eine gerechte Welt erreichen könne.
135 Personen drängten sich in den Glaspavillion der Universität Duisburg-Essen am Essener Campus. Mit so vielen BesucherInnen hatte wohl keiner gerechnet, auch nicht die Veranstalter der Linksjugend Ruhr. Dabei ist das Wetter an diesem Abend perfekt: Über 22 Grad und das am frühen Abend, eigentlich ideales Biergartenwetter. Das Publikum ist durchweg jung, studentisch und großteils nicht aus Linken-Kreisen.
Hier könnt ihr die Diskussion in voller Länge anhören.
„Ist eine Welt ohne Armut erstrebenswert?“
Die Diskussion begann. Jeder Teilnehmer und Teilnehmerin wurden in drei Runden Fragen gestellt. Wirtschaftsphilosoph Karsten Witt ging dabei zunächst auf die Frage ein, ob eine Welt ohne Armut überhaupt erstrebenswert sei. Er sprach dabei nicht von absoluter Armut, wie sie in Afrika oder Asien existiert, sondern von ungleichen Einkommen. Weder Janine Wissler noch Erwin Amann schienen ihm in dieser Frage wiedersprechen zu wollen, wobei Janine Wissler die „obszön hohen Einkommen der Millionäre“ kritisierte.
„Die Politik muss den Markt einzäunen“
Erwin Amann ist sich sicher, nur Marktwirtschaft funktioniere in einer größeren Gesellschaft. Planwirtschaft dagegen sei nur ein Instrument, das in kleinen Gruppen zur Anwendung kommen könne. Die Marktwirtschaft hingegen schaffe es, sich dynamisch an gesellschaftliche Prozesse anzupassen. „Es muss Kontrollen und Auflage geben,“ räumt er ein. Diese müssten durch die Politik gesetzt werden.
„Wir brauchen die Demokratisierung der Wirtschaft“
„Der Kapitalismus ist eine kurze Epoche der Menschheitsgeschichte,“ so Wissler. Sie betonte, dass eine andere Gesellschaft möglich sei, diese jedoch nicht von oben verordnet werden könne. Sie müsse emanzipatorische von unten erkämpft werden und daher kämpfe sie auch für die Demokratisierung der Wirtschaft und gegen den Kapitalismus. „Im Mittelalter gab es Krisen, weil es zu wenig gab. Heute gibt es Krisen, weil wir zu viel produzieren. Stichwort: Automobilindustrie.“
Wer selbst über Kapitalismus, Alternativen und weitere spannende Fragen diskutieren möchte, dem empfehlen wir den Marx is Muss Kongress vom 14. – 17. Mai, von dem wir live berichten werden.
5 Antworten
die demokratie ist doch schon weitgehend abgeschafft worden. es herrscht eine politische Diktatur so wie sie in den USA bereits praktiziert wird. eine Alternative zum kapitalismus scheint es nicht zu geben, und würde ebenso wenig funktionieren wie der Kapitalismus heute. da liegt nur daran dass jeder Politiker macht was er will, jeder Banker sein Spiel triebt, und das großkapital die Fäden zieht.
die USA streben nebenbei die alleinige Weltherrschaft an, zetteln auf der Welt kriege an und hoffen den 3. Weltkrieg zu gewinnen. nebenbei entledigt man sich 5 Mrd überflüssiger menschen denen man vorher das Geld abnimmt, gell?
Trollpost!
der kapitalismus per se ist nicht schuld, sondern die regeln die die banker anwenden machen in unmenschlich. so sollten die zentralbanken staatlich sein. der staat sollte sein privileg der geldschöpfung nicht an die privaten zentralbanken übergeben und dann mit den steuern der bürger den kredit und ewiges zinszahlen bezahlen. so hätte er genügend geld um die infrastruktur zu unterhalten und neue zu erstellen, ohne sich laufend zu verschulden. und die steuern müssten nicht laufend erhöht werden. alle staaten, alle länder, alle gemeinden, alles ist überschuldet und diese schulden werden immer grösser. auch derivate in allen formen und spekulationsinstrumente sollten eingeschränkt werden, wie auch zinsmanipulationen. dann wüürde der kapitalismus wieder erträglich.
die planwirtschaft in den schwammig definierten „kleineren gruppen“ scheitert natürlich auch. denn dann gehören wieder alle produktionsfaktoren nicht dem nationalstaat, aber dafür halt seinen kleineren untereinheiten. für die produktionsfaktoren gibt es somit wieder keine marktpreise, was eine wirtschaftliche produktion ausschließt. eine verbesserung gegenüber dem großen zentralstaat gibt es nicht, denn ohne autarkie der kleinen einheiten braucht es wieder eine große, die die wirtsch. beziehungen untereinander regelt, und bei der muss die macht konzentriert sein.
etwas anders arbeitet die „kontrolle“ des marktes. hier zwingt man die eigentümer sich anders zu verhalten als sie es sonst tun würden. das verursacht aber oft unerwünschte nebenwirkungen, was dazu führt, dass man die kontrolle entweder aufgeben muss oder die produktion verstaatlicht. das beste beispiel ist unser finanzsektor, hier hat man den preis des kredits, den zins, manipuliert, und nun hat man mit allerlei unerwünschten nebenwirkungen wie kreditblasen, spekulation, überschuldung usw. zu kämpfen. der ruf nach verstaatlichung des finanzsektors ist besonders laut.
Wir leben nicht im Kapitalismus. Das System nennt sich Korporatismus, gepaart mit DDR2.0-Sozialismus.
Der Kapitalismus ist das, was uns zu Wohlstand verholfen hat. Das, was das politische System draus gemacht hat, hat schlicht und ergreifend NICHTS mit Kapitalismus zu tun. Und genau da kommen alle unsere Probleme her. Es wird nur immer alles sehr geschickt auf den bösen Kapitalismus geschoben und das geht nur, weil die Leute sich lieber mit DSDS beschäftigen als mit den absoluten Grundlagen ihres gesamten Wohlstands.