Stellenabbau durch Automatisierung und KI?

Im Zuge der vierten industriellen Revolution verändert sich die Wirtschaft enorm. Derzeit beschäftigt die deutsche Automatisierungsbranche gut 250.000 Menschen, die Branche wächst, doch es ist abzusehen, dass sie auch viele Arbeitsplätze kosten wird. Deutschland ist einer der größten Produzenten solcher Technik und befindet sich in den Top 5 der Robotik-Industrie. Diese Länder, Japan, Deutschland und die USA bei Industrie- und Medizinrobotern, Südkorea und China bei privat nutzbaren Robotern, sind führend in der Technik. Der Rest der Welt ist da weit abgeschlagen.

Die Wirtschaft in der Bundesrepublik hat bereits begonnen ihre Produktionsweise umzustellen. Im Vergleich zu Ländern wie Japan sind die praktischen Auswirkungen dieser Innovationen allerdings noch gering. Japan hat bereits stark mit schlechten Arbeitsbedingungen und sinnlosen Jobs zu kämpfen. In vielen Städten sieht man Menschen, die Schilder halten, die auf Beerdigungen und Wohnungsbesichtigungen hinweisen. In Supermärkten arbeiten uniformierte Sicherheitskräfte, in manchen Kaufhäusern gibt es sogar noch Personal, dass den Aufzug bedient. Und auch in vielen anderen Bereichen wird menschliche Arbeitskraft massiv verschwendet. Die Gewerkschaften haben nach Ende des zweiten Weltkrieges erreicht, dass Kündigungen in Japan schwierig sind, dafür gibt es allerdings wenig Urlaub. In den letzten Jahren sind Jobs aber immer befristeter geworden. Die Unternehmen neigen trotzdem dazu, Angestellte nicht auf die Straße zu setzen, so beschäftigen die Unternehmen Menschen, deren Arbeit eigentlich sinnlos ist. Das Modell wird unzweifelhaft Schule machen, auch in anderen Ländern, wie zum Beispiel der Bundesrepublik Deutschland oder den Vereinigten Staaten von Amerika.

Zurück zur Automatisierungsbranche. Auch wenn die internationale Nachfrage hoch ist und der Export noch weiter zunimmt, wird sich der Bedarf an Arbeitsplätzen in dieser Branche langfristig ebenfalls stark reduzieren, zu schnell sinken die Kosten, die man aufwenden muss um einen Menschen durch eine Maschine zu ersetzen. KI-Systeme können mittlerweile eigenständig lernen und ihre Fortschritte in Clouds miteinander synchronisieren, die Lernfortschritte, die eine KI macht, können so von anderen KI genutzt werden. Lange Zeit war dem nicht so, doch in den letzten Jahren hat sich viel getan. Die Akzeptanz für den Einsatz von KI ist in den letzten Jahren gestiegen, Krankenhäuser, Schulen und Behörden nutzen quer über die Welt verteilt solche Systeme.

Industrie 4.0 hat zweifelsohne beängstigende Auswirkungen, schon heute. Vielen Menschen ist Industrie 4.0 bisher kaum ein Begriff, der rasante technische Fortschritt geht an vielen noch vorbei, doch das wird sich bald ändern. Spätestens, wenn man Industrie 4.0 im Job nicht mehr entkommen kann. Einer Umfrage des “ZVEI“ (ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V.) zufolge arbeiten derzeit 75% aller deutschen Unternehmen in der Elektrobranche daran, smarte, digitalisierte Fabrikkonzepte umzusetzen, nur sehr wenige (7%) haben bereits Lösungen gefunden (nach eigenen Angaben). Investiert wird viel, umgesetzt bisher eher wenig, doch das wird sich ändern. Deutschlands Unternehmen investieren ebenfalls viel in die neue Technik und sind derzeit drittgrößter Produzent von Automatisierungstechnik, Deutschland hat aber trotzdem derzeit eine Arbeitslosigkeit, die sich auf sehr niedrigem Niveau befindet.

Allerdings geht dies zu Lasten der Arbeitnehmer, die sich mit immer schlechteren Arbeitsbedingungen konfrontiert sehen. Viele Mini-Jobs, Leih- und Zeitarbeit und befristete, sehr flexible Verträge machen es Arbeitnehmern derzeit schwer, sich langfristig einzurichten. Modeketten wie H&M haben viele Angestellte, die auf Abruf bereit sein müssen und keine regulären Arbeitszeiten mehr haben, auch bei anderen Unternehmen sind immer mehr Arbeitnehmer in vergleichbaren Situationen. Damit greifen die Unternehmen sehr stark in die private Lebensplanung ein.
Und die fortschreitende Automatisierung wird die Lage langfristig gesehen noch verschlechtern. Derzeit schafft die Automatisierung derzeit noch Arbeitsplätze weil sehr viele Unternehmen noch nicht bereit sind, Automatisierungstechnik in großem Stil anzuwenden. Angela Merkel redet in hohen Tönen von Industrie 4.0 und pocht auf die Beschleunigung der derzeitigen Entwicklungen. Sie besuchte auch mehrmals Unternehmen, die smarte Fabrikkonzepte bereits umgesetzt haben und teilweise ihre eigenen Produktionsmaschinen konstruieren können. Die Festo AG produziert Automatisierungsmaschinen und wurde von Merkel persönlich gelobt, nach ihrem Besuch bei dem Unternehmen und einer Fabrik der Aesculap AG zeigte sie sich sehr beeindruckt. Sie spielte allerdings die Effekte runter, die die zunehmende Digitalisierung laut verschiedenen Studien hat. Die Oxford-Universität brachte beispielsweise eine Studie heraus, die prognostiziert, dass in den nächsten 20 Jahren bis zu 50% aller US-amerikanischen Arbeitsplätze wegfällt. Die ING Diba veröffentlichte eine Studie die ähnliches für den Arbeitsmarkt in Deutschland die ähnliche Prognosen enthält. In vielen Branchen befindet sich Automatisierungstechnik, die langfristig Berufsfelder ausdünnen wird, in der Testphase, so zum Beispiel im Transport. Seit 2009 fährt die Nürnberger U-Bahn autonom, in anderen Städten auf der Welt gibt es ähnlche Entwicklungen.

Doch auch für Taxifahrer sieht es langfristig schlecht aus. Für die olympischen Spiele 2020 in Tokyo wird aller Wahrscheinlichkeit nach eine autonome Taxiflotte durch die Stadt fahren.
Auch LKW werden eines Tages autonom auf der Straße sein, sollten sich die derzeitigen Entwicklungen fortsetzen. Experten sprechen seit einigen Jahren schon über die Möglichkeiten die solch eine Entwicklung bringen würde.

Selbstfahrende LKW

In der Wüste von Nevada fuhr ein selbstfahrender LKW der Marke Freightliner (eine Marke von Daimler) probeweise durch die Wüste. Das könnte bald zum Alltagsbild dazu gehören, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und in anderen Ländern ebenfalls. Der Gouverneur des US-Bundesstaates Nevada, Brian Sandoval, übergab das Nummernschild persönlich, vor laufenden Kameras. Die Fahrt verlief ohne Probleme, was zweifellos auch damit zu tun hatte, dass die Straße abgesperrt war und sich vor und hinter dem Fahrzeug Polizeiautos befanden. Ein Mensch war zwar noch an Bord um alles zu überwachen, könnte aber sehr bald überflüssig werden. Derzeit konzentrieren sich die Bemühungen darauf, Stufe 2 der Automatisierung zu erreichen. Das würde bedeuten, dass die Fahrer länger am Stück fahren können, ohne eine Pause einzulegen. Derzeit gibt es noch, um Unfälle zu vermeiden, bestimmte Ruhezeiten, an die die Fahrer sich halten müssen. Die vorgegeben Ruhezeiten könnte der Fahrer dann einhalten, das Programm würde in dieser Zeit den LKW steuern. In nächster Zeit ist das laut des Roland Berger-Experten Norbert Dressler die lukrativste Automatisierungsstufe. Die Kosten einen LKW voll zu automatisieren liegen derzeit noch etwas höher, Stufe 5 zu erreichen würde laut der Studie 23,400$ pro LKW kosten, dabei spielt die notwendige Software eine größere Rolle als die Hardware.

Außerdem würde es das Unfallrisiko vermindern, die meisten Unfälle passieren aufgrund von menschlichen Fehlern, etwa aufgrund irgendwelcher Ablenkungen, oder einfach weil die Fahrer übermüdet sind. Den Unternehmen würde das die Möglichkeit eröffnen, viele Kosten einsparen zu können, vor allem Personalkosten. Aber auch Unfälle und der damit verbundene Verlust von Menschenleben könnten damit effektiv reduziert werden. Für die LKW-Fahrer würde das bedeuten, Stellenabbau in einem bisher unbekannten Maß hinzunehmen. Rein vom technischen Standpunkt aus, wäre ein selbstfahrender LKW längst möglich, Stufe 5 wäre bereits umsetzbar, doch die Hürden sind noch recht groß. Innerhalb von Innenstädten gestaltet es sich weitaus schwieriger, die Arbeit einer KI zu überlassen, auf Autobahnen und Landstraßen ist das etwas anderes. Eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger kommt zu dem Schluss, dass autonome LKW die Branche über den Haufen werfen könnten. Die bevorstehenden Entwicklungen sind erst einmal positiv, sie machend den Job des LKW-Fahrers zunächst einfacher.

Auch auf deutschen Straßen fanden bereits Tests statt, die LKW fuhren in vernetzen Kolonen von verschiedenen Standorten (auch außerhalb der BRD) zum Hafen von Rotterdam.
Die „European Truck Platooning Challenge“ wurde von der niederländischen Regierung initiiert und hatte den Zweck zu zeigen, dass “Platooning“ funktioniert. “Platooning“ ist ein Begriff aus der Militärsprache und bedeutet in diesem Fall, dass ein LKW Tempo und Verkehrsverhalten vorgibt und sich die anderen daran halten und im Windschatten des ersten LKW fahren, der Abstand zwischen den Fahrzeugen ist dabei um einiges geringer als normalerweise, die LKW fahren dabei in einer Kolonne und sind miteinander vernetzt. Platooning ist extrem kostensparend und verkürzt die Zeit von der einen Automatisierungsstufe bis zu nächsten Automatisierungsstufe. Es ist zwar nicht die Rede davon, den Fahrer komplett wegzulassen, er kommt derzeit noch in allen Studien, Artikeln und sonstigen Veröffentlichungen zu dem Thema vor, aber man kann sich denken, dass kein Unternehmen einen Angestellten, der nicht weiterhin unersetzbar ist, behalten möchte. In Deutschland hat der Staat in den letzten Jahren definitiv immer mehr die Basis dafür geschaffen, dass es eines Tages so kommen könnte, dass sich die Berufskraftfahrerbranche ausdünnt. Auch wenn es derzeit noch ein Gesetz gibt, dass einen verantwortlichen Fahrer nötig macht, die Entwicklung weg von diesem Standard findet in rasendem Tempo statt.
Auch in anderen Branchen droht die Gefahr der Automatisierung, im Baugewerbe (auf internationalem Level) verringert der zunehmende Einsatz additiver Fertigungsverfahren die notwendige menschliche Arbeitskraft früher oder später auf ein Minimum. In der Automobilbranche werden smarte Fabriken bereits eingesetzt, hier wird die eingesetzte menschliche Arbeitskraft langfristig ebenfalls auf ein Minimum reduziert werden. Auch im Einzelhandel könnte es für Beschäftigte auf lange Sicht eng werden. Amazon hat in Seattle bereits einen Supermarkt ohne Kassen eröffnet (zuerst nur für Angestellte), der die Menge entnommener Waren per Sensorentechnik feststellt und die Rechnung über das Smartphone begleicht.

Doch dort ist noch lange nicht Schluss

Diese Entwicklungen stehen im krassen Gegensatz, zu den Dingen, die von rechten Populisten versprochen werden. Trump, die AfD, andere europäische Rechte, sie sprechen alle von mehr Jobs und weniger Wohlfahrtsstaat, ihre politischen Statements leugnen allerdings tiefgreifende Veränderungen, die grade stattfinden.  Vollbeschäftigung ist in unseren Zeiten ein schlechter Scherz, ob man sich nun in den USA, Deutschland oder Japan befindet. Rückwärtsgewandt, nicht zeitgemäß, unrealistisch, die Versprechungen der neuen Rechten über Wachstum und Beschäftigung werden sie, sobald sie einmal tatsächlich Macht haben, vieles von dieser wieder kosten. Es erwartet uns viel, im hier und jetzt kann man allerdings eines mit Sicherheit sagen, der Kapitalismus, permanent auf immer weiteres Wachstum und die Steigerung der Produktion angewiesen, ist definitiv nicht anpassungsfähig an die Effekte der vierten industriellen Revolution.

 

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Eine Antwort

  1. Die beste Demo gegen Kernkraft ist,wenn man sich den Strom mit Solar oder/und Wind oder Bachlauf,wenn möglich selbst macht.Der beste Widerstand gegen eine Diktatur ist es, wenn man sich so viel wie möglich das nötige zum Leben selbst macht.

    Wir müssen eine Antwort darauf finden und Selbstversorgung so gut es geht, ist diese Antwort.

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