Gaza - Bild Hosny Salah

Tod des Hamas-Chefs in Gaza: Noch keine Chance für Frieden

Das Leben von Israels Staatsfeind Nummer eins endete unter den Trümmern eines Wohnhauses in Rafah im Süden des Gazastreifens. Sofort nach der Tötung des Hamas-Führers Yahya Sinwar durch die israelische Armee hat die US-Regierung ein Ende des Krieges in Gaza gefordert. Laut US-Präsident Joe Biden gebe es nun die Möglichkeit für einen Tag danach im Gazastreifen ohne die Hamas an der Macht und für eine politische Lösung, die Israelis und Palästinensern gleichermaßen eine bessere Zukunft biete.

Doch während die Israelis auf den Straßen den Tod des Hamas-Führers feiern, bejubeln viele Menschen in den arabischen Ländern in den sozialen Medien den Tod eines Helden. Denn Al-Sinwar, so viele Stimmen, habe bis zum Ende seines Lebens für ein freies Palästina gekämpft, an der Front gestanden und sich nicht in Tunneln versteckt. Wahrscheinlich hat Israel einen Fehler gemacht, als die Soldaten die Bilder des Hamas-Führers in den sozialen Medien veröffentlichten. Denn diese Bilder werden sich im Unterbewusstsein der Palästinenser und der Menschen in der Region festsetzen, unabhängig davon, ob man der Hamas zustimmt oder nicht.

Diese Bilder haben aus dem Mega-Feind einen Helden gemacht, eine Idee, die nicht so leicht aus den Köpfen der Menschen in der Region zu löschen oder auch nur kurzfristig zu beseitigen ist. Vor allem, weil es keine Antwort auf die Frage für den Tag nach dem Krieg gibt und keine gerechte Situation, die es Palästinensern und Israelis ermöglicht, in Frieden zu leben.

Der Nahostkonflikt wird nicht enden, selbst wenn Israel die Hamas vernichtet, was äußerst unrealistisch, oder deren Chefs tötet. Alle Palästinenser in Gaza und im Westjordanland, vor allem die jungen und traumatisierten, werden, auch wenn der Krieg jetzt von heute auf morgen aufhört, weiterhin Hass, Trauer und Wut in sich tragen, vor allem wenn sie viele getötete Familienmitglieder zu beklagen haben, und irgendwann wird sich das wieder entladen. Auch wenn es mal eine Pause gibt, hat das nichts mit Frieden zu tun, sondern ist eine Atempause, um neue Kraft für die nächste Eskalation zu schöpfen.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hängt nicht von einzelnen Personen ab, sondern von den Strukturen, die sie umgeben. Deshalb wird es mit der Vernichtung der Hamas keinen Frieden geben, solange die grundlegenden Fragen nicht geklärt sind. Solange die Zweistaatenlösung nicht vorangetrieben wird.

Um Frieden zu erreichen, muss es eine Lösung geben, die nicht nur einen Waffenstillstand in Gaza beinhaltet, sondern auch den Stopp der weiteren Landnahme in der Westbank, sowie die vollständige Rückgabe mit allem, was sich dort als Entschädigung befindet. Dazu gehört die Aufhebung der Blockade des Gazastreifens. Dazu gehört die Freilassung der Geiseln. Dazu gehört auch die gerechte Aufteilung der Öl- und Gasvorkommen im Mittelmeer, der gerechte Zugang auf Wasser und Strom, sowie die Bewegungsfreiheit. Außerdem gehört dazu die Rückgabe der Golanhöhen an Syrien, dazu gehört die Wiederherstellung gleicher Rechte für Israelis und Palästinenser, vor allem in Israel selbst.

Um Frieden in der Region zu erreichen, müssen die Palästinenser ein Leben in Sicherheit erhalten, Perspektiven bekommen begreifen, dass Gewalt, Hass und Wut nicht zu einer gerechten Lösung führen, sondern zu mehr Zerstörung, Tod und Verlust. Israelis und Palästinenser müssen auch verstehen, dass die Koexistenz der beiden Völker die einzige Lösung des Konflikts ist, bei der Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben können.

Um diesen Frieden zu erreichen, müssen Israelis und Palästinenser das Leid und die Trauer des anderen spüren und verstehen. Denn es gibt viele Menschen in beiden Völkern, die endlich in Frieden leben wollen.

Ein Beitrag von Ahmad Shihabi

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