Sozialchauvinismus: ein Alltagsproblem – oben buckeln und nach unten treten

Sozialchauvinistische Einstellungen befinden sich in Deutschland im Aufwind, auch in den unteren Bereichen der Gesellschaft. Sie sind das Zeichen einer Gesellschaft, die sich durch das Treten nach unten und das Buckeln nach oben auszeichnet. Beispiele für diese Entwicklung sehen wir jeden Tag, ob in der U-Bahn, auf der Straße oder in dem eigenen Betrieb.

Jeder kennt sie, die Zeitungsverkäufer in der U-Bahn, sie verkaufen Zeitungen einer Arbeitslosenorganisation. Meistens laufen sie durch die Bahn und fragen Mitfahrende nach einer kleinen Spende oder dem Interesse eine Zeitung zu kaufen. Pro Tag finden sie mindestens einen Mitfahrenden, welcher in einer wüsten Sprache die Zeitungsverkäufer beschimpft und ihnen erklärt, dass er nichts mit ihnen zu tun haben will und sich nicht für ihre Probleme interessiert. Für diese Aussagen erntet der Schimpfende Anerkennung von vielen Mitfahrenden, welche ähnlichen Denkmustern folgen. Der arbeitslose Zeitungsverkäufer erhält nicht die Gelegenheit, seine Situation zu erklären, obwohl er jede Berechtigung hat sich selbst zu erklären.

Beispiel unter tausenden

Das Beispiel des Zeitungsverkäufers in der U-Bahn ist nur eines unter tausenden, doch es zeigt deutlich wie weit der Sozialchauvinismus in unserer Gesellschaft verbreitet ist. Jene die am untersten Ende des kapitalistischen Systems stehen, werden von denen beschimpft, die selber nur ein kleines Rädchen im Laufwerk des Systems sind. Der Schimpfende in der U-Bahn lässt den Frust über die Situation zu Hause oder in der Arbeit an jenen aus, bei denen er sich keine Sorgen über Konsequenzen machen muss. Dieser versucht meist nicht, das System zu kritisieren, sondern beschimpft diejenigen, welche in der Rangordnung noch unter ihm stehen, die Arbeitslosen, die “nur auf der faulen Haut liegen”.

Verknüpfung mit Alltagsrassismus

Sozialchauvinistisches Denken findet sich häufig in der Verbindung mit alltagsrassistischen Denkmustern. Das zeigt sich in den vielerorts um sich greifenden Angriffen gegen Roma und Sinti. Diese werden in vielen Ländern Mitteleuropas als “Schmarotzer” bezeichnet und somit als unproduktivstes Element in der Gesellschaft. Die Bezeichnung “Schmarotzer” und “Unproduktive” wird häufig von jenen benutzt, welche sich als Teil der Mittelschicht sehen und somit ihre eigene Zugehörigkeit zur arbeitenden Klasse verdrängt haben. Die Einordnung in Schichten hat dazu geführt, dass die Solidarität innerhalb der arbeitenden Bevölkerung immer weiter aufgeweicht wurde und zu einer Abgrenzung innerhalb der Schichten geführt hat. So mag der Schimpfende in der Bahn der Mittelschicht angehören, ist aber selbst ein Teil der arbeitenden Klasse. Da er sich als Teil der Mittelschicht und nicht als Teil der Arbeitnehmer sieht, versucht er sich nicht von denen abzugrenzen, welche über ihm in der Rangordnung stehen, sondern nur von denen, die unter ihm stehen!

Sozialchauvinistische Denkmuster zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Anhänger sich meist vor Angriffen von oben wegducken, während sie auf die unter ihnen eintreten. Gegen solche Denkmuster kann nur vorgegangen werden, wenn die arbeitende Klasse erkennt, dass sie ihre eigene Position nur stärkt, in dem sie sich mit denen solidarisiert, die unter ihnen in der aktuellen Ordnung stehen.


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2 Antworten

  1. Seit wann ist Hartz IV denn sozial? Wir haben doch überhaupt gar keinen Sozialstaat mehr, wie kann denn dann die EU den Sozialstaat ruinieren? Die EU ruiniert nicht den Sozialstaat, sondern die EU baut gerade einen asozialen Staat auf, wo jeder EU-Einwohner per Zwangsverfügung (Eingliederungsverwaltungsakt des SGB II) von der Agentur für Arbeit über ihre einstigen Tochterunternehmen (Personalserviceagenturen), jetzt Zeitarbeitsunternehmen genannt, an Unternehmen verliehen werden kann. Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen und kein Dach über dem Kopf haben, sprich der bekommt auch keine Sozialleistungen, die übrigens für ein würdevolles soziales Leben viel zu gering sind. Asozialer geht es ja wohl kaum noch.

    Unter den arbeitenden Deutschen gibt es einen Teil, der gönnt noch nicht einmal seinen eigenen Landsleuten die Grundsicherung für Erwerbsfähige bzw. für Erwerbsunfähige. Ebenfalls unter den arbeitenden Deutschen gibt es einen Teil, der gönnt diesen Schwächsten auch keine repressionsfreie Grundsicherung. Die arbeitenden Deutschen zeigen also auch noch asoziales Verhalten untereinander gegenüber den Schwächsten ihrer eigenen Landsleute an. Ja und selbst dann noch, wenn alle einschließlich sie selbst ein Bedingungsloses Grundeinkommen bekämen, würde sie ihre Meinung nicht ändern und zeigen somit ein asoziales Verhalten gegenüber sich selbst an! Dieses asoziale Vehalten gegenüber den eigenen Mitmenschen ist übrigens mit eine der Gründe dafür warum Deutschland jetzt ein asozialer Staat ist. Dafür Bedarf es keiner Einwanderung mehr. Das Problem ist nicht die Zuwanderung, denn die Probleme, die jetzt da sind, hatten wir bereits auch ohne Zuwanderung. Die geplante Zuwanderung wird nur als Vorwand benutzt, um von den wahren Problemen abzulenken. Solange die Deutschen die wahren Ursachen der Probleme nicht angehen, solange wird Deutschland immer asozialer werden, wie die Prämien für Agenturleiter der Jobcenter für das Erreichen der Sanktionsquote unseres asozialen Sozialsystem eindeutig belegt.

    Die meisten Menschen sind als Lern-, System-, oder Konsumsklave beschäftigt oder mit sich selbst überfordert. Die Meisten von denen haben von solchen Sachen, wie Geldschöpfung aufgrund von Schulden ohne Deckung durch Sachwerte, Geldsystem in fremden Händen, exponentielles Zinssytem und der dadurch bedingte Wachtstumszwang der Realwirtschaft, welche überflüssige und völlig sinnentleerte Dienstleistungen, wie Call-Center hervorgebracht haben, doch noch nie etwas gehört! Wenn die Realwirtschaft gesättigt ist, weil kein Markt unendlich ist, fangen die Probleme an. Überall fehlt Geld und keiner weiß warum. Das man durch Arbeiten überhaupt gar kein Geld generieren kann, sondern nur Schulden, die ein anderer aufnehmen muß – wissen auch nur die Wenigsten. Und verschulden können die Anderen sich nur, wenn sie der Bank im Gegenzug echte Sachwerte als Sicherheit überlassen. Jetzt müßte es aber doch so langsam mal bei den Deutschen im Kopf klingeln oder?

    Bei den meisten klingelt es ja erst, wenn die Arbeit weg, Einfamilienhaus weg, Porsche weg, Frau weg ist und wer ist daran jetzt schuld? Doch nicht die Arbeitslosen, die tun doch überhaupt nichts. Das ist der Preis dafür für Jahrzehnte langes wegschauen während Zentralbanken, Konzerne und Roboter, die ohne Ausgleichsabgabe und Freihandelsabkommen die Gewinne ohne jegliche Kapitalverkehrskontrolle quasi an eine Steueroase weitergeben – umgeben von schönen nackten Mädchen auf einer Südsee-Insel von der ihr noch nicht einmal wißt, daß es sie gibt und wie man da eigentlich hinkommt. Dagegen ist das Bedingungslose Grundeinkommen für 500 bis 750 Millionen Menschen in Europa mit rund 1.500 Euro im Monat nur ein Katzensprung entfernt.

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