Seit Anfang März ziert ein großes Plakat des Bloco de Esquerda (Linksblock) die portugiesische Hauptstadt Lissabon: „Eine Regierung, die Deutscher als die Deutsche ist“. Gerichtet ist die Botschaft an die konservative Regierung Portugals, die mit aller Härte den Sparkurs der deutschen Regierung, allen voran Wolfgang Schäubles, stützt. Der Linksblock kritisiert die Haltung der portugiesischen Regierung massiv und streitet seit dem Ausbruch der Krise für ein Ende der Austeritätspolitik.
Mit denselben Worten vernahm man zuletzt auch den griechischen Finanzminister, Yanis Varoufakis, als er über die Regierung Spaniens und Portugals sprach. Das Plakat, in deutscher Sprache verfasst, eckt bei der Regierung deutlich an. „Bruno Maçães, Vizeminister für europäische Angelegenheiten, klassifizierte das Poster des Linksblock als ‚fremdenfeindlich‘“, was angesichts des Programms und der Politik des Linksblocks blanker Hohn ist.
Wieso die Regierung Portugals, aber auch die lokale Stadtverwaltung, so erpicht auf die Entfernung ist, zeigt der Einwand der Hoteliers: „Der Unternehmensverband der Hoteliers aus dem südlichen Algarve beschwerte sich über das Unbehagen deutscher Touristen über das Poster in der sonnigen Region.“
Wtf: „Deutschland über alles! „Acima de tudo Portugal!“
Die Regierung reagierte prombt und stellte ein eigenes Schuld auf: „Deutschland über alles! Acima de tudo Portugal!“ Was sich die Regierung unter dem Sozialdemokraten Pedro Passos Coelho dabei gedacht hat, lässt sich aus Deutschland nur erahnen. Der Linsblock äußerte sich dazu: „Überraschend ist der Slogan. Es ist eine Anpassung an die negativ angesehene Passage des Deutschlandliedes ‚Deutschland über alles!‘ ‚Acima de tudo Portugal!‘ (Portugal über alles!). Die Kampagne existiert in Portugal bereits seit 2014 – wie kann eine sozialdemokratische Partei bloß auf solche Abwege geraten?
„Erfolgsstory Portugal“
Portugal gilt unter den Troika Fans als Musterschüler. Vergleich man jedoch wirtschaftliche Daten vor und nach der Troika Politik, geht es dem Land deutlich schlechter als noch 2007. „Portugal könnte man niemals als Erfolgsstory bezeichnen, da es heute, welchen Indikator man auch betrachtet, schlechter dran ist, als vor der Intervention der Troika“, erklärt die EU-Parlaments Abgeordnete des Linksblocks: „Mehr Menschen sind arbeitslos und jedes Jahr sind 110.000 Menschen gezwungen, auszuwandern um ein ordentliches Leben führen zu können.“ Das, so scheint die portugiesische Sozialdemokratie mit Schäuble gemeinsam als Erfolgsstory verkaufen zu wollen, in diesem Sinne: „Eine Regierung , die Deutscher als die Deutsche ist“.
2 Antworten
Danke Daniel für den Artikel, ebenso wie Griechenland und Spanien geht es Portugal seit den Eingriffen/Übergriffen/… der Troika erheblich schlechter. Die Armut ist gestiegen, die Lebensfreude hat sich erheblich gemindert und egal welche Zahlungen da „großzügigerweise“ fließen, sie machen das Ganze nur noch schlimmer, viele Menschen haben ihre Häuser und die Heimat verloren.
Die Gelder verschwinden in irgendwelchen Banken/Instituten/… und der kleine Mann soll die mittlerweile gestiegenen Schulden dann später ausgleichen.
Dies ist übrigens in Deutschland ebenso, wenn es auch hier ein Sozialprogramm gibt (das ebenso von den kleinen Steuerzahlern getragen werden muss), die Renten sind hier nicht mehr sicher und die Regierung verbrennt das erarbeitete Geld mehr und mehr.
Es geht um die Vernichtung der kleinen freien Menschen, die einfach nur in Frieden leben wollen, die mit ihren Nachbarn auf der Straße klönen oder tanzen wollen und die zufrieden sind mit einem einfachen Leben im Einklang mit dem kleinen Stück Land, ehrliche Nahrung, ehrliche Lebensmittel, ehrlicher Tauschhandel, Freiheit, Gerechtigkeit – jenseits von Lobbyismus, Superjacht und Machtgier.
Was uns retten kann? Meiner persönlichen Meinung nach nur der Ausstieg aus diesen teilweise diktatorisch anmutenden Zwängen.
Die Förderung der nationalen, regionalen Strukturen mit ihren Traditionen, Eigenheiten, Spezialgebieten, …
UND Wirtschaftsgemeinschaften unter Freunden bei denen das Miteinander zum Wohle Aller im Vordergrund steht.
Dann bleibt jeder auch gerne im eigenen Land, in der eigenen Kultur ODER entscheidet sich aus freiem Willen in ein anderes Land zu gehen um dort eine andere Kultur und andere Menschen kennenzulernen –
doch NIEMAND sollte auswandern müssen aufgrund politisch gemachter Not – egal wo auf dieser schönen Mutter Erde.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das erste Land in Europa, das sich wirklich für souverän und frei erklärt und das die Schwerpunkte des Lebens auf das Herz-basierte menschliche Miteinander, Empathie, Füreinander, Naturschutz, … legt, Gemeinschaften fördert, bzw. sich frei ausprobieren lässt (Anastasia, Ökodörfer, Familienlandsitze, …) einen großen Zulauf erfahren könnte von all den Menschen aus Europa, die sich nicht länger dem wirtschafts-politischen Vampirismus aussetzen wollen.
Portugal, Spanien, Griechenland – eines dieser Länder könnte eine absolute Vorreiterrolle übernehmen.
Ich ziehe gerne um :).
Bom dia
Marie
Hier die Info zur Deutschen National-Hymne (*deren Text sich übrigens auch für jedes andere Land anwenden ließe):
als Bekanntmachung – Bundesgesetzblatt vom 29. November 1991
„Die 3. Strophe des Liedes der Deutschen von Hoffmann von Fallersleben mit der Melodie von Joseph Haydn ist die Nationalhymne für das deutsche Volk.“
– Aus dem Brief von Bundespräsident v. Weizsäcker an Bundeskanzler Kohl vom 19. August 1991
„Der Wille der Deutschen zur Einheit in freier Selbstbestimmung ist die zentrale Aussage der 3. Strophe des Deutschlandlieds. Deshalb stimme ich Ihnen namens der Bundesregierung zu, daß sie Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ist.“
– Aus dem Antwortschreiben des Bundeskanzlers Helmut Kohl an den Bundespräsidenten Richard v. Weizsäcker, 23. August 1991
Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland! *(oder das griechische oder spanische oder portugiesische oder …)
Danach lasst uns alle streben
brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand:
|: Blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland! :|
@ Marie
Sie verkennen hier Ursache und Wirkung.
Hätte Portugal noch seine eigene, selbstbestimmte Währung und wäre der dirigistische Eingriff in die nationalen Bedingungen Portugals auch nicht, dann gäbe es die hier genannten Probeme nicht.
Die portugiesischen Politiker hätten schon 1999, als es um die Einführung des Euro ging, nein sagen müssen. Haben die aber nicht. Stattdessen feierten Regierung, Großunternehmen und Gewerkschaften gemeinsam die Aufgabe des Escudos.
Jetzt wird ein Austritt schwierig. Wie schwierig das ist, erleben gerade die Griechen.
Natürlich trifft es die „kleinen Leute“, aber auch die Handwerker und den Mittelstand.
Wen denn auch sonst? Aber die Ursache sind nicht die „bösen“ Kapitalisten, sondern die Strukturen, die sich mit der gewollten Gleichschaltung der Währungen zwangsläufig ergeben.