By Engelbert Reineke, Bundesarchiv, Wikimedia Commons, licensed under CC BY-SA 3.0 (edited by Jakob Reimann, Freiheitsliebe).

Norbert Blüm – ein Linker in der CDU?

Norbert Blüm war ein CDU-Politiker, dessen Aussagen man heute kaum noch einem CDUler zuschreiben würde. Die CDU verlor jemanden, der das „C“ im Namen noch wirklich als Programm verstanden hat. Angefangen als junger aktiver Gewerkschafter bis zu seinem Engagement für Geflüchtete und Frieden in Gaza.

Norbert Blüm ist gestern im Alter von 84 Jahren verstorben. Damit verliert die CDU einen Politiker, der die Lehren des Evangeliums in seiner politischen Praxis versuchte umzusetzen. Im Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und für Frieden war Norbert Blüm neben Heiner Geißler einer der bekanntesten „Herz-Jesu Sozialisten“. Diese politische Praxis hat eine lange Tradition bis in die Wurzeln der Arbeiterbewegung.

Der „Herz-Jesu Sozialist“

Seine politischen Prinzipien waren geprägt von der katholischen Sozialehre: Kampf für Gerechtigkeit, Solidarität, Gemeinwohl und Frieden. Die Agenda 2010 kritisierte er mit dem bekannten Satz „Hartz ist Pfusch“. Auf die Frage, ob der Kapitalismus abgeschafft werden sollte, antwortete er: „Ja. Der Kapitalismus hat keine Antworten auf die Frage der Gerechtigkeit.“ Auch wenn Blüm sich in seiner Rentenpolitik geirrt hat, gab es in der Geschichte der BRD keinen Arbeits- und Sozialminister, der länger im Amt war als er. Er prägte das Sozialgesetzbuch wie kein anderer ins Positive – in bestimmten Fragen auch ins Negative.

Im Kampf für Frieden in Gaza

Norbert Blüm war nicht nur bekannt für „Außenseiter“-Positionen in der CDU, wenn es um die Sozial- und Wirtschaftspolitik ging, sondern auch, wenn es sich um außenpolitische Fragen handelte. Während seine Partei noch eng mit dem Pinochet-Regime kollaborierte, begab er sich selbst auf die Reise nach Chile, um sich ein eigenes Bild zu machen. Durch die gesammelte Erfahrung vor Ort entschied er sich, entschlossen gegen das diktatorische Regime Stellung zu beziehen. Auch im letzten Gaza Krieg 2014 machte Blüm klar, dass die Israelische Sicherheits- und Verteidigungspolitik nicht durch Verhältnismäßigkeit geprägt war. Auch in Gaza machte er sich ein eigenes Bild und kam zum Entschluss, dass die Rebellion der Palästinenser nur eine logische Reaktion auf die Jahrzehntelange Unterdrückung ihres Volkes sein kann. Während sich sogenannte „außenpolitische Experten“ von Blüm distanzierten und Druck auf ihn nach verschiedene TV-Auftritten, blieb er trotzdem standhaft.

Gestern starb ein CDUler, der – bei aller Kritik, die ihm natürlich auch entgegengebracht werden muss – für eine Politik stand, die wir heute in der Union schmerzlich vermissen. In Fragen zum Kapitalismus etwa oder zu Krieg und Frieden sollte sich die Partei auf die Vernunft des Norbert Blüm zurückbesinnen.


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