Nicht „Vietcong“, sondern FNL

Vietnam erkämpfte die Unabhängigkeit in einem 30-jährigen Krieg, der breite Bevölkerungsteile erfasste und internationale Solidarität bekam.

Als US-Senator John Mc Cain am 25. August 2018 starb, lobten ihn deutsche Zeitungen in Nachrufen. Er sei ein Elder Statesman (Süddeutsche, 26. August),Maverick (Neues Deutschland, 27. August) oder gar der letzte Liberale (Zeit,26. August) gewesen. Keine der Zeitungen sprach an, dass McCain als Pilot vietnamesische Zivilisten bombardiert hatte.

Widerstand gegen die Kolonialmächte

Der französischen Kolonisierung Vietnams von 1858 bis 1884 folgten viele Aufstände. Die 1930 gegründete Kommunistische Partei Vietnams bekam ihre Feuertaufe im Aufstand in Zentralvietnam. Ihre Allianz mit Bauernschaft und Intelligenz mündete 1941 in der Liga für die Unabhängigkeit Vietnams (Viet Minh), die Japaner und französische Kollaborateure bekämpfte. Am 2. September 1945 wurde die Demokratische Republik Vietnam (DRV) proklamiert und Ho Chi Minh erster Präsident. Frankreich führte einen brutalen Kolonialkrieg, den es in der Schlacht von Dien Bien Phu 1954 verlor. Mit dem Indochina-Abkommen zog sich Frankreich danach aus Vietnam zurück. Über die sozialistische Ausrichtung der DRV besorgt, putschten die USA in Südvietnam den Kolonialverwalter Ngo Dinh Diem an die Macht. Dagegen kämpfte die Front National de Libération (FNL), von den USA als Vietcong abgetan. Kommunisten waren aber nur eine Minderheit in der FNL. Wichtige Stützen der FNL waren Gewerkschaften, Deserteure des Diem-Regimes, ethnische Minderheiten, die Frauenunion Südvietnams sowie religiöse Gruppen.

Die FNL bekam viel Zulauf wegen der Brutalität südvietnamesischer und US-Truppen, vor allem durch Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung – wie in der Gemeinde Son My (My Lai-Massaker), wo die US-Army über 500 unbewaffnete Dorfbewohner ermordete. Der Erfolgsmesser dieser als Search & Destroy beschönigten Taktik war der Body Count: Je mehr Tote, umso mehr Erfolg, egal ob Zivilistin oder Freiheitskämpferin.

Die DRV im Norden wurde seit 1964 heftig bombardiert. Sie wehrte sich hartnäckig und fügte der US-Luftwaffe hohe Verluste zu. Auch McCain wurde abgeschossen. US-Präsident Richard Nixon befahl noch im Dezember 1972,kurz vor Friedensschluss, ein „Weihnachtsbombardement“ mit 2.500 Toten. Schlimme Folgen hatten Chemiewaffen, vor allem Agent Orange. Bei knapp 20.000 Einsätzen wurden rund 80 Millionen Liter des Entlaubungsmittels auf Südvietnam geworfen, ein Viertel der Fläche und über 4,8 Millionen Vietnamesinnen und Vietnamesen kontaminiert. Bis heute sind etwa vier Millionen Vietnamesinnen 
und Vietnamesen schwerstbehindert, Millionen Weitere leiden an den Langzeitfolgen.

Parteinahme für Vietnam

Vietnams Widerstand löste weltweite Solidarität aus:Die sozialistischen Staaten halfen mit Luftabwehr, Rüstungsgütern, Logistik und Ausbildung. In der BRD protestierten viele gegen die Waffenlieferungen nach Südvietnam. Der historische SDS veranstaltete im Dezember 1968 einen Vietnamkongress. Das internationale Russell-Tribunal verurteilte die US-Kriegsverbrechen in Tradition der Nürnberger-Prozesse, aber ohne juristische Wirkung. In San Francisco nahmen 1967 500.000 Menschen an einer Friedensdemo teil. Die US-Friedensbewegung verband Studierende, Intellektuelle,Gewerkschafter, Bürgerrechtler und Kommunistenen. In der US-Army kam es zu Meutereien unter Wehrpflichtigen, besonders Afroamerikanern.Einige US-Soldaten trugen ab 1970 rote Armbinden, um der FNL ihren Friedenswillen zu zeigen. Etwa 1.000 US-Offiziere wurden von ihren Mannschaften durch „Fraggings“ (Granatenwürfe) getötet.

Vietnam erringt seine Souveränität

Die Standhaftigkeit Nordvietnams, die erstarkende FNL im Süden und die schwindende Moral führten am 15. Januar 1973 zum Ende aller US-Kriegshandlungen. Nixons Versuch, den Krieg an die, von den USA ausgebildeten, Einheimischen abzugeben, scheiterte. Saigon wurde 1975 befreit.

Vietnam zahlte für den Sieg einen hohen Preis: Drei Millionen Tote in Südvietnam, zehn Millionen Vertriebene. In Nordvietnam 500.000 Bombentote. 1976 kam es nach gemeinsamen Wahlen zur Vereinigung als Sozialistische Republik Vietnam. Trotz Wirtschaftssanktionen wurde der soziale und souveräne Kurs fortgesetzt. Auf ihrem 10. Kongress im Jahre 2006 setzte die KPV sich das Ziel eines „unabhängigen, demokratischen, blühenden und starken Vietnams mit einer gerechten und modernen Gesellschaft, in welcher die Ausbeutung des Menschen abgeschafft wird“.

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