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Migrationsgeschichten: Quellen der Innovation

Die Diversität unserer Einwanderungsgesellschaft ist der Normalfall. Das gerade veröffentlichte Jahresgutachten des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) unterstreicht, was wir bereits wissen: Und bestätigt, dass es mittlerweile nicht mehr darum geht, ob wir eine Einwanderungsgesellschaft sind, sondern wie wir als eine solidarische Gesellschaft mit den Herausforderungen und Chancen zusammen wachsen wollen.

Die Vielfalt der Menschen mit Migrationsgeschichte anerkennen

Auf der einen Seite sehen wir, dass die Corona-Pandemie Geflüchtete und Menschen, die erst vor kurzem nach Deutschland migriert sind, in ihrem „Ankommen“ beim Sprach- sowie Joberwerb extrem zurückgeworfen hat. Sie spüren die negativen Auswirkungen am stärksten, wenn es darum geht, sich hier ein Leben mit der Familie und eine Perspektive aufzubauen. Eine Studie des Forschungsbereichs Migration, Flucht und Integration am Institut für Politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen macht die Benachteiligung, die auch schon vor Corona da war, deutlich. In den Bereichen Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Bildung gibt es große Nachteile, zudem hat die Diskriminierung zugenommen. Denn bei der Suche nach Schuldigen für die Ausbereitung des Corona-Virus und der verschlechterten wirtschaftlichen Lage werden aus der rechten Ecke (welch Überraschung) Geflüchtete und generell Menschen mit Migrationsgeschichte beschuldigt. Rassistische Vorurteile haben Konjunktur: die Migranten hätten angeblich öfter Corona und füllen die Intensivstationen, so lauten Titel mancher Blätter, die rassistische Vorurteile verstärken und schlichtweg nicht haltbar sind.

Höhere Risikobereitschaft – mehr Innovation

Auf der anderen Seite sehen wir großes Innovationspotential, das von einigen Menschen mit Migrationsgeschichte ausgeht, die mittels kreativer Projekte und wissenschaftlicher Facharbeit Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen bieten. So hat laut „Migrant Founders Monitor“ jede*r fünfte Gründer*in in der deutschen Start-up-Szene einen Migrationshintergrund. Das prominenteste Beispiel für das innovative Potential aus dieser diversen Gruppe von Menschen mit Migrationsgeschichte sind Uğur Şahin und Özlem Türeci, das Mainzer BioNTech-Entwicklerpaar, das den Corona-Impfstoff auf den Markt gebracht hat.

Ein anderes Beispiel: Erst Anfang Mai wurde Mehmet Coşkunoğlu als Lehrer des Jahres ausgezeichnet und für sein Digitalprojekt gelobt, welches er für den Unterricht während der Pandemie mit seinen Schülerinnen und Schülern entwickelt und anschließend zur Verwendung der gesamten Schule bereitstellen konnte.

Die Diskussion darüber, ob Migration Risiko oder Unterstützung für den Wohlfahrtsstaat Deutschland ist, wird seit Jahren debattiert und meist von rechten Stimmen dominiert. Wir sollten dabei aber nicht vergessen, was die Pandemie uns seit einem Jahr zeigt: Pflegebedürftige Menschen wurden von polnischen Pflegekräften versorgt, rumänische Erntehelfer*innen haben trotz erhöhten Corona-Risikos den Deutschen ihren Spargel gestochen, Mitarbeitende im Reinigungsbereich haben ihre Arbeit weitergeführt, um Büros und Kliniken am Laufen zu halten. Bei vielen dieser systemrelevanten Jobs, die im Niedriglohnsektor liegen, sind viele Migrantinnen und Migranten beschäftigt. Ohne ihr Engagement hätte man das System so nicht aufrecht halten können.

Quelle: SVR-Jahresgutachten

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