McDonald’s Beschäftigte starteten ihren allerersten Streik gegen den multinationale Konzern am Montag vergangener Woche. Sprechchöre „Ich glaube, wir werden siegen“ wurden vor zwei Filialen in Cambridge und Crayford, in Südostlondon, intoniert, wo die Beschäftigten die Arbeit niederlegten, ein Bericht von Tomáš Tengely-Evans. Auch in weiteren Filialen im ganzen Land fanden Streiks statt.
Die Aktion der Mitglieder der Bfawu, der Gewerkschaft der Lebensmittelindustrie, reihte sich in den nationalen Aktionstag für 10 Pfund Mindestlohn (etwa 11 Euro) und gewerkschaftliche Rechte ein. Stephanie legte als erste ihrer Schicht im Crayford-Restaurant die Arbeit nieder, begleitet vom Jubel ihrer Kolleginnen und Kollegen und Unterstützern. „Ich bin einfach überwältigt von der Zahl der Menschen, die gekommen sind, um uns zu unterstützen“, sagte sie Socialist Worker. „Das ist das erste Mal, dass ich so was mache. Normalerweise, wenn ich ein Problem auf der Arbeit hatte, habe ich einfach einen neuen Job gesucht. Aber jetzt mache ich einen Punkt, nicht nur für mich, sondern für andere Arbeiter.“ Die Streikpostenkette in Cambridge wurde von Mitgliedern anderer Gewerkschaften, u.a. der Feuerwehr FBU, unterstützt. Tom, Bfawu-Mitglied in Cambridge, meinte zu Socialist Worker, „der Umfang der Solidarität ist einfach phänomenal“.
Fast alle streiken zum ersten Mal. Die Arbeitsniederlegung machte ihnen ihre Macht, die Bosse herausfordern zu können, bewusst. Und die auf den Streikpostenketten erfahrene Solidarität steigerte noch ihr Selbstvertrauen.
Höhere Löhne jetzt erkämpfen
Lewis, Bfawu-Mitglied im Crayford-Restaurant, sagte: „Ich war schon auf vielen Protesten, aber das ist das erste Mal, dass ich selbst streike. Es ist echt aufregend, endlich mal zurückzuschlagen.“
Angestellte beider Restaurants demonstrierten zur Mittagszeit vor dem Parlament. John McDonnell, Schattenwirtschaftsminister für Labour, sagte zu den Teilnehmenden: „Heute ist erst der Anfang. Wir machen solange weiter, bis McDonald’s mit der Gewerkschaft Verhandlungen aufnimmt. Das ist der Startpunkt einer Aktion, die alle Arbeitgeber der Fast-Food-Industrie an den Gesprächstisch bringen wird.“ Jeremy Corbyn schickte eine Solidaritätsbotschaft und andere Labour-Abgeordneten sprachen auf der Kundgebung.
Bfawu-Generalsekretär Ronnie Draper sagte, „weitere Menschen werden sich von eurer Aktion inspirieren lassen. Zusammen werden wir uns durchsetzen.“ Draper forderte die Zuhörer auch dazu auf, die linke Labour-Führung zu unterstützen: „Bleiben wir an ihrer Seite, stärken wir ihnen den Rücken, dass sie an die Regierung kommen und wir das bekommen, was wir wollen.“
Es ist wichtig, dass die Beschäftigten die Unterstützung der Labour-Führung bekommen haben. Der von Corbyn generierte Optimismus half ihnen, ihre Gewerkschaft aufzubauen. Sie haben aber auch Recht, wenn sie für die £10 jetzt kämpfen, und nicht einfach die nächsten Parlamentswahlen abwarten.
Die Beschäftigten wollen ihren Kampf erweitern. Tom meinte: „Unsere Kampagne beginnt erst. Unser Streik kann denen, die die Arbeit noch nicht niedergelegt haben, und vielen anderen eine Inspiration sein“
Die Streiks zeigen, dass „prekär Beschäftigte“ sich organisieren und streiken können. Alle sollten helfen, neue Mitglieder zu gewinnen und den Organisierungsgrad zu stärken. Am Vorabend des landesweiten Kongresses des gewerkschaftlichen Dachverbands TUC sind Streiks zugleich ein Denkzettel an die Führungen der größeren Gewerkschaften, dass wir an der Lohnfront kämpfen und nicht bloß reden müssen. Mit weiteren Aktionen und Unterstützung von anderen Gewerkschaften kann der Druck auf McDonald’s aufrechterhalten werden.
Solidarität ist wichtig
Aktivisten quer durchs Land organisierten Kundgebungen und Solidaritätsproteste mit der Arbeitsniederlegung bei McDonald’s am Montag. Sie schüttelten große Eimer, um Spenden für den Streikfonds einzusammeln und Unterstützung für die Bfawu-Gewerkschaft unter Verkäuferinnen aufzubauen. Vor einem McDonald’s Restaurant in Manchester versammelten sich 100 Unterstützer. Streikende und Unterstützeren sammelten Geld in Brixton, Südlondon, und Bfawu und das Netzwerk Unite the Resistance (Vereinigt den Widerstand) protestierten in Newcastle.
Es gab auch Aktionen in Huddersfield, Portsmouth, Sheffield, Birmingham, Scarborough, Swansea und anderen Ortschaften und Städten. Etwa 200 Menschen versammelten sich auch vor McDonald’s-Filliale in Finchley, Nordwestlondon.
Aber auch international gab es Reaktionen. Fast-Food-Arbeiter von Toronto in Kanada bis zu Südkorea schickten Solidaritätsbotschaften. Und in vielen Landesteilen der USA gab es Proteste unter dem Banner „Kampf für $15“. Am Abend der Arbeitsniederlegung fand eine von Unite the Resistance organisierte Solidaritätsveranstaltung mit 70 Teilnehmerinnen in London statt, auf der die Streikenden mit Jubbelrufen empfangen wurden. Shen Batmaz, führendes Bfawu-Mitglied im Restaurant von Crayford, sagte: „Keiner von uns hätte das alleine geschafft, nur gemeinsam können wir die Dinge verändern.“
Die Versammlung zeigte die Breite der Solidarität. Ein Hauptschwerpunkt war die weitere Vernetzung stattfindender Kämpfe. Labour-Abgeordnete Laura Pidcock, die selbst früher bei McDonald’s gearbeitet hat, meinte, die Beschäftigten seien dabei, die Ebbe in eine Flut zu verwandeln. Und sie fügte hinzu: „Es ist wichtig, dass ihr in euren Abgeordneten keine Retter seht, wir können lediglich den Kämpfen in den Betrieben und auf der Straße als Sprachrohr dienen, mehr aber auch nicht.“
Bericht von Tomáš Tengely-Evans für socialistworker.co.uk. Aus dem Englischen von David Paenson.