Gaza - Bild Motaz Azaiza

Israel beginnt Invasion – Rafah in der Schusslinie

Fliehe oder werde massakriert. Das ist Israels Botschaft an verzweifelte Schutzsuchende in Rafah. Großbritannien, die Vereinigten Staaten und weitere Länder, die bisher zögerten einen Angriff auf Rafah offen zu befürworten, werden behaupten, die Hamas hätte den Aufruf zum Waffenstillstand abgelehnt und Israel hätte einen Ausweg für Zivilisten angeboten.

Am Dienstagmorgen haben israelische Panzer den Grenzübergang Rafah eingenommen, nachdem sie in der Nacht vorgerückt waren. Zeitgleich beschossen israelische Kampfflugzeuge Wohnhäuser und töteten mindestens 12 Menschen. Das israelische Militär warf am Montag rote Flugblätter über den östlichen Gebieten von Rafah ab. Darin hieß es:
„An alle Bewohner und sich derzeit im Rafah-Lager, im Brasilien-Lager und in den Vierteln Al-Shabura und Al-Zohour Aufhaltenden: Der Verbleib in diesen Gebieten bringt Ihr Leben in Gefahr“.

In den Flugblättern wird gewarnt, das israelische Militär sei „im Begriff, mit Gewalt in dem Gebiet zu operieren, in dem sie sich derzeit aufhalten“, und dass jeder, der sich in diesem Gebiet aufhält, “sich und seine Familienangehörigen in Gefahr bringt”. Ein Sprecher des israelischen Militärs teilte Journalisten mit, dass „etwa 100.000 Menschen“ aus dem östlichen Rafah evakuiert werden würden, bevor dort ein Bodenangriff erwartet wird.

Am Vortag hatten der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant Israels Absicht betont, “durch Blut zu waten, um Rafah zu stürmen”, wo rund 1,5 Millionen Vertriebene Zuflucht gefunden hatten. „Die Hamas hält an ihren extremen Positionen fest, allen voran an der Forderung, alle unsere Streitkräfte aus dem Gazastreifen abzuziehen, den Krieg zu beenden und die Hamas an der Macht zu lassen“, so Netanjahu. „Ein Sieg ist die einzige Möglichkeit, unsere
Existenz und unsere Zukunft zu garantieren“.
Am selben Tag forderte der rechtsextreme israelische Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir: „Netanjahu, geh jetzt nach Rafah!“ Finanzminister Bezalel Smotrich rief bei einer Kundgebung in Jerusalem: „Rafah jetzt!“.

Jeglicher Angriff auf Rafah wäre eine Katastrophe. Laut UN wären Hunderttausende vom “unmittelbaren Tod bedroht”. Diese Warnung stammt von Jens Laerke, Sprecher des UN-Büros für die Koordination humanitärer Angelegenheiten. Leiter desselbigen Büros, Martin Griffith, sagte: “Die simpelste Wahrheit ist, dass eine Bodenoffensive in Rafah einer Tragödie gleich wäre. […] Keine humanitäre Hilfe könnte dem entgegenwirken.”
Laut Jonathan Fowler, Sprecher des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), wären die Folgen “verheerend für die Bevölkerung Rafah’s, die nun sechsmal so groß ist wie vor Kriegsbeginn – die Hälfte der 1,5 Millionen Menschen sind Kinder. Kein Ort im Gazastreifen ist sicher, die Menschen wurden immer wieder vertrieben. Selbst Notfallpläne bieten wenig Trost. Die Folgen einer solchen Offensive wären schlichtweg katastrophal!“

Ein langer Wiederaufbau steht bevor

Nach Schätzung der UN wird der Wiederaufbau des Gazastreifens, dem derzeitigen Stand der Zerstörung zu urteilen, wahrscheinlich 80 Jahre dauern. Im höchst unwahrscheinlichen besten Fall mindestens 16 Jahre. Palästinenser müssen bis dahin in Zelten leben, ohne geeignete Infrastruktur, Schulen oder Krankenhäuser.
Israels Angriffe haben mehr als 79.000 Häuser im Gazastreifen “vollständig zerstört”, weitere 370.000 wurden beschädigt. Selbst bei optimistischen, lediglich auf den Transport von Baumaterialien fokussierten Szenarien, würde es bis 2040 und wahrscheinlich noch länger dauern, die seit Kriegsbeginn zerstörten Wohneinheiten wiederaufzubauen“, schlussfolgerten Forscher. Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Straßen, Abwasserkanäle, Wasserleitungen und alle anderen wichtigen Infrastrukturen wurden massiv beschädigt.

Ein Artikel von Charlie Kimber – übersetzt von Rosi Johnson

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