In dem 2 Artikel dieser Kolumne über Angela Davis‘ Leben und ihren politischen Aktivismus geht es darum wie sie durch ihre Verhaftung zum Widerstandssymbol wurde.
Wir schreiben das Jahr 1969 und Angela Davis‘ ist Assistant Professor an der University of California in Los Angeles.
Unglücklicherweise war jedoch gerade zu dieser Zeit Ronald Reagan Gouverneur von Kalifornien. Er startete zusammen mit der Geschäftsleitung der Uni eine wahrhafte Hexenjagd auf sie. Zuerst startete man den Versuch sie zu feuern, da sie Mitglied in der Kommunistischen Partei war. Dieser Versuch wurde richterlich unterbunden, allerdings erst, nachdem über 1500 Studenten aus Solidarität ihre Vorlesungen besucht hatten.
Doch damit nicht genug. Reagan und die Unileitung versuchten sie aufgrund ihrer, ihrer Meinung nach unpassenden Sprache, zu feuern, mit der Begründung, dass sie mehrfach während ihrer Vorlesungen Polizisten als „Schweine“ bezeichnet hatte. Diesmal waren sie erfolgreich.
Als sie die Uni verlassen hatte, wurde sie zum lokalen und nationalen Aktivisten und setzte sich stark für 3 Gefangene des Soledad-Gefängnisses ein, auch bekannt als „Soledad-Brothers“, welche beschuldigt wurden den Gefängniswärter Opie Miller umgebracht zu haben.
Der Mord geschah nach einem Gefangenenaufstand, während dem Miller 3 Schwarze Häftlinge getötet und einen Weißen verwundet hatte. 3 Tage nach dem Aufstand, Miller war in der Zwischenzeit freigesprochen worden, fand man Millers toten, geschlagenen Körper in einem Turm des Gefängnisflügels, in dem ein führendes Mitglied der Black Panther Party, George Jackson, Fleeta Drumgo und John Clutchette interniert waren. Alle drei wurden seines Mordes beschuldigt.
Davis war in einen Versuch verwickelt George Jackson zu befreien da sie die Waffen lieferte, die Georges Bruder und zwei weitere Aktivisten bei einem Angriff auf den Gerichtssaal von Marin County, Kalifornien am 7.8.1970 benutzten. Der Angriff endete in einem Feuergefecht mit der Polizei, indem der Richter Harold Haley sowie die 3 Aktivisten getötet wurden. Ein Anwalt erlitt eine schwere Verletzung und ein Mitglied der Jury eine Schusswunde.
Die flüchtige Davis wurde in Abwesenheit zu Gefängnis wegen versuchter Entführung und schwerem Mord verurteilt. Wenig wurde über die Ermordung der 3 Angreifer gesprochen. 4 Tage nach der Schießerei stand Davis auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher des FBI. Als sie am 13. Oktober in New York City gefasst wurde gratulierte Präsident Nixon dem FBI zur Festnahme der „gefährlichen Terroristin Angela Davis‘.“ Am 5. Januar 1971 erschien sie vor dem Gericht in Marin County und erklärte sich für unschuldig. Sie ging für 16 Monate in Haft in einem Frauengefängnis, davon 15 in Isolation. In ihrer Autobiographie dokumentiert sie die enorme Länge ihrer Isolationshaft.Als Grund dafür ist die Angst der Justiz zu sehen, sie könne durch ihre Fähigkeit Menschen mobilisieren und sensibilisieren. Ihre Verhaftung führte zu einer globalen Bewegung für ihre Freilassung. Aretha Franklin bot an für sie während des Prozesses Kaution zu hinterlegen, John Lennon und Yoko Ono brachten einen Song „Angela“ heraus, so wie viele andere Musiker. Die Arbeit dieser Künstler zeigten die Kraft der Bewegung, die aus dem Boden gestampft würde.
Am 4. Juni 1972, nach 13-stündiger Verhandlung, sprach sich eine komplett weiße Jury für nicht schuldig aus. Der Fakt, dass die Waffen die in der Schießerei benutzt worden wären auf ihren Namen liefen, reiche nicht aus um sie schuldig zu sprechen an der versuchten Befreiung George Jacksons mitgewirkt zu haben, so das Fazit der Jury. Heute stellt sich die Frage, wie Davis in der Lage war eine so große Befreiungsbewegung für sich aufzubauen. Ihre Verhaftung fiel in die Zeit 1.5 Jahre nach der Ermordung Martin Luther Kings, welche enorme Aufstände in den Ghettos der Schwarzen überall in den USA auslöste. Auch fiel er in eine Zeit in der die US-Justiz mit aller Kraft die Black Panther Party und ihre Mitglieder verfolgte.
Dies beinhaltete Durchsuchungen und Belagerungen der Büros, Verhaftungen und Misshandlungen von Mitgliedern sowie die Ermordung von Schlüsselfiguren wie Huey Newton und Bobby Hutton.
Die Afro Amerikanische Bevölkerung war sehr verärgert und betrachtete die Freilassung von Davis als Sieg für alle. So wurde und ist sie ein Symbol geblieben für den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Rassismus.
Im nächsten und letzten Artikel dieser Kolumne beschäftige ich mich mit ihrem ganz eigenen Beitrag zur Theorie und Praxis des Sozialismus und der Revolution in der modernen Welt.
Der Artikel von Naima Omar wurde von Johann Hoffmann ins Deutsche übersetzt.