Die Produkte und Machenschaften vieler internationaler Großkonzerne wie Apple, Microsoft, Bayer und Co. bestimmen unseren Alltag und ziehen viel Berichterstattung auf sich, sodass sie wohl den meisten Deutschen ein Begriff sein sollten. Ein Diskurs darüber, welche Unternehmen aber im Hintergrund agieren und besagten Unternehmen ihr Kapital beschaffen, findet in der größeren Öffentlichkeit eher weniger statt.
Dabei ist es im Interesse einer demokratischen Gesellschaft, dass bestehende Machtkonstellationen offengelegt und auch kritisiert werden. Denn eine Sache haben die drei benannten Konzerne gemeinsam: Der Vermögensverwalter BlackRock ist bei ihnen Anteilseigner und kann somit in jedem Unternehmen Einfluss ausüben.
Apple und Microsoft sind dabei keine Ausnahmen. An insgesamt 18.000 Konzernen und Banken aus allen erdenkbaren Geschäftsbereichen hält BlackRock Anteile, darunter sind unter anderem alle 40 DAX Konzerne. Die insgesamt 10 Billionen Dollar Gesamtvermögen, welche von dem Unternehmen verwaltet und für die Kunden investiert werden, kommen dabei nicht von normalen Arbeitnehmern, die sich durch eine intelligente Investmentstrategie etwas zu ihrem normalen Einkommen dazu verdienen wollen. Es sind vor allem Superreiche und Banken, welche BlackRock vertritt und für welche der Vermögensverwalter Dienstleistungen erbringt. Das Credo von BlackRock ist es also, die reichsten 1% noch reicher zu machen, und das wie es scheint um jeden Preis. Denn sozial- und umweltverträglich sind die verfolgten Investmentstrategien kaum, es wird dort investiert, wo die höchste Rendite erwartet wird.
Geld mit Waffen
Verwunderlich ist es also nicht, dass BlackRock unter anderem der größte Anteilseigner westlicher Rüstungskonzerne ist, beispielsweise auch beim deutschen Unternehmen Rheinmetall. Somit verdient der Vermögensverwalter an Kriegen weltweit und befeuert Aufrüstung und Zerstörung. Auch an fossilen Konzernen wie Shell und RWE gibt es Beteiligungen, BlackRock hat also ein starkes Interesse daran, die Energiewende hinauszuzögern und mit Braunkohle und Öl weiter hohe Gewinne einzufahren. Da gerade in Deutschland die Diskussion um einen früheren Kohleausstieg weiterhin relevant ist, ist es gefährlich, wenn mächtige Kapitalgeber ein gegenteiliges Interesse haben und ihre Positionen auf den Aktionärsversammlungen und durch ihre Lobbyisten in besagte Konzerne einbringen können. Auch an dem Immobilienhai Vonovia werden insgesamt 7,9% der Aktien gehalten, wodurch BlackRock die eigenen Gewinnmargen von jährlich rund 10% auch auf dem Rücken der deutschen Mieterinnen und Mieter erwirtschaftet, welche unter starken Mieterhöhungen, unverhältnismäßig hohen Nebenkostenabrechnungen und Gentrifizierung leiden müssen.
Doch das Engagement der Investmentgesellschaft beschränkt sich nicht nur auf Unternehmensbeteiligungen und Aktienspekulation, auch auf die Politik und wichtige Institutionen hat BlackRock einen Einfluss. So haben Lobbyisten von BlackRock unter anderem Zugang zum Europäischen Parlament und zum Deutschen Bundestag, beeinflussen Medien wie die FAZ und haben bei der Europäischen Zentralbank sowie der FED eine zentrale Beraterstellung. Darüber hinaus sitzen BlackRock Manager sogar in der Regierung Bidens. In Deutschland hat der Konzern in der Vergangenheit vor allem dann ein wenig mediale Beachtung bekommen, wenn über Friedrich Merz berichtet wurde, denn dieser war von 2016 bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender vom BlackRock Deutschland. Es wird also deutlich, dass der Einfluss von BlackRock auch hierzulande nicht zu unterschätzen ist.
Datenanalyse für den Gewinn
Eigene Produkte wie das Datenanalysesystem Aladdin vertreibt das Unternehmen ebenfalls. Durch Aladdin werden Finanz-, Unternehmens- und Konjunkturdaten automatisch ausgewertet und für BlackRock An- und Verkäufe von Aktien und anderen Wertpapieren größtenteils automatisch nach der erwarteten Entwicklung getätigt. Dieses System birgt einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber Kleinanlegern, aber vor allem noch größere Gefahren dadurch, dass Aladdin an rund 150 weitere Vermögensverwalter weitervermittelt wird. Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA äußerte basierend darauf Besorgnis darüber, dass bei einem Systemfehler von Aladdin oder in Krisensituationen ein durch das System ausgelöstes Herdenverhalten entstehen kann, was die Stabilität des Finanzmarktes sehr negativ beeinflusst. Über Aladdin hinaus bietet BlackRock durch die Tochtergesellschaft iShares als weltweit führender Anbieter auch ETFs an, was dazu führt, dass BlackRock Lobbyisten auf politischer Ebene die Idee einer kapitalgedeckten Rente propagieren, da der Konzern davon profitieren würde. Sollte sich diese Forderung durchsetzen, hätte das katastrophale Auswirkung auf die Einkommenssicherheit aller deutschen Rentnerinnen und Rentner. Am Ende profitiert wie immer nur das Großkapital.
BlackRock wird von kritischen Stimmen oft als Schattenbank bezeichnet, da es mehr Geld verwaltet als die meisten Banken, aber eben keine Bank ist und somit den geltenden Regulierungen auch nicht unterliegt. Und damit ist der Konzern nicht alleine. Es gibt viele weitere Vermögensverwalter und Investmentgesellschaften, die größtenteils unkontrolliert Einfluss auf unsere Wirtschaft und Politik nehmen. All das passiert meistens abseits der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit. Es ist also an der Zeit, einen öffentlichen Diskurs über das Thema anzustoßen und der Machtkonzentration etwas entgegenzusetzen, denn in einer funktionierenden Demokratie sollten die Menschen und nicht einige wenige Manager entscheiden, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickelt.