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Trumps neue CIA-Chefin leitete ein geheimes Foltergefängnis in Thailand

Gina Haspel wird aller Voraussicht nach neue CIA-Chefin. Unter Bush und Obama war Haspel verantwortlich für die weltweite Koordinierung der US-Foltergefängnisse und war dabei direkt in Folter von Gefangenen involviert.

Am Dienstag ernannte US-Präsident Donald Trump die CIA-Vizechefin Gina Haspel zur neuen CIA-Chefin, die damit die erste Frau an der Spitze des bekanntesten Geheimdienstes der Welt sein wird. Die Personalie muss noch vom US-Senat bestätigt werden, was angesichts der republikanischen Mehrheit in allen Kammern jedoch eine reine Formalität zu sein scheint.

Haspels lange Historie der Folter

Bereits wenige Tage nach seiner Amtsübernahme ernannte Trump am 2. Februar 2017 Gina Haspel zur stellvertretenden CIA-Direktorin. Am vergangenen Dienstag feuerte Trump schließlich per Twitter ohne dessen Vorkenntnis seinen Außenminister Rex Tillerson, ernannte CIA-Chef Mike Pompeo zum neuen Außenminister und beförderte Gina Haspel zur neuen CIA-Chefin – Neubesetzung von zwei der mächtigsten Jobs der Welt mit nicht mehr als 253 Zeichen:

Trump nannte Haspels Ernennung als erste Frau an der Spitze der berühmtberüchtigten Agency einen „historischen Meilenstein“, Haspel sei eine „herausragende Person“.

Haspel arbeitet seit 33 Jahren für die CIA, leitete CIA-Büros in London und New York und hatte zuvor verschiedene leitende Positionen im National Clandestine Service inne, deren Interimschefin sie seit 2013 war. Der Clandestine Service ist eine Dachorganisation aller US-Geheimdienste, die sämtliche globalen Human-Intelligence-Aktivitäten koordiniert, der Informationsgewinnung mithilfe menschlicher Quellen also.

Gina Haspel arbeitet seit 33 Jahren für die CIA und leitete ein geheimes Foltergefängnis in Thailand. By CIA, Wikimedia Commons, published under public domain.

In die Verantwortung des Clandestine Service fällt die Koordinierung des von George W. Bush initiierten „rendition programme“, über das Terrorverdächtige entführt werden und in ein dichtgespanntes Netz illegaler CIA-Foltergefängnisse – Black Sites – in Afghanistan, Ägypten, Bulgarien, Dschibuti, Großbritannien, Irak, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Kuba, Libyen, Litauen, Marokko, Myanmar, Pakistan, Polen, Rumänien, Serbien, Syrien, Thailand, Ukraine und Usbekistan, unterstützt durch Deutschland, Frankreich und Spanien, überstellt werden und dort von der CIA selbst gefoltert werden oder dies für finanzielle oder sonstige Gefälligkeiten an lokale Folterknechte vor Ort outgesourct wird. Gina Haspel war eine treibende Kraft hinter diesem weltumspannenden Folternetzwerk.

Haspel kann gewiss auf eine lange Erfahrung illegaler Folter zurückblicken. Die in Berlin ansässige und weltweit renommierte Juristen-NGO European Center for Constitutional and Human Rights e.V., ECCHR – die bereits Klagen gegen Donald Rumsfeld und George W. Bush vorangetrieben hat, woraufhin Bush 2011 aus Angst vor Inhaftierung eine Reise in die Schweiz absagte – forderte bereits zu Haspels Ernennung zur CIA-Vizechefin den Generalbundesanwalt in Karlsruhe auf, nach dem Weltrechtsprinzip wegen Haspels Folterhistorie gegen sie zu ermitteln. „Die Architekten und Verantwortlichen des Folter-Systems … gehören vor Gericht“, erklärte ECCHR-Generalsekretär Wolfgang Kaleck letztes Jahr. „Sollte [Gina Haspel] nach Deutschland oder Europa einreisen, muss sie verhaftet werden.“

Donald Trump macht eine Kriegsverbrecherin zur Chefin der CIA.

Der erste Folterknast der George-Bush-Ära

Besondere Aufmerksamkeit in Haspels Historie der Folter verdient der Fall Abu Zubaydah, ein Palästinenser, der seit 16 Jahren in US-Haft sitzt, ohne je verurteilt oder gar irgendeines Verbrechens bezichtigt worden zu sein. Zubaydah war der erste Gefangene, an dem die von George Bush autorisierten „erweiterten Verhörmethoden“ – George Orwell wäre stolz auf diese absurde Wortpervertierung – angewandt wurden, obwohl die CIA selbst einräumte, dass er nie Mitglied von Al-Qaida war. Zubaydah wurde von einem CIA-Foltergefängnis zum nächsten verschoben, Marokko, Polen, Litauen und schließlich nach Guantanamo auf Kuba – nach erfolgreicher Klage Zubaydahs wurde Polen als Bauernopfer vom Europäischen Gerichtshof zur Zahlung von 130.000 Euro verurteilt.

Doch Zubaydahs Folterreise begann woanders, nämlich in Fernost: im von Gina Haspel geleiteten Folterkeller in Thailand, dem ersten Foltergefängnis der CIA in Übersee. Haspel leitete die Black Site nicht nur, sondern war in einer „umfassenden Rolle“ auch „direkt involviert“ in den Prozess der Folter selbst. Unter Haspels Verantwortung wurde Zubaydah „mehr als drei Wochen lang … fast rund um die Uhr gefoltert“.

Der Palästinenser Abu Zubaydah war nach George Bushs Autorisierung der erste Verdächtige, der von der CIA gefoltert wurde – von Gina Haspel in Thailand. By DoD, Wikimedia Commons, published under public domain.

Haspel war außerdem persönlich  in die Vernichtung von Videotapes involviert, die die Folter in Thailand dokumentierten, obwohl US-Bundesgerichte und die 9/11-Kommission die Herausgabe der Videos anwiesen.

Der Menschenhass der Gina Haspel

Zu den Foltermethoden, denen Zubaydah in Thailand unter Haspels Aufsicht ausgesetzt war, zählen Schlafentzug, langes Stehen in Stresspositionen, Kopf gegen die Wand schlagen, unerträglich lautes Musikabspielen in seiner Zelle, Erzeugung von Krämpfen, Auslösen von Panikattacken, er wurde lange Zeit nackt und unter permanentem Hunger gehalten und mindestens 83 Mal dem Waterboarding unterzogen, eine Foltermethode, die bei Gefolterten das Gefühl des Ertrinkens und damit Todesangst hervorruft. Während seiner CIA-Gefangenschaft verlor Zubaydah sein linkes Auge.

Einen einmaligen Einblick in die sadistische Psyche und den Menschenhass von Frau Haspel liefert insbesondere eine spezielle Foltermethode: Zubaydah wurde in enge Kisten gepfercht. Insgesamt verbrachte er 295 Stunden in diesen verriegelten Kisten, die oft noch grausamer mit Insekten gefüllt wurden. Die eine Kiste – die „große“ – hatte Form und Größe eines gewöhnlichen Sarges. Die kleine Kiste hatte die Maße von 76x76x56cm.

Wer einen Menschen, der unter Insektenphobie leidet, zusammen mit Insekten über Stunden hinweg in eine winzige Kiste sperrt, gehört wegen massiver psychischer Störungen in professionelle Behandlung und nicht an die Spitze der CIA.

Größenverhältnis: Über Stunden wurde Abu Zubaydah in einer 76x76x56cm-Kiste eingesperrt, oft mit Insekten befüllt – unter Verantwortung der neuen CIA-Chefin Gina Haspel.

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6 Responses

  1. WARUM ALSO ZIEHT MAN NICHT FOLGERICHTIG US-GEHEIMDIENSTE ALS TÄTER IN BETRACHT ????

    Gestern Abend gab es bei der Phönix Runde eine sehr interessante Diskussion zu dem Thema.

    Glaubt man dem russischen Vertreter in der Runde, dann wurde das verwendete Gas in Usbekistan produziert. Für den Abbau der Anlage und die Entsorgung der Restbestände wurde ein US Firma beauftragt. Der Entwicklungsleiter und Erfinder des Gases lebt heute in den USA.

    Glaubt man dem Chefredakteur von RT und der New York Times und warum sollte ausgerechnet die New York Times lügen, dann hatten die Amerikaner sowohl Zugriff auf das verwendete Gas, als auch das Know How zur Herstellung des Gases.

    http://www.nytimes.com/1999/05/25/world/us-and-uzbeks-agree-on-chemical-arms-plant-cleanup.html

    WARUM ALSO ZIEHT MAN NICHT FOLGERICHTIG US-GEHEIMDIENSTE ALS TÄTER IN BETRACHT ????

  2. Das ist also das große Beispiel für die westliche Freiheit und die hohe Moral von USA und NATO gegenüber den sogenannten BÖSEN Ländern wie Russland, Syrien, Iran, Irak, China, usw. !?!?!?

  3. AUSGERECHNET DER WESTEN FÜHLT SICH MORALISCH ALS DIE BESTEN

    Warum soll Putin mit einem Verbrechersystem bestehend aus USA und NATO zusammenarbeiten, die schon seit Jahrzehnten zum eigenen Nutzen in der ganzen Welt hemmungslose Kriege führen.

    Bei all diesen Kriegen geht es nur um den Erhalt des Petrodollars und der Eroberung neuer Ölquellen für die USA, damit diese sich weiter am Leben halten können.

    Die USA haben bereits alle ihre Ressourcen aufgebraucht und müssen bereit auch in Russland zukaufen.

    Da Präsident Putin vor ein paar Jahren den Kauf von Öl aus Russland nicht mehr NUR ÜBER DEN DOLLAR, sondern alle Währungen eingeführt hat, hat dieser sich bei den USA ins Schußfeld gebracht und ist nun ein BÖSER DIKTATOR.

    Wir erinnern uns, dass Saddam Hussein und Ghaddafi ebenfalls den Kauf ausserhalb des Dollars zuließen !!

    Wer den Öl-/Gasverkauf nicht ausschließlich in Dollar abwickelt wird von den USA und seinen Vasallen sofort zu Diktator, Menschenrechtsverletzer oder Verbrecher erklärt und damit nimmt man sich heraus dieses Land überfallen zu dürfen.

    Dies machen die USA und ihre Haupthelfer GB und FR schon seit Jahrzehnten !!

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