Ein US-Gericht verlangte umfangreiche Informationen über eine*n Nutzer*in der Messenger-App Signal. Wie schon in der Vergangenheit ohne Erfolg: Signal speichert kaum Daten von Accounts und kann nur entsprechend wenig herausgeben.
Am Messenger Signal beißen sich Ermittlungsbehörden weiterhin die Zähne aus. Nicht etwa, weil der Anbieter grundsätzlich unkooperativ wäre, sondern weil er kaum Daten über seine Nutzer*innen speichert. Das bestätigt eine gerichtliche Anordnung, die der Anbieter letzte Woche veröffentlicht hat.
Ein Gericht in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien hatte umfangreiche Informationen aus den Jahren 2019 und 2020 über eine*n Nutzer*in verlangt, darunter Namen, Adressen, gespeicherte Nachrichten und sämtliche Verbindungsdaten des Accounts. Beigelegt war zudem eine Verpflichtung zur Verschwiegenheit, die das Gericht vier Mal verlängert hatte.
Zurückliefern konnte Signal jedoch nur zwei Datenpunkte: Wann der betroffene Account erstellt wurde und wann er sich zuletzt mit den Servern des Anbieters verbunden hatte. „Einmal mehr ersuchte diese Anfrage Daten von uns, die wir nicht haben, einschließlich Namen, Adressen, Korrespondenzen, Kontakte, Gruppen und die Anruferhistorie“, schreibt das Unternehmen in einem Blog-Beitrag.
Schutz der Privatsphäre oberstes Gut
Der quelloffene Messenger war von Anfang an darauf ausgelegt, die Privatsphäre der Nutzer*innen zu wahren und dabei möglichst wenige Daten zu sammeln. Neben der Datensparsamkeit auf seiner Infrastruktur setzt Signal Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein: Außer den Adressat*innen kann sonst niemand auf die Inhalte der Kommunikation zugreifen. Der Messenger gilt deshalb als besonders sicher und vertrauenswürdig, anders als etwa beim Konkurrenten Telegram werden zudem nicht laufend Sicherheitslücken bekannt.
Bereits 2016 wurde öffentlich, dass Signal seine Versprechen einhält und bereit ist, sie vor Gericht durchzufechten. Auch damals wurde der Anbieter zur Geheimhaltung über eine gerichtliche Anordnung verdonnert. Mithilfe der Bürgerrechtsorganisation ACLU (American Civil Liberties Union) gelang es schließlich, die Schweigeverpflichtung aufzuheben und über den Fall zu berichten.
Der ähnlich gelagerte aktuelle Fall zeigt, dass sich in den letzten Jahren nichts an der Praxis des Unternehmens geändert hat. Inzwischen wird Signal nicht mehr unter dem Mantel von Open Whisper Systems betrieben, sondern seit 2018 von der Non-Profit-Organisation Signal Technology Foundation und der Signal Messenger LLC. Dabei stieg auch der WhatsApp-Mitbegründer Brian Acton ein, unter anderem mit einer Finanzspritze von 50 Millionen US-Dollar. Weiterhin an Bord ist der Signal-Gründer Moxie Marlinspike.
Dieser Text von Tomas Rudl erschien zuerst hier auf netzpolitik.org. Wir bedanken uns vielmals für das Recht zur Übernahme.