Nach Protest der israelischen Botschaft – Breaking the Silence Ausstellung abgesagt

Breaking the Silence ist eine der bekanntesten israelischen Antikriegs-NGOs, in ihr arbeiten ehemalige israelische Soldaten, die das was sie im Krieg an Verbrechen gegen die Palästinenser gesehen haben, öffentlich machen wollen. Dazu haben sie eine Fotoausstellung erstellt, die sie überall auf der Welt zeigen, geplant war dies auch für Köln, nachdem die israelische Botschaft sich aber beschwert hatte, folgte die Stadt promt und sagte die Veranstaltung ab.

Zeigen sollte die Ausstellung die Volkshochschule, die damit zum 50 jährigen Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen, auch das zeigen wollte, was sonst nicht berichtet wird. Die Grundlage der Ausstelung war das Buch „Breaking the Silence“ (Econ-Verlag), das 2012 in Deutschland erschien. In ihm finden sich ungefähr 150 Augenzeugenberichte über Schilderungen der alltäglichen Entwürdigungen der PalästinenserInnen durch die israelischen Soldaten. Es beschreibt, wie sich die Soldaten fühlten und wie ihre Taten in der Gesellschaft aufgenommen wurden. Warum diese Dokumentationen kein Zeugnis der angeblich moralischsten Armee der Welt sind, zeigt dieser Bericht:

„Ich kann dir sagen, wann ich ausgerastet bin. Wir waren in Gaza im Einsatz. … Wir hockten in einem Graben, und da waren Kinder, die immer näher kamen und Steine warfen. In den Vorschriften heißt es, wenn einer so nah an dich rankommt, dass er dich mit einem Stein treffen kann, dann kann er dich auch mit einer Granate treffen … Also hab ich auf ihn geschossen.

Er war vielleicht zwölf oder fünfzehn Jahre alt. Ich glaube nicht, dass ich ihn getötet habe. Jedenfalls rede ich mir das selbst ein, für meinen inneren Frieden, damit ich nachts besser schlafen kann. Ausgerastet bin ich, als ich aus lauter Verzweiflung mit meinen Freunden, mit meiner Familie darüber gesprochen habe, dass ich verdammt noch mal [mit einer Waffe] auf jemanden gezielt und ihm ins Bein geschossen hab, oder in den Arsch. Alle waren froh, [sie meinten,] ich solle erleichtert sein, ich sei ein Held, sie erzählten es in der Synagoge, während ich unter Schock stand.”

Angst vor Antisemitismus

Gegen diese Berichte protestierte die israelische Botschaft mit einem Brief. Der SPD-Oberbürgermeister Jürgen Roters folgte diesem und sagte die Ausstellung ab, dabei ignoriert er, welche Risiken es in Israel mit sich bringt, wenn Menschen sich so offen gegen den Krieg stellten. Im Sommer gab es Angriffe auf Friedensdemonstrationen, Aktivisten wurden via Email bedroht und auf den Straßen beschimpft, all das müssen auch die Mitglieder von Breaking the Silence ertragen, weil sie den Mut haben über das auch von ihnen begangene Unrecht zu berichten. Statt ihren Mut und ihre Courage zu würdigen, wird die Veranstaltung abgesagt, weil sie „antisemitische Reaktionen auslösen, die wir nicht mehr kontrollieren können“, so das Presseamt der Stadt nach Angaben von Israelnetz.com. Dieser Sorge hätten man leicht begegnen können, in dem man klargestellt hätte, dass die Verbrechen der israelischen Armee nichts mit dem Judentum zu tun haben und in dem man klar macht, dass es Verständigung braucht.
Die Absage der Ausstellung ist dagegen ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die sich in Israel und Palästina für Frieden einsetzen, sie ist eine Abbitte vor der neuen israelischen Regiung, die wenig Interesse an Frieden zeigt.

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5 Antworten

  1. Danke für die Info. Wie hat denn die VHS reagiert? Hat denn vorort niemand protestiert? Gibt es keine andere Möglichkeit, die Ausstellung doch noch in Deutschland zu zeigen?

  2. Sieht man sich bspw. den Spielfilm „Der Pianist“ an, dann erinnern einen die darin vorkommenden Szenen des Warschauer Ghettos und der Demütigung und willkürlichen Tötung der Juden durch die Nazis unweigerlich an die gegenwärtige Situation der Palästinenser: das Freiluftgefängnis Gaza und die in der Westbank den Palästinensern verbliebenen und von zionistischen Siedlungen eingeschlossenen Orte sind wie das Warschauer Ghetto. Die zionistischen Besatzungssoldaten können ungehindert jederzeit unter irgendeinem Vorwand in die Städte und Dörfer der Westbank eindringen, um dort Personen zu verhaften und bei ihren Durchsuchungen Häuser plündern und Wohnungseinrichtungen zerstören. Bisweilen erschießen sie dabei auch Palästinenser und und behaupten dann, diese seien bewaffnet gewesen. Anstelle der Mauer um das Warschauer Ghetto, die dazu diente, um die Juden auszuhungern, haben sie die Mauer, die die Palästinenser von ihren Feldern und Obstplantagen trennt. Dazu kommt die tägliche Demütigung der Palästinenser an den zahlreichen Kontrollpunkten, die verblüffend der Erniedrigung durch deutsche Soldaten an Kontrollstellen in Warschau vor Errichtung des Ghettos ähnelt. Wer heute den bewaffneten Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto gutheißt, der müßte gerechterweise eigentlich auch den bewaffneten Widerstand der Palästinenser durch Gruppen wie Hamas u. a. oder Einzelpersonen gutheißen.
    Das Fazit der obigen Ausführungen: Die Zionisten sind gelehrige und gute Schüler der Nazis.
    Wer solche Vergleiche wie die obigen anstellt, muß im heutigen Deutschland jedoch mit einer Strafanzeige rechnen oder zumindest damit, mittels der „Antisemitismuskeule“ mundtod gemacht und gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden. Das können sich nur Personen leisten, die nichts zu verlieren haben, aber auf deren Stimme man auch kaum hört.
    Anscheinend haben die Deutschen nichts aus ihrer Geschichte gelernt. Während sie damals mit eigener Hand an den Juden Unrecht verübten, schützen sie heute die Zionisten, die solches Unrecht an den Palästinsern verüben. Damals war das Deutsche Reich wenigstens ein souveräner Staat, während die BRD dies nicht ist und ihre verantwortlichen Politiker vor dem zionistischen Regime kuschen. Für mich als Deutschen deutscher Herkunft ist diese schändliche Politik und Verhaltensweise unerträglich.

  3. Dieser Rückzieher der Stadt Köln ist den meisten Zeitungen (zumindest bis heute) nur eine kleine Spalte wert. Danach wird sicherlich wieder wohlwollendes Einverständnis und Presseruhe herrschen. Man stelle sich nur den Orkan der Entrüstung vor, wenn eine Absage z.B. auf Protest von Russland oder arabischer Staaten gegen eine kritische Ausstellung erfolgt wäre.
    Das Buch „Breaking the Silence“ ist sehr zu empfehlen.

  4. Schämen Sie sich, Herr Roters!
    Wenn eine Gelgenheit besteht, sich bei der nächsten „Arsch-Huh-„-Veranstaltung als weltoffener und mulit-kulti-affiner Bürgermeister zu präsentieren, springt der schneller auf die Bühne, als sein erstes Kölsch gezapft ist, aber wenn wirklich mal Gelegenheit wäre, Zivilcourage zu zeigen, knickt er brav vor der Israel-Lobby ein.
    Peinlich.

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