Klima- oder Arbeitsplatzschutz? Falsche Frage!

In der Debatte insbesondere um den Hambacher Forst sind Konfliktlinien entstanden, die die Debatte unheimlich erschweren. Auf der einen Seite die Klimaschützer, die die historische Aufgabe des Ausstiegs aus der (Braun-) Kohleverstromung durchsetzen und vorantreiben wollen.

Eine Umgestaltung der Art, wie wir produzieren, die notwendig ist, um den Menschen eine lebenswerte Welt zu erhalten. Auf der anderen Seite stehen die Kumpels aus dem Tagebau, die berechtigte Sorgen um ihren Arbeitsplatz haben.

Die Dramatik des Klimawandels hat zig tausende Menschen auf die Felder zu den Protesten getrieben. Über all in der Republik gab es Solidaritätsaktionen und von überall her kamen die AktivistInnen angereist. Und der Kampf wird auch schon seit Jahren mit einer gerechtfertigten und sogar notwendigen Vehemenz, an manchen Stellen mit den falschen Mitteln, geführt.

Dabei wurde aber versäumt die betroffenen Arbeiter mitzunehmen. Wir hätten ihre Sorgen mit aufnehmen müssen, statt ausschließlich auf die aus globaler und historischer Sicht wesentlich höheren Interessen des Klimaschutzes zu verweisen.

Denn die Kumpels arbeiten schon zum Teil ihr Berufsleben lang dort. Wenn nun breite Bevölkerungsteile den Braunkohleabbau als grundfalsch bezeichnen, stellen sie (unbewusst) die Lebensleistung der Menschen in Frage. Sprüche, wie sie oft vorgekommen sind, dass die Arbeitsplätze nichts wert seien, oder gar Vergleiche der Kumpels, die um ihre Arbeitsplätze fürchten, mit Nazis, oder aber auch die Tätlichkeiten gegen Angestellte des RWE-Konzern,haben erheblich dazu beigetragen, dass diese eine Verteidigungshaltung eingenommen, eine Wagenburgmentalität entwickelt haben und ihrerseits gegen die KlimaaktivistInnen protestieren. Wir dürfen nicht vergessen: Wir ringen gerade (immernoch) um gesellschaftliche Mehrheiten und Konsense, dass die Braunkohleverstromung schädlich ist und abgeschafft werden muss. Als die Kumpels ihre Arbeit in den Tagebauen aufnahmen gab es demokratische Mehrheiten,die die Braunkohleverstromung für notwendig hielten. Es war also vollkommen legitim, dass die Kumples dort ihre Arbeit aufnahmen, es war (ist?) ein anerkannter Beruf. Wir dürfen nicht den Anschein erwecken, dass wir die Kumpels für den Klimawandel verantwortlich machen. Sie haben ihren Teil zur Gesellschaft beigetragen. Es waren politische Fehlentscheidungen (was die Mehrheit erst jetzt versteht) und die Profitgier der Konzerne, unsere Wirtschaftsform, der Kapitalismus, der dafür verantwortlich ist.

Wir wollen aber einen sozial-ökologischen Umbau. Das bedeutet auch, dass wir die Kumpels mitnehmen sollten. Ja, in dem die Kumpels gegen die Klimabewegung in Stellung gebracht wurden, erschwert dies vielmehr den Kampf um den Kohleausstieg. Die fossilen Konzerne wie RWE können immer auf die Sorgen ihrer Mitarbeiter verweisen und so in der breiten Öffentlichkeit davon ablenken, dass es ihnen ausschließlich um die Profite der Aktionäre geht. Als LINKE müssen wir deutlich machen, dass sowohl Klima und Umwelt, als auch die Interessen der dort Beschäftigten durch die Konzerne ausgebeutet werden.

Wir müssen aufräumen mit dem Märchen, dass die Kumpels keine andere Arbeit finden würden.

Wir brauchen die Kumpels nicht nur nicht gegen uns, sondern wir brauchen sie an unserer Seite.

Die Schäden durch den Braunkohleabbau sind Ewigkeitsschäden. Diese müssen behoben werden. Und wer kann das besser, als diejenigen, die sich am besten in den Gruben auskennen? Wir brauchen die Braunkohlekumpels, um den Tagebau zurück zu bauen. Wir brauchen die Kumpels um die Ewigkeitsschäden im Zaum zu halten. Etwa bei Betrieb der Pumpen, damit nicht das komplette Rheinland leer läuft.

Wir müssen gemeinsam Seit an Seit für den sozial-ökologischen Umbau kämpfen.

Klima oder Kapitalismus – das ist die richtige Frage.

Ein Artikel von Lukas Hirtz, Kreissprecher der Duisburger Linken.

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