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#KeinZurückZumStatusQuo

Die Corona-Krise ist auch eine Chance. Eine Rückkehr zum Status quo wäre eine vergebene Chance! Wir müssen unsere Prioritätensetzung überdenken und uns für die Zeit nach der Krise die Frage stellen: Wollen wir in einer verletzlichen Gesellschaft leben, oder in einer nachhaltigen?

Wir wünschen uns sehnlichst, dass dieser Ausnahme-Zustand endet. Endlich wieder frei bewegen! Endlich wieder angstfrei leben! Endlich wieder Zukunft planen!

Aber Achtung: Wir dürfen nicht dorthin zurückkehren, wo wir herkamen!

#KeinZurückZumStatusQuo!

In der Vor-Corona-Welt war ein hemmungsloser Flugverkehr der Viren-Verteiler. Zerrissene, planetenumfassende Lieferketten auch für Lebensnotwendiges bedroht heute unsere Versorgung. Unser Gesundheitssystem war unzureichend ausgestattet. Kulturschaffende lebten von der Hand in den Mund. „Angemessene Risikovorsorge“ war Fremdwort, und was „systemrelevante Berufe“ sind hatten wir nie diskutiert.

Wir müssen unsere Prioritätensetzung überdenken!

Die Corona-Pandemie zeigt uns wie durch ein Brennglas, was wirklich wichtig ist. Influencer-Trips an exotische Orte sind es nicht. Klopapier und Linsen sind wichtiger als Rolex und Markenschuhe. Funktionierendes Internet, Naherholungsmöglichkeiten und Lebensmittel aus der Region schlagen Formel 1, Kreuzfahrten und das immer neuste Fernsehgerät. Wohl dem, dessen Waschmaschine funktioniert!

Wir lernen in der Krise, dass Verwaltung schnell handeln kann. Wir lernen, dass Büroarbeiter problemlos auch zwei oder mehr Wochentage von Zuhause arbeiten können und sich Autofahrten sparen können. Wir lernen, dass Zuhauselernen möglich ist – es geht uns ja auch um hochwertige Bildung und selbständige Menschen und nicht um Anwesenheit in Schulgebäuden. Oder?

Wir sehen, dass der Rückzug des Menschen Raum für Natur lässt: In Venedig kann man den Grund des Meeres und darin lebende Fische wieder sehen, die in den vergangenen Jahren durch gigantische Touristenströme vernebelt wurden. In den Städten wird die Luft klarer, weil der Verkehr nachlässt. Norditalien verliert Menschen, aber auch Fabrikrauch. Die Krise ist auch eine Chance.

Eine Rückkehr zum Status quo wäre eine vergebene Chance! Wir Menschen stehen noch ganz anderen Risiken gegenüber als „nur“ Pandemien: Artensterben, Klimawandel, Vermüllung der Meere, Ressourcenverknappung, wachsende Armut bei konzentriertem Vermögen – diese und andere Probleme sind tickende Zeitbomben, die morgen explodieren können. Und wenn sie es tun, sind wir dann vorbereitet? In der Vor-Corona-Zeit haben wir solche Risiken nicht wirklich ernstgenommen. Wir haben keine Vorsorge getroffen, haben uns vor (politischen) Entscheidungen gedrückt. Wir haben es für lästig gehalten, auf Liebgewonnenes zu verzichten, weil wir ein „Recht auf Konsum“ für ganz natürlich hielten. Die Corona-Pandemie zeigt uns, dass unsere bisherige Lebensweise Nebenwirkungen hat, die unsere Gesundheit – ja: unser Leben! – bedrohen. Wollen wir dahin wieder zurück? Nein! Wir wollen die Krise zur Transformation, zum Wandel nutzen!

#KeinZurückZumStatusQuo? Aber wohin denn dann? Wenn wir nicht zu dem zurückkehren, was wir kennen und woran wir uns gewöhnt haben: Was ist die Vision, der wir folgen können?

Wer Visionen sucht, sollte sich umschauen! Im Herbst 2015 verabschiedeten die Länder dieser Erde in der UNO 17 Ziele: Die UN-Nachhaltigkeitsziele. Man nennt sie auch die Agenda 2030. Keine Armut, kein Hunger, Gesundheit und Wohlergehen sind nur die ersten drei. Hochwertige Bildung, menschenwürdige Arbeit und sauberes Wasser gehören auch dazu. Selbstverständlichkeiten in reichen Ländern wie unserem? Nicht in einer Pandemie-Situation! Nachhaltiger Konsum und Produktion, sowie nachhaltige Städte und Gemeinden sind Ziele, von denen auch wir noch weit entfernt sind. Wie wichtig nachhaltig aufgestellte Städte und Dörfer sind, erfahren wir gerade in der Corona-Zeit sehr spürbar: Nur wenn unsere Gemeinden funktionieren, bekommen wir Essen, finden Zuspruch, wärmen uns im kommunalen Nest.

Die 17 Nachhaltigkeits-Ziele sind eine Vision, der wir folgen können. Wenn wir die Systeme wieder hochfahren, die wir mit einem Corona-Shutdown aus Selbstschutz so plötzlich stilllegten, müssen wir uns gut fragen:

  • Welche in der Corona-Pandemie erlernten Handlungen behalten wir bei, weil wir sie für gut befunden haben? Homeoffice? Lagerhaltung? Sorge um unsere Geschäftspartner? Gute Bezahlung für Systemrelevanz? Händewaschen?
  • Welche alten Handlungsmuster sind der Krisenvorsorge abträglich? Welche Handlungsmuster machen uns verletzlich statt widerstandsfähig? Wie machen wir unser Handeln nachhaltiger, statt einfach wieder in alte Muster zurückzufallen?
  • Auf welche anderen Krisenszenarien wollen wir uns gleich mal vorbereiten? Wie beugen wir Artensterben, Ressourcenverknappung, Pandemien, Stromausfällen und Klimawandel vor? Wie helfen wir der Natur – dessen Teil wir sind! –, sich selbst zu helfen?

Diese Fragen sollte sich jedes Unternehmen stellen, jeder Verein, jede Behörde, jede (Hoch-)Schule, jede andere Institution. Aber auch jede Familie. All unsere Handlungen zusammen ergeben das, was wir Gesellschaft nennen. Und wir können uns entscheiden: Wollen wir in einer verletzlichen Gesellschaft leben, oder in einer nachhaltigen?

#KeinZurückZumStatusQuo! Stattdessen lieber #AufZuNachhaltigenZielen!

Mehr Infos: www.17ziele.de


Dieser Text erschien zuerst auf zukunftsstadt.de

Norbert Rost arbeitet als Wirtschaftsinformatiker an fachübergreifenden Strategien und Werkzeugen für die nachhaltige Zukunftsstadt. Er sieht unsere Gesellschaft vor der Frage: „transformation by design or transformation by disaster?“ Seine Arbeit dokumentiert er auf zukunftsstadt.de.

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