Internationale Frauenkämpfe damals und heute

Die ersten internationalen Frauentage vor über 100 Jahren waren Protesttage gegen den Krieg. Im Februar 1917 streikten so zum Beispiel die Frauen des Petrograder Rüstungsbetriebs Putilow unter dem Motto „Für Brot und Frieden“. Dies löste schließlich die russische „Februarrevolution“ aus. Im Jahre 1975 erklärte die UN dann den 8. März als Internationalen Frauentag, in 26 Staaten ist dieser Tag seitdem offizieller Feiertag.

In Zeiten des russischen Angriffskriegs in der Ukraine kann es kaum von größerer Bedeutung sein, sich die Ursprünge des Internationalen Frauentags in Erinnerung zu rufen. Frieden ist schon immer ein feministisches Anliegen gewesen. Dieser 8. März 2023 mahnt also auch daran zu erinnern, wie ein feministischer Frieden in der Ukraine aussehen könnte. Für die Ereignisse des schrecklichen Kriegs bedarf es einer geschlechtersensiblen Perspektive. Frauen müssen in den Friedensprozess miteinbezogen werden und Sie müssen für das, was Ihnen im Krieg widerfahren ist, Gerechtigkeit erhalten. Sexualisierte Kriegsverbrechen müssen aufgeklärt werden.

Solidarität mit den mutigen Frauen in Iran!

An dieser Stelle möchte ich die mutigen Frauen in Iran erwähnen. Seit dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini Mitte September 2022 halten die landesweiten Proteste in Iran an. Mit der Parole der kurdischen Frauenbewegung „Jin, Jîyan, Azadî“ – also „Frauen, Leben, Freiheit“ – demonstrieren Bürgerinnen und Bürger gegen die Frauenfeindlichkeit und die Repressionen des Regimes. Diesen Menschen, vor allem den mutigen Frauen und Mädchen, gilt unsere Solidarität. Gegen die Proteste gehen die iranischen Sicherheitskräfte mit äußerster Brutalität vor. Trotzdem hoffe ich, dass die Revolution der mutigen Frauen in Iran erfolgreich sein und in die Geschichte eingehen wird.          

Diskriminierung von Frauen in Deutschland beenden!

Auch Abseits von Revolution, Krieg und Frieden gibt es genügend Gründe, jährlich den Internationalen Frauentag zu begehen. In Deutschland verdienen Frauen durchschnittlich immer noch 18% weniger als Männer, übernehmen den größeren Teil der Sorgearbeit und sind deutlich häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Im Alltag erfahren weiblich gelesene Personen nach wie vor Diskriminierung und deutlich häufiger Gewalt als Männer. Diese Ungleichbehandlung verschränkt sich zudem mit weiteren Diskriminierungsebenen. Eine migrantische Frau wird in ihrem Leben deutlich öfter Ausgrenzung, Gewalt und Armut erfahren als ein weißer Mann. Frauen mit Behinderung erfahren zwei bis dreimal häufiger Gewalt und erleiden bis zu dreimal häufiger sexualisierte Gewalt. Linker Feminismus bedeutet also auch, Ausgrenzung und Diskriminierung intersektionell zu analysieren und zu bekämpfen.

Auch hierzulande kann man also noch nicht von Geschlechtergerechtigkeit sprechen, obwohl die Gleichheit der Geschlechter als politische, soziale und wirtschaftliche Gleichheit in unserem Grundgesetz festgehalten ist. Bezogen auf die wirtschaftliche Gleichheit fordern wir als Linke daher schon lange, dass gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit endlich realisiert wird. Kinderbetreuung muss flächendeckend ausgebaut und gebührenfrei werden. Die Pflege ist so zu finanzieren, dass Frauen eben nicht nach Feierabend noch pflegen müssen, weil eine Pflegeeinrichtung zu teuer ist. Außerdem müssen die Renten aufgewertet werden. Es kann nicht sein, dass Menschen nach einem langen und harten Arbeitsleben nicht von ihrer Rente leben können. Es braucht daher eine solidarische Mindestrente, die auch zum Leben reicht und in der Niedriglohnzeiten, Kindererziehung und Pflegezeiten aufgewertet werden.     Gleichzeitig brauchen wir eine gesellschaftliche Diskussion über patriarchale Herrschaftsstrukturen. Diese sind ja nicht aus dem Nichts entstanden, sondern wurden durch den profitorientierten Kapitalismus verschärft und verstetigt. Wir müssen darüber reden, wie wir die gesellschaftlich notwendigen Arbeiten gerecht verteilen und welche Mechanismen es dafür braucht.

Frauenrechte sind nicht in Stein gemeißelt. In den USA wurde erst kürzlich vom obersten Gerichtshof das Recht auf Abtreibung gekippt. Auch in Deutschland greifen rechtspopulistische und rechtsextreme Milieus die Gleichberechtigung an und versuchen, anti-feministische Narrative in die gesellschaftliche Mitte zu tragen. Emanzipatorische Errungenschaften sind nicht nur nicht selbstverständlich, sondern auch fragil. Der Internationale Frauentag am 8. März erinnert daran, dass Geschlecht überall eine Rolle spielt: Ob in Fragen des Friedens, in der wirtschaftlichen Gleichberechtigung oder in der Erfahrung von geschlechtsspezifischer und struktureller Gewalt. Die Probleme sind bekannt. Es liegt an uns, diese zu überwinden.

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