Im Namen der Freiheit

Joachim wurde als Sohn zweier NSDAP-Mitglieder 1940 in das damalige Reichsgebiet geworfen, um sein Leben in Mecklenburg zu verbringen. Gezeichnet durch das Wegsperren seines Vaters wegen angeblicher Spionage und antisowjetischer Hetze, erholte sich Gauck nie von den Gräueltaten sozialistischer Staatseingriffe. Schnell entwickelte sich sein Wille zur Freiheit, die ihn seither durch sein Leben und etliche Talkshows, Interviews und Reden begleitet. Vorerst widmete er sich aber der freiheitsliebenden Bibel und wurde Pastor.

Kurz vor der Wende nahm er sich persönlich die Freiheit, um kollektive Freiheit, also die Freiheit der Anderen, irgendwie anders zu sehen: Er biederte sich als junger Pfarrer bei Staat und Stasi an. Doch unglaublich fix kam die Wende und er musste sich schnell ein Label suchen, das ihn nicht zu einem Wendeverlierer machen würde. Er wurde Bürgerrechtler, ohne dass BürgerrechtlerInnen ihn jemals vorher gesehen hatten. Schwuppsdiwupps wurde er Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde und konnte fröhlich halb Ostdeutschland kriminalisieren und sich selbst, ganz frei, entkriminalisieren.

Freiheit durch Waffengewalt

Von heute auf morgen war er Bundespräsident, dank der SPD und den Grünen. Die Merkel wollte ihn nicht so ganz: Der Konservativen war der Rechtskonservative nicht ganz geheuer. Jetzt fühlte er sich richtig frei. Endlich hatte er mediales Gehör für seine Kritik an der Occupy-Bewegung und schwadronierenden AntikapitalismusspinnerInnen. Gesellschaftliches Engagement ist romantisches Gedöns, es lebe die Freiheit des Staates, der für ihn am besten ein autoritärer ist. Gleichzeitig polterte er nicht nur nach innen, sondern auch nach außen. Er will seinen Begriff der Freiheit nun auch mit Waffengewalt und Bundeswehr gen Osten tragen und teilen.

Das Teilen: Überbleibsel ostdeutscher Erziehung. Mit der Anerkennung der Oder-Neiße Linie konnte er sich ohnehin nie abfinden, da war die Annexion der Krim durch den ehemaligen großen Bruder Russland ein gefundenes Fressen: „Wir werden Politik, Wirtschaft und Verteidigungsbereitschaft den neuen Umständen anpassen.“ Nun konnte er sich im Namen der westlichen Freiheit endlich an dem rächen, was ihm und seiner Familie durch die Sowjets angetan wurde. Appeasement war ihm schließlich schon immer ein Dorn im Auge. Und weil das nicht so schnell geht, möchte er sich – mit dann frischen 77 Lenzen – durch eine weitere Amtszeit salbadern. Irgendwann später werden wir sagen können: Möge er in Freiheit ruhen.

Der Artikel von Paul Naujoks erschien zuerst auf critica-online.

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Eine Antwort

  1. Respekt! Die Charakterisierung dieses Ungesichts ist vollauf gelungen. Ich warte auch auf den Tag, an welchem er die Freiheit hat, abzutreten und seinem Gott Rechenschaft abzulegen. Möge dieser Tag nicht mehr fern sein.

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