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Europäischer Drogenbericht 2021 warnt vor synthetischen Cannabinoiden

Der in Lissabon vorgestellte Europäische Drogenbericht 2021 unterstreicht die Bedrohung, die von synthetischen Cannabinoiden ausgeht. Das geht aus dem diese Woche von der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle EMCDDA vorgelegten Bericht hervor, der Daten aus 29 Ländern (EU-27 plus Türkei und Norwegen) analysiert hat.

Cannabis ist auch laut dem neuen EMCDDA-Bericht mit geschätzten 22,2 Millionen Menschen zwischen 15 und 64, die Cannabis im vergangenen Jahr konsumierten, die mit Abstand am häufigsten genutzte illegale Substanz in den untersuchten 29 Ländern.

Vor allem aber die Berichte über Cannabis, das durch neue synthetische Cannabinoide verfälscht und an arglose Konsumierende verkauft wird, bereitet den Autorinnen und Autoren des Berichts Kopfzerbrechen:

„Synthetische Cannabinoide und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken verkomplizieren dieses Bild nur noch weiter, was sich an den Todesfällen im Jahr 2020 im Zusammenhang mit dem Konsum dieser Substanzen und der Tatsache ablesen lässt, dass wir kürzlich öffentliche Gesundheitswarnungen herausgeben mussten, die davor warnen, dass natürliche Cannabisprodukte auf dem Markt vorhanden sind, die mit hochwirksamen synthetischen Cannabinoiden verfälscht wurden. Ich bin der Ansicht, dass es für die Arbeit der EMCDDA in den kommenden Jahren von zunehmender Bedeutung sein wird, den politischen Entscheidungsträgern aktuelle und wissenschaftlich fundierte Informationen in diesem Bereich zur Verfügung zu stellen”,

so der Direktor der EMCDDA, Alexis Goosdeel.

Allein 2020 wurden 46 neue synthetische Substanzen festgestellt, welche die Gesamtzahl der der EMCDDA bekannten neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) auf über 830 erhöhen. 2019 meldeten die EU-Mitgliedstaaten sowie die Türkei und Norwegen Sicherstellungen von 2,7 Tonnen NPS, bei denen synthetische Cannabinoide und Cathinone fast 60 Prozent ausmachten. Eine Entwicklung, welche die EMCDDA wie folgt kommentiert:

„[…] die zunehmende Bedeutung synthetischer Substanzen machen deutlich, dass die forensischen und toxikologischen Ressourcen dringend weiterentwickelt werden müssen, wenn wir die immer komplexeren Drogenprobleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, besser verstehen und darauf reagieren wollen”.

Im Kapitel über Cannabis wird Besorgnis über die Verfügbarkeit von Produkten mit hohem Wirkstoffgehalt geäußert. Die größte Gefahr geht aber zweifelsohne von der weiter anhaltenden Verbreitung synthetischer Cannabinoide aus, wie an diversen Passagen wie dieser deutlich wird:

„Der Trend zum heimischen Cannabis-Anbau, der teilweise auf Ausgangsbeschränkungen zurückzuführen ist, scheint sich 2020 fortgesetzt zu haben. Sorge bereitet auch die Zunahme der Berichte über Cannabis, das durch synthetische Cannabinoide verfälscht wurde. Die treibende Kraft für diese Entwicklung ist nicht bekannt, sie könnte aber sowohl den Mangel an Cannabis im Zusammenhang mit der Pandemie als auch – möglicherweise in einigen Ländern – kriminelle Gruppen widerspiegeln, die die Verfügbarkeit von Produkten mit geringem THC-Gehalt ausnutzen, die sich vielleicht nur schwer von Cannabis unterscheiden lassen, das auf dem Drogenmarkt verkauft wird. Jedes Szenario, in dem Menschen unwissentlich synthetische Cannabinoide konsumieren, ist angesichts der Toxizität einiger dieser Substanzen besorgniserregend, wie das Auftreten von über 20 Todesfällen im Zusammenhang mit dem synthetischen Cannabinoid 4F-MDMB-BICA im Jahr 2020 zeigt.”

Andere Transportwege, aber der Markt bleibt stabil

Auch auf direkte Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Produktion, Vertrieb und Handel mit Cannabis (und anderen Substanzen) geht der Bericht ein:

„Aus Berichten geht hervor, dass der Anbau von Cannabis und die Herstellung synthetischer Drogen in der Europäischen Union im Jahr 2020 auf dem gleichen Niveau wie vor der Pandemie fortgesetzt wurden. Es wurde eine Diversifizierung der Handelsrouten für Drogen beobachtet, wobei mehr Cannabis und Heroin auf dem Seeweg geschmuggelt wurden, um geschlossene Ländergrenzen zu umgehen, was zu umfangreichen Sicherstellungen in den europäischen Häfen führte.”

Kriminalisierung der Konsumenten ungebrochen

Bei 74 Prozent aller 1,1 Millionen Beschlagnahmungen im Jahr 2019 ging es um Cannabis, in den meisten Fällen um konsumnahe Delikte:

„Bei den meisten gemeldeten Sicherstellungen handelt es sich um kleine Mengen von Drogen, die bei Konsumierenden sichergestellt wurden, während die größte Menge an sichergestellten Drogen auf eine relativ geringe Anzahl von Sendungen mit vielen Kilogramm zurückzuführen ist.”

Was bleibt festzuhalten?

Der Schwarzmarkt trotzt dem Verbot und der Corona-Pandemie und gefährdet ahnungslose Cannabiskonsumenten mit verseuchtem Chemiegras. Das Verbot hält Konsumenten nachweislich nicht vom Cannabiskonsum ab, auch wenn diese die Kriminalisierung primär trifft. Das Verbot funktioniert offensichtlich nicht. So halten die Autorinnen und Autoren des Berichts auch treffend fest:

„Wie aus den hier vorgestellten Daten hervorgeht, ist Cannabis ein weiterer Bereich, in dem die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, immer komplexer werden, was in Zukunft wahrscheinlich noch zunehmen wird.” Dabei kann es ganz einfach sein: Die Lösung heißt Legalisierung und Gesundheits- und Verbraucherschutz!

Dieser Artikel von Sascha Waterkotte von der PR-Abteilung des Deutschen Hanfverbands erschien zuerst hier auf den Seiten des DHV.

Hier könnt ihr euch unser Interview mit Georg Wurth, dem Vorsitzenden des DHV, ansehen:

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