Das System Tönnies – Ausbeutung, Rassismus, kapitalistisches Massenschlachten 

Der Patriarch Clemens Tönnies ist Chef des zweitgrößten Schweine-Schlacht-Konzerns in Europa. Er pflegt ein menschenfeindliches und rassistisches Weltbild. In seinen Fleischfabriken arbeiten die Menschen vor allem aus Rumänien und Bulgarien zu Billiglöhnen und unter menschenunwürdigen Bedingungen. Einen Betriebsrat gibt es nicht. Die Unterbringung der Arbeiterinnen und Arbeiter in überfüllten Wohnungen zu Wuchermieten ist katastrophal – meint Bernd Drücke.

Ende März 2020 mussten zwei junge Männer je 250 Euro Strafe zahlen, weil sie (mit Abstand) zu zweit am Aasee in Münster gegrillt haben. Mir kam das absurd und willkürlich vor, während die Lokalzeitung „Westfälische Nachrichten“ (WN) die Kriminalisierung als angemessenes Durchgreifen geradezu abfeierte. Viele Menschen wurden in den letzten Wochen kriminalisiert, weil sie die aus meiner Sicht überwiegend sinnvollen Abstands-, Hygiene- oder andere Corona-Regeln nicht eingehalten haben.

Anders als die oben erwähnten Studenten wurde der Fleischproduzent Westfleisch bisher nicht belangt, obwohl sich im Westfleisch-Schlachthof in Coesfeld im Mai 2020 mindestens 283 Arbeiterinnen und Arbeiter mit dem Corona-Virus infiziert haben, weil Westfleisch nicht dafür gesorgt hat, dass die überwiegend aus Rumänien kommenden Schlachtarbeiterinnen die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten können.

Offenbar noch dramatischer ist die Situation für die Menschen, die für Tönnies in Rheda-Wiedenbrück unter extrem unwürdigen Bedingungen Tiere am Fließband töten und zerstückeln. „Die Tönnies Unternehmensgruppe hat im Jahr 2019 einen Jahresumsatz von rund 7,3 Milliarden Euro erzielt. Dafür mussten 20.800.000 Schweine und 440.000 Rinder gewaltsam sterben!“, so die gemeinnützige Organisation „Liberation Now“ am 21. Juni 2020.

„Clemens Tönnies ist nicht nur ein Rassist, sondern das System Tönnies ist Menschenschinderei“

Clemens Tönnies ist seit 2001 Vorsitzender des Aufsichtsrates von Schalke 04 und Chef des zweitgrößten Schweine-Schlacht-Konzerns in Europa. Sein menschenfeindliches, rassistisches Weltbild zeigte der einflussreiche Kapitalist im August 2019. Beim Tag des Handwerks lehnte der Patriarch als Festredner vor 1.600 Menschen in Paderborn Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel ab. Dabei stellte er einen angeblichen Zusammenhang von Energieversorgung, Klimawandel und „Überbevölkerung“ in Afrika her. Statt die Abgaben zu erhöhen, solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren, „dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“.

Die Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg formulierte daraufhin im August 2019 treffend: „Clemens Tönnies ist nicht nur ein Rassist, sondern das System Tönnies ist Menschenschinderei!“ Sie setze sich gegen Tönnies und gegen das Werksvertragssystem ein. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Werksvertragsarbeiterinnen und -arbeiter seien eine „Horrorwelt“:

„In Kellinghusen sind rumänische Werksvertragsarbeiter von Vorarbeitern zusammengeschlagen worden, ein rumänischer Kollege, George Berca, hatte einen Unfall, bei dem er sich die Hand verstümmelte. Tönnies dazu: Selbstverstümmelung! Diese Zustände sind zwangsläufige Folgen des Werkvertragssystems und des System Tönnies. Präses Peter Kossen hat für die überausgebeuteten WerksvertragsarbeiterInnen deshalb den Namen Wegwerfmenschen gefunden. Zu Recht. (…) Wir alle, zusammen mit GewerkschafterInnen, Tierschutz- und Tierrechtsgruppen, kämpfen gegen das System Tönnies und für die Abschaffung von Werkverträgen.”

Quellen: ZDF (Zahlen Tönnies, Hintergründe), Worldometer (Zahlen für alle Länder). By Jakob Reimann, JusticeNow!, licensed under CC BY-SA 4.0.

In den Fleischfabriken von Tönnies arbeiten die Menschen vor allem aus Rumänien und Bulgarien auch heute noch zu Billiglöhnen und unter menschenunwürdigen Bedingungen. Einen Betriebsrat gibt es nicht. Die Unterbringung der Arbeiterinnen und Arbeiter in überfüllten Wohnungen zu Wuchermieten ist nach wie vor katastrophal. Der 1,5 bis zwei Meter Abstand, der anderswo die Corona-Pandemie erfolgreich begrenzen konnte, lässt sich unter solch miesen Bedingungen kaum einhalten. Mindestens 1.553 der 7.000 Arbeiterinnen und Arbeiter bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück haben sich (Stand 23.6.2020) mit dem Coronavirus aufgrund dieser skandalösen Arbeits- und Lebensbedingungen infiziert. Welche Strafe muss nun der dafür verantwortliche Milliardär, Rassist und Superspreader Tönnies voraussichtlich zahlen? Nothing! Wie nennt sich das? Klassengesellschaft.

Der Kampf für eine klassenlose, herrschafts- und gewaltfreie Gesellschaft ist auch das solidarische Eintreten für Ökologie und eine sozial gerechte Welt, in der es keinen Kapitalismus, keine Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, keinen Rassismus und keine industriellen Massenschlachtungen mehr gibt.


Dies ist ein Kommentar von Bernd Drücke aus der anarchistischen Monatszeitung Graswurzelrevolution, Nr. 450, Sommer 2020, und erschien online zuerst hier. Ein Schnupperabo der Graswurzelrevolution könnt ihr hier bestellen.


Literaturtipp:

Leo Tolstoi, Clara Wichmann, Elisée Reclus, Magnus Schwantje u.a.: Das Schlachten beenden! Zur Kritik der Gewalt an Tieren. Anarchistische, pazifistische, feministische und linkssozialistische Traditionen, überarbeitete Neuauflage 2019, Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg, 192 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-3-939045-13-7, https://www.graswurzel.net/gwr/produkt/das-schlachten-beenden/


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