Gestern hat die Hamburger Polizei zwei Männer verhaftet, die in der Nacht zum Dienstag einen Brandanschlag auf zwei obdachlose Menschen verübt hatten. Die schnelle Aufklärung ist lobenswert, allerdings leider die Ausnahme. Ganz anders als das versuchte Tötungsdelikt, denn immer wieder werden wohnungslose Menschen in Deutschland Opfer von Übergriffen. Zuletzt wurden Obdachlose in Berlin und Köln Opfer von Brandattacken.
Das Hamburger Obdachlosenmagazin Hintz&Kuntz zählte 2016 mindestens 16 ermordete Obdachlose. Gewaltsame Übergriffe stellen allerdings nur eine von vielen Gefahren für wohnungslose Menschen dar. Kurz vor Jahresbeginn gab es in Hamburg den ersten Kältetoten des Winters. Die BAG Wohnungslosenhilfe verzeichnete in den letzten 25 Jahren mindestens 290 Kältetote. Im Freien zu schlafen ist also aus verschiedenen Gründen lebensgefährlich.
Angesichts dieser Tatsache fragen sich viele: Weshalb gehen die Betroffenen das Risiko ein, draußen zu übernachten, und suchen sich keinen Schlafplatz im Wohnheim oder einer Notunterkunft?
Die Antwort ist so einfach wie brutal: es gibt nicht genug Schlafplätze für alle. Die Stadt Hamburg beispielsweise stellt im Rahmen ihres Winternothilfe-Programms lediglich 900 Schlafplätze bereit. Viel zu wenig für die rund 2.000 Wohnungslosen in der Stadt. In Städten wie Köln oder der „Hauptstadt der Obdachlosigkeit“, Berlin, sieht es nicht viel besser aus.
Problematisch an der Situation in Hamburg ist auch, dass die Obdachlosen sich lediglich über Nacht in den warmen Unterkünften aufhalten dürfen. Angeblich um die Reinigung der Räume zu ermöglichen, werden sie tagsüber aus den Unterkünften verwiesen. Bei hohen Minusgraden stellt der Aufenthalt im Freien allerdings auch tagsüber eine Bedrohung für Leib und Leben dar. Der wahre Grund für den „täglichen Rausschmiss“ dürfte banaler Natur sein: Wird der Aufenthalt auch tagsüber gestattet, muss für eine angemessene Betreuung gesorgt werden, was die Unterkünfte aufgrund ihres Personalmangels nicht leisten können. Ein ganztägiges Winternotprogramm wäre also schlicht zu teuer.
Um das knappe Angebot von Unterkunftsplätzen zu verwalten greift die Stadt Hamburg inzwischen auf rassistische Ausschlüsse zurück: Rumänen werden seit Jahresende an den Türen der Notunterkünfte abgewiesen, weil davon ausgegangen wird, dass sie in Rumänien Obdach haben. Die ungeprüfte und unbewiesene Unterstellung des Betrugs, die diesem Vorgehen zugrunde liegt, ist ein Armutszeugnis für eine reiche Stadt wie Hamburg. Anstatt ein Winternotprogramm für alle 2.000 Wohnungslose in Hamburg aufzulegen, gefährdet die Stadt wissentlich Gesundheit und Leben der Betroffenen. Anstatt eine soziale Politik zu machen, tragen die politisch Verantwortlichen in Hamburg durch eine von rassistischen Vorurteilen geprägte Politik zur gesellschaftlichen Entsolidarisierung bei. Wohnungslose in Hamburg fallen damit nicht nur Kälte und Gewalt zum Opfer, sondern auch der unsozialen Politik des rot-grünen Senats!