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Die Geschichte des 1. Mai und die Perspektive heute!

Am 1. Mai 1856 versammelten sich in verschiedenen größeren Städten Australiens zehntausende Arbeiter um für den 8-Stunden-Tag zu demonstrieren. 30 Jahre später kam es zu erfolgreichen Streik in einer Chicagoer Fabrik, bei der die Arbeiter ihre Forderungen durch gute Organisation durchsetzen konnten. Drei Wochen später hielt August Spies, der Chefredakteur und Herausgeber der Arbeiter-Zeitung, am Abend des 1. Mai 1886 auf einer Arbeiterversammlung auf dem Haymarket in Chicago eine Rede.

Nach der Haymarket-Versammlung, die den darauffolgenden Streiks ihren Namen gab, folgte ein mehrtägiger Streik in Chicago und führte zunächst am 3. Mai zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und der Polizei, bei der zwei Demonstranten getötet wurden. Bei einer Protestkundgebung am Tag darauf eskalierte die Gewalt und mehrere Polizisten sowie dutzende Demonstranten wurden getötet. Sieben Organisatoren der Arbeiterdemonstration wurden daraufhin in einem wenig glaubwürdigen Prozess zum Tode verurteilt. Vier von ihnen starben am Galgen. Infolge dieser Gewalt, solidarisierten sich die amerikanischen Arbeiter und streikten die darauffolgenden Jahre am 1.Mai.

Europa und der 1. Mai

Am 20. Juli beschloss der internationale Arbeiterkongress, bestehend aus sozialistischen Parteien und Gewerkschaften, der anlässlich des 100. Jahrestag des Sturms auf die Bastille tagte, dass die europäischen Arbeiter ihren amerikanischen Kollegen folgen sollten und am 1.Mai ein europaweiter Streik organisiert werden würde. In der verabschiedeten Resolution des französischen Sozialisten Raymond Felix Lavigne hieß es:
„Es ist für einen bestimmten Zeitpunkt eine große internationale Manifestation zu organisieren, und zwar dergestalt, dass gleichzeitig in allen Städten an einem bestimmten Tage die Arbeiter an die öffentlichen Gewalten die Forderung richten, den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen (…). In Anbetracht der Tatsache, dass eine solche Kundgebung bereits von dem amerikanischen Arbeiterbund (…) für den 1. Mai 1890 beschlossen worden ist, wird dieser Zeitpunkt als Tag der internationalen Kundgebung angenommen.“

Der 8-Stunden-Tag war dabei die Hauptforderung der Arbeiter in Europa und den USA. Die meisten Arbeitgeber drohten daraufhin mit Aussperrungen und der Einstellung von Streikbrechern, ein Mittel, dass in den meisten Städten nicht effektiv wurde, da die Gewerkschaften den Tag gut organisierten.
Mit dem Ende des Kaiserreichs, dem Aufflammen der Arbeiterrevolution am Ende des Krieges und dem Erstarken der Gewerkschaften, sowie der USPD gelang es den 1. Mai in Deutschland als Feiertag durchzusetzen und den 8-Stunden-Tag zu verankern.
Mit dem Aufstieg des Hitlerfaschismus und der darauffolgenden Machtübergabe, wurde die Tradition des 1.Mai für 12 Jahre beendet. Die NSDAP lies die Gewerkschaften bis zum 2. Mai gewähren um dann die Gewerkschaftshäuser zu zerstören und Gewerkschaftsführer, die sich nicht „kooperativ“ zeigten zu verhaften.
Erst 1946 konnten Gewerkschaften, Sozialdemokraten und Kommunisten wieder gemeinsam am 1. Mai agieren und Forderungen stellen, die sich keinem politischen Diktat beugen mussten.

1. Mai heute

Während der 1. Mai in der Vergangenheit ein Tag war an dem die Arbeiterbewegung ihre Stärke zeigen konnte und progressive Forderungen aufstellte, dient er heute häufig dem Kampf für die Verteidigung alter Rechte und weniger dem Kampf für neue progressive Forderung. In Gewerkschaften mehren sich allerdings wieder die Stimmen die fordern, dass am 1. Mai auch wieder die Senkung der Arbeitszeit bei gleichem Lohn gefordert werden muss, eine Forderung, die in Zeiten zunehmenden Drucks immer wichtiger wird. Heute agieren am „internationalen Kampftag der Arbeiterbewegung“ nicht mehr nur Gewerkschaften und linksgerichtete Parteien, auch Erwerbsloseniniativen, soziale Bewegungen und antifaschistische Gruppen versuchen an diesem Tag die Gemeinsamkeiten herauszustellen und eine Basis für die verschiedenen Forderungen zu finden. Der 1. Mai mag weniger Menschen anziehen als früher, die Forderungen sind dafür deutlich breiter geworden und beschränken sich nicht mehr nur auf die soziale Frage.

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3 Antworten

  1. Die Nationalsozialisten haben den 1. Mai für Ihre Propaganda missbraucht.Das hatte nichts mehr mit der Grundidee zu tun.Ihre Versprechungen den Arbeiter gutes zu tun waren zumeist nur Lippenbekenntnisse.Es diente nur den Zweck Gewerkschaftten zu Entmachten.Letztendlich brauchten die Nazis die Arbeiter für den Rüstungsbau.Ruhe und Ordnung haben die Nazis bestimmt nicht ins Land gebracht.

    1. Ich habe alles schon im ersten Kommentar geschrieben.Und da ich mich nicht wiederholen möchte ist das auch mein letzter Kommentar.Na ja.Die Opfer der Nazis sagen oder sagten etwas anderes.Nationalsozialismus hat nichts mit Demokratie zu tun.Und die Worte Sonderbehandlung oder Schutzhaft klingen viel freundlicher als sie tatsächlich waren.Dieses System verbreitete Angst,Gewalt und Tod für jeden Andersdenkenden.Brot und Spiele für das Volk,das kannten die Römer schon.

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