Der deutsche Einzelhandel macht dieses Jahr im Weihnachtgeschäft circa 91,1 Milliarden Euro Umsatz, fünf Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Damit konzentriert sich ein Fünftel des Geschäfts auf nur einen Monat, bei einem Gesamtumsatz von 485 Milliarden Euro. Für die Verkäuferinnen und Verkäufer im Einzelhandel bedeutet dies nicht selten doppeltes Arbeitspensum, doppelter Umsatz, doppelt so viel Stress, aber weder doppelt so viel Verkäuferinnen und Verkäufer noch Lohn.
Aber warum kaufen wir so viel ein, als ob alle Menschen auf Drogen wären? Natürlich haben wir auf der einen Seite den Werbeterror: Den ganzen Tag auf Plakaten, im Fernsehen, Radio oder im Internet. Überall werden wir zum unnötigen Konsum animiert. Doch warum unötig? Weil wir alle wissen, dass wir nicht selten Geschenke bekommen, die unbenutzt in den Kellern, Schränken und auf Dachböden dieser Republik verschwinden.
Mit den Emotionen der Menschen wird gespielt, mit Bedürfnissen und damit, was sozial Angebracht ist. Also z.B. sinnlose Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Wer freut sich schließlich nicht, wenn er die fünfte Schachtel Billigpralinen, Duschzeugs oder einen schlechten Wein bekommt? Der gesellschaftliche Zwang uns anzupassen, dazuzugehören ist riesig. Dabei ist das nicht zwangsweise ein Argument gegen Geschenke, sondern nur gegen unnötiges Verschenken von Schrott.
Gleichzeitig verkauft uns die Wirtschaft, dass Konsumieren Freiheit bedeutet. Sie ist geradezu die höchste Freiheit, wenn es nach ihnen geht. Dabei ist der übertriebene Konsum nur eine Droge, die uns von unserer Unfreiheit ablenken soll. Also, wenn ihr die Tage Einkaufen geht:
Seid nett zu den Menschen die euch bedienen, die nicht selten Midi- und Minijobber sind, schlecht bezahlt werden und chronisch überarbeitet sind. Mehr Ruhe und Gelassenheit, so wie es an Weihnachten ja eigentlich sein sollte, würde der Gesellschaft besser zu Gesicht stehen.
An all die Verkäuferinnen und Verkäufer da draußen, die die letzten Wochen im Einzelhandel oder der Logistik arbeiten mussten: Unsere Gedanken sind bei euch und euren unzähligen Überstunden, den unfreundlichen Kunden und Chefs, dem krassen Weihnachtsstress und sie werden während Weihnachten auch bei den Tankstellen- und Krankenhausmitarbeiterinnen sein sowie darüber hinaus bei den Umtauschwellen im Januar und im Kampf gegen schlechte Bezahlung, Ausbeutung und den ganzen anderen kapitalistischen Scheiß, immer und überall. Und an alle Shoppingsüchtigen: Kauft eure Geschenke nicht immer auf den letzten Drücker, kauft vielleicht auch mal weniger Nonsens ein und vor allem, seid freundlich zu allen Verkäuferinnen und Verkäufern. Diese haben so viel Stress zu ertragen, dass sie häufig kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen. Einmal mehr Bitte, Danke und ein kleines Lächeln können den ganzen Tag der Angestellten verändern und euch kostet et keinen müden Cent.