In Handschellen getötet

Am Wochenende wurden in Gaza die Leichen von vier Palästinensern gefunden – gefesselt und mit Anzeichen von Folter. Zuvor sind sie vom israelischen Militär (IDF) festgenommen worden, als sie Hilfslieferungen in die abgeriegelte Küstenenklave absicherten. Die IDF weiß von nichts.

Am vergangenen Samstag arbeitete eine Gruppe junger Männer aus Gaza im Gebiet um den Grenzübergang Karem Abu Salem (Kerem Shalom). Sie wollten dort humanitäre Hilfslieferungen und kommerzielle Sendungen in den Gazastreifen absichern. Die Männer wurden dann von israelischen Soldaten festgenommen, berichtet Abdel-Hadi Ghabaeen, ein Onkel eines der jungen Männer, gegenüber Reuters. Sie wurden verhört und mutmaßlich gefoltert.

Als sein Neffe in der Nacht nicht zurückkam, machte sich Ghabaeen am Sonntagmorgen um 5 Uhr auf den Weg, die Männer zu suchen. Doch er fand nur noch die auf dem Boden liegende Leiche seines Neffen Kamel Ghabaeen sowie die der beiden Brüder Mohammed Awad Ramadan Abu Hejazi und Ramadan Awad Ramadan Aby Hejaz. Die drei Leichen waren mit Handschellen gefesselt, hatten keine Kleidung an und wiesen Spuren von Schlägen auf, beschreibt Ghabaeen.

Kurz nachdem die Inhaftierten freigelassen wurden, seien sie beschossen und „eine Bombe“ auf sie geworfen worden, erklärt Abu Taha, ein Überlebender des Angriffs, gegenüber Reuters. Die Bombe habe „sechs oder sieben Menschen“ verletzt, so Taha. Einer der Männer habe ein Bein verloren und sein Körper sei „in Stücke“ gefetzt gewesen, gibt Onkel Ghabaeen die Szene wieder, die zur Beschreibung eines Bombenangriffs passen würde. Als er versuchte, das abgetrennte Bein einzusammeln, hätten israelische Soldaten „angefangen, auf mich zu schießen“, so der Onkel; er habe daher aufgehört und die Leichen später auf seinem Lastwagen zum Nasser Hospital transportiert.

Das Hospital bestätigt die Existenz der drei gefesselten Leichen in einem Statement, aus dem die Associated Press zitiert; ein AP-Reporter habe eine der gefesselten Leichen gesehen. Bereits am Samstag sei die ebenfalls gefesselte Leiche eines der an dem Tag Festgenommenen gefunden worden, berichtet Haaretz unter Berufung auf den Palestinian Prisoner Club. Die Gesamtzahl der – im Rahmen dieses Vorfalls – in Handschellen von israelischen Soldaten hingerichteten humanitären Helfer beträgt demnach vier.

Das israelische Militär erklärte, es prüfe die Berichte über die Hinrichtungen. Auf Nachfrage von Reuters kam dann schließlich die Antwort: „Nach einer Überprüfung ist der IDF kein Vorfall bekannt, bei dem die Verdächtigen durch IDF-Feuer getötet wurden.“ Alles gut also, der Mordverdächtige hat sich selbst entlastet. Es gibt hier nichts zu sehen – bis auf vier weitere Menschen, die vom israelischen Staat kaltblütig ermordet wurden.

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