Dakhil – Inside arabische Clans

Kaum etwas sorgt in Deutschland für soviel Aufmerksamkeit wie Berichte über „Clans„, zumindest wenn diese negativ sind. Weit weniger Aufmerksamkeit erhalen differenzierte Berichte und Bücher, das zeigt sich an dem Buch „Dakhil – Inside arabische Clans“ von Mohamed A. Chahrour und Markus Staiger, ein Buch das man nur empfehlen kann, insbesondere all jenen Journalisten, die viel über das Thema schreiben.

Mohamed A. Chahrour, selbst ein Mitglied einer großen arabischen Familie aus dem Libanon, und Marcus Staiger haben kein wissenschaftliches Buch verfasst, keinen Roman, ihr Buch erzählt Geschichten der Menschen, die aus dem Libanon geflohen sind. Es erzählt die Geschichte der Flucht, die eigene Familiengeschichte Mohameds, der sich als Kind unsicher war, ob er nicht Palästinenser ist, weil sein Heimatdorf für kurze Zeit zu Palästina gehörte, und es ordnet diese Geschichten in die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse ein.

Kriminalität

Ein zentrales Thema element in dem Buch ist die Beschäftigung mit Kriminalität, das Themenfeld, in welchem in Deutschland über „Clans“ geredet wird. Das Interview mit dem CDU-Politiker Falko Liecke, weicht dabei deutlich von jenen harten Aussagen ab, die dieser im Normalfall über arabische Familien so von sich gibt. So erklärt er im Interview mit den Verfassern des Buchs, dass die Ursache für aktuellen Probleme sozialer Natur sind, eine Aussage, die man von ihm sonst selten hört. Die Autoren negieren aber auch nicht, dass es Kriminalität gibt, wie das Gespräch mit Jafar zeigt, der selbst kriminell ist, zeigt und der auf die Frage, ob er sich der deutschen Gesellschaft gegenüber verantwortlich fühlt antwortet: „Ja. Und gleichzeitig fühle ich mich von der deutschen Gesellschaft verlassen und ausgegrenzt. Diese Gesellschaft hat mir nie das Gefühl gegeben, dazuzugehören. Im Gegenteil, sie gibt mir das Gefühl, ein Scheißkanake zu sein, der weder zu Deutschland gehören wird, kann oder soll.“

Deutlich wird dies auch an der Einordnung des Themas durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die im Buch zitiert werden und die negieren, dass die Clan-Kriminalität, ein Hauptthema der Polizeiarbeit oder gar das wichtigste, es aber Kriminalität gebe, wie durch Menschen anderer Herkunft auch. Eine der Schlussfolgerungen der Autoren lautet daher auch: „Insofern handelt es sich bei der Fokussierung auf das Thema Clan-Kriminalität unseres Erachtens um eine politische Debatte, die auf dem Spielfeld des rechten Populismus und des wieder erstarkten Nationalismus spielt.“

Clan?

Neben der Frage der Kriminalität, den Berichten über die Flucht und die schwierigen Aufnahmebedingungen in Deutschland, sowie den Analysen zu Medien und Popkultur, spielt die Auseinandersetzung mit dem „Clan-Begriff“ eine zentrale Rolle. Die Autoren bezeichnen dabei die arabischen Familien als Clans, eine Einschätzung, die sich deutlich von der Wortwahl in anderen Veröffentlichungen aus dem progressivem Spektrum abhebt, wo der Begriff abgelehnt wird. D

Das Buch ist ein Zeugnis der Vielfältigkeit des Lebens von Menschen aus dem Libanons in Deutschland und der gemeinsamen Probleme, mit denen sie alle umgehen müssen: Ausgrenzung, Diskriminierung und Vorurteile.

Ob man dem Clan-Begriff zustimmt oder diesen ablehnt, ist eine Entscheidung, die vor allem von Menschen getroffen werden muss, die der Begriff betrifft. Unabhängig davon wie man zu der Begriffswahl steht, kann man allerdings deutlich sagen, dass dies ein Buch ist, das sich zu lesen lohnt, denn es zeichnet nicht das Allgegenwärtige negative Bild, es romantisiert allerdings auch nicht.

Bestellen lässt sich das Buch hier.

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