Angriff auf FFF und Palästina-Solidarität: Antwort eines Betroffenen

Antwort von Hasan auf die Vorwürfe von Nicholas Potter und Joshua Schultheis in Jüdische Allgemeine, die in ihrem Artikel linke Aktivist*innen in Fridays for Future mit internen Chats diskreditieren wollen.

Angestoßen durch einen Artikel von Nicholas Potter und Joshua Schultheis in Jüdische Allgemeine erleben wir seit einigen Tagen in bürgerlichen bis rechten Medien – darunter Belltower, B.Z. und Welt – eine Kampagne gegen Teile der internationalen Klimabewegung Fridays for Future sowie gegen den linken Aktivisten Hasan. Nach altbekannten Mustern wird hier versucht, Kritik an israelischer Politik und Solidarität mit Palästinenser*innen in eine „antisemitische“ Ecke zu stellen. Von den beiden Autoren sind wir derartige Artikel gewohnt: Potter schrieb über linksjugend [‘solid] Berlin, einer unserer Redakteure wurde jüngst von Schultheis diffamiert.

Im Folgenden spiegeln wir Hasans Stellungnahme auf Potters Vorwürfe, die in deren Text kaum berücksichtigt wurde. (Freiheitsliebe-Redaktion)

Sehr geehrter Herr Potter,

dass ich zu meiner von ihnen als „israelfeindlich“ bezeichneten bzw. generell zu meinen antikolonialen Positionen stehe und es meiner Meinung nach unsinnig ist, diese als „antisemitisch“ zu bezeichnen, sollte sie nicht überraschen.

Selbstverständlich verachte ich jegliches antisemitisches Gedankengut. Jüdinnen und Juden sollten selbstverständlich unversehrt in Palästina & überall leben können, frei von Diskriminierung & Hass.

Ergänzend will ich unterstreichen, dass ich die Art und Weise, wie Sie die koloniale & zionistische Unterdrückung von Palästinenser*innen mit Jüdinnen und Juden assoziieren & gleichsetzen, schlimm finde.

Ich habe keine „führende Rolle“ in der internationalen Social-Media-Gruppe. Tweets die Palästina-solidarisch sind, wurden auch schon vor meinem Beitritt (circa Juli 2022) veröffentlicht. Dementsprechend ist es, mich als „zentraler Akteur“ darzustellen, journalistisch & faktisch einfach falsch.

FFF International ist einheitlich Palästina-solidarisch aufgestellt und steht deshalb FFF Deutschland sehr kritisch gegenüber, weil letztere eine beschränkte deutsche Sicht auf dieses Thema hat. Mein Beitritt in die Arbeitsgruppe von FFF International hat deshalb keinerlei ideologischen Einfluss gehabt, weil die Position gegen ein, von Menschenrechtsorganisationen als Apartheid eingestuftes Land, schon vorhanden war.

Zum Zeitpunkt meines Ausschlusses aus der Social-Media-Arbeitsgruppe in Deutschland ging die interne Debatte nie um den Nahost-Konflikt geschweige denn einen „Antisemitismus-Vorwurf“. Bei meinem Ausschluss aus der Social-Media-Arbeitsgruppe ging es um konstruierte & für rassistisches Mobbing genutzte Ableismus-Vorwürfe, zu der BiPoC for Future zwei interne Statements, die die rassistische Behandlung und die Beleidigungen gegen uns – alle belegt mit u. a. Screenshots – dargestellt haben. Den rassistischen Ausschluss aus der Social-Media-Gruppe auf „Antisemitismus“ zu reduzieren ist also nicht nur falsch, sondern auch einfach nur pure Verleumdung.

Was meinen Sie und Herr Schultheis genau mit „andere Vorwürfe“? Ich würde hier gerne Konkreteres wissen und auch sehen.

Ich habe weder einen noch „mehrere […] antisemitische […] Tweets“ veröffentlicht. Ihre Aussage lässt sich nur dadurch erklären, dass Sie offensichtlich jede Tat und jede radikale Kritik am Staat Israel als antijüdisch deuten. Dieses Verständnis, wie es auch zum Beispiel in der kontroversen IHRA-Arbeitsdefinition des Antisemitismus widerspiegelt, weise ich zurück. Dabei stehe ich an der Seite des linken Mainstreams weltweit – außerhalb Deutschlands – inklusive linken jüdischen, israelischen und palästinensischen Akademiker*innen, Menschenrechtsorganisationen und Politgruppen, indem ich diese Herangehensweise ablehne & auch verurteile. Denn eine solche Definition des Antisemitismus dient nicht dem essenziellen Kampf gegen Judenfeindlichkeit in all ihren Formen, sondern lediglich der Verteidigung eines siedlerkolonialen Projekts vor fundamentaler Kritik.

Bezeichnend für Deutschland finde ich auch, dass die IHRA-Definition als solche von ihrer Organisation, einer Organisation die den Namen eines der ersten Schwarzen Opfer rassistischer Gewalt trägt, der selber in einer Kolonie aufgewachsen ist, so zu ihrer eigenen Räson konstruiert hat.

Was den Vorwurf der Gewaltverherrlichung angeht, würde ich Sie bitten, mir genau zu zeigen, wo ich dies außerhalb des völkerrechtlich garantierten Rechts auf bewaffneten Widerstand gegen eine Besatzungsmacht getan habe. Ansonsten würde ich Ihnen raten, sich von diesem Vorwurf zu distanzieren.

Ich möchte sie hiermit auf journalistische Grundsätze & meinen expliziten Wunsch hinweisen, dass jedes direkte und indirekte Zitat aus dieser E-Mail ausdrücklich nur mit meiner Autorisierung zu veröffentlichen ist.

Mit freundlichen Grüßen

Hasan Ö.

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