60 Jahre Mensch im Weltraum: Der neue Wettlauf ins All ist im vollen Gang

Gestern vor 60 Jahren flog mit Juri Gagarin der erste Mensch in den Weltraum. Aktuell befinden wir uns mitten in einem neuen Wettlauf ins Weltall: Eine neue Raumstation, die den Mond umkreisen soll, wird gebaut. Die USA wollen wieder auf den Mond, dort eine Mondbasis errichten und haben eine Space Force mit einem jährlichen Budget von 15 Milliarden US-Dollar für militärische Operationen im All gegründet. Private Weltraumunternehmen wie Space X wollen noch dieses Jahrzehnt den Mars erreichen. Auch Länder wie China, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate investieren in Technologien zur Erschließung des Weltraums. China plant etwa eine eigene Raumstation und Missionen zum Mond.

Auf diese Entwicklung reagieren die meisten Menschen entweder mit Spott oder kindlicher Faszination. Beides wird der aktuellen Situation nicht gerecht. Stattdessen sollten wir uns fragen, warum es nun nach dem relativen Stillstand der letzten Jahrzehnte zu diesem neuen Wettlauf ins All kommt?

Anders als beim Wettlauf ins All während des Kalten Krieges geht es nicht um Prestige im Kampf der Systeme. Auch lässt es sich nicht primär mit Forschergeist erklären, dass viele Staaten plötzlich riesige Geldsummen in Weltraum-Aktivitäten investieren. Stattdessen handelt es sich um eine über Jahrzehnte angelegte Strategie für die Erschließung von Ressourcen im Weltraum. Schon 2015 verabschiedeten die USA ein Gesetz, welches den Weltraumbergbau regelt, und auch andere Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate arbeiten an entsprechenden Gesetzen. Asteroiden, so wird prognostiziert, beinhalten gigantische Mengen sehr wertvoller seltener Erden, die auf der Erde für verschiedenste Hochtechnologien benötigt werden, aber hier nicht in ausreichender Menge vorhanden sind. Die entsprechenden Technologien für den Asteroidenbergbau sind in der Entwicklung. Schon in 20 bis 30 Jahren könnte dieser Wirklichkeit werden. Die vermehrte Beobachtung von Asteroiden schon heute soll dies vorbereiten. Auch an den Universitäten hat das Thema bereits Einzug gehalten. Seit dem Wintersemester 2017 bietet die Colorado School of Mines sogar ein Masterstudium Space Resources an.

Beim aktuellen Wettlauf ins All geht es daher primär um schnöde ökonomische Interessen. Die U.S. Space Force wiederum ist schlicht dafür da, diese ökonomischen Interessen militärisch abzusichern. Das für viele altmodisch klingende Wort für diese neuen Entwicklungen lautet: Imperialismus. Falls es nicht zum Zusammenbruch unserer Zivilisation wegen höchst irdischer Krisen, wie etwa der Klimakrise, kommt, wird sich noch im 21. Jahrhundert die Menschheit zu einer weltraumfahrenden Zivilisation entwickeln, die über die Erde hinaus im ganzen Sonnensystem ihre Aktivitäten entfaltet. Wenn wir nichts dafür tun, wird das aber nicht der Aufbruch in eine neue bessere Zeit jenseits von Ausbeutung und Unterdrückung sein. Stattdessen droht eine stellare Reproduktion der bisher irdischen Phänomene Nationalismus, Imperialismus, Ausbeutung, Umweltverschmutzung und Unterdrückung.

Alexander Hummel – Mitglied im Landesvorstand DIE LINKE Baden-Württemberg, Sozialwissenschaftler, promoviert aktuell über die Wirkungen von Repression auf Öffentlichkeit.

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