Die größte österreichische Teilgewerkschaft, die Gewerkschaft für Privatangestellte, Druck, Journalismus und Papier (GPA-djp) fordert einen Senkung der Normalarbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche bei gleich bleibendem Gehalt um damit die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und Druck von den Beschäftigten zu nehmen. Aktuell liegt die Arbeitszeit bei 38,5 Stunden nach Vertrag, wobei die tatsächlich geleistete Arbeitszeit bei 42 Stunden liegt.
Die Forderung stellte der Vorsitzende der Gewerkschaft Wolfgang Katzian auf einer Konferenz von 1000 Betriebsräten vor. Er erklärte: „Eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden, also um 10 Prozent, würde ein Beschäftigungswachstum von rund 100.000 neuen Jobs bringen.“ Eine solche Maßnahme wäre ein gutes Mittel gegen die für österreichische Verhältnisse hohe Arbeitslosigkeit von 6 Prozent, so die Gewerkschaft. Auch Jörg Flecker, Professor für Soziologie an der Uni Wien, begrüßte gegenüber diepresse eine solche Maßnahme: „In der Geschichte gab es immer wieder Beispiele, wo Arbeitszeitverkürzung zu mehr Beschäftigung geführt hat.“ In Frankreich habe ie Reduktion auf 35 Stunden pro Woche 350.000 Jobs geschaffen, ergänzte er. Unterstützung erhielt diese Forderung auch von der katholischen Arbeitnehmerbewegung, deren Vorsitzender Richard Wohlgemuth stellte außerdem weitere Ideen vor unter anderem die des vollständigen Abbaus von Überstunden. Er erklärte: „Würde man die Überstunden in Arbeitsplätze umrechnen, so könnten unter Zugrundelegung des österreichischen Durchschnittseinkommens mehr als 150.000 Arbeitsplätze neu geschaffen werden.“ Unterstützung erhielt die Gewerkschaftsforderung auch von linken Gruppierungen und NGOs wie Greenpeace, ob dies allerdings zur Durchsetzung reicht ist zweifelhaft.
Widerstand gegen die Bosse notwendig
Die Verkürzung der Arbeitszeit mag für die Gesamtwirtschaft ein guter Schritt sein um die Arbeitslosenzahlen zu reduzieren und die damit anfallenden Kosten zu senken, für den einzel Kapitalisten ist das aber kein Argument, denn an ihm bleiben erst einmal mehr Kosten hängen, daher ist ein Appell an diesen nutzlos. Die GPA-djp wie auch die Gewerkschaft vida, die die Forderung unterstützt, sollten daher keine Zeit an mühseelige Appelle verschwenden, sondern Streiks vorbereiten um ihre Ziele durchzusetzen und zu zeigen, dass es nicht nur bei Worthülsen bleibt. Es ist allerdings ein bemerkenswerter und mutiger Schritt, dass die größte österreichische Teilgewerkschaft sich dem Thema Arbeitszeitverkürzung annimmt, während in ganz Europa die Arbeitszeiten immer länger werden.
5 Antworten
Lange Arbeitszeiten und Überstunden sind asozial. Zum Einen gegenüber Anderen, die deswegen keinen Job finden, zum Anderen aber auch gegenüber sich selbst. Dass es für viele einen Zwang darstellt viel zu arbeiten um über die Runden zu kommen steht außer Frage. Um dieses System zu durchbrechen reicht es allerdings nicht aus, bloß darüber zu schimpfen und im gleichen Atemzug munter weiter mitzuspielen. Insofern ist man als Arbeiterin oder Arbeiter in der Pflicht sich, trotz knapper Freizeit, zu organisieren und dagegen aufzulehnen. Ansonsten wird sich nie etwas ändern. Jede Errungenschaft für die Arbeiterinnen und Arbeiter musste mühselig erkämpft und auch verteidigt werden. Verbesserung wurden nie auf dem Silbertablett präsentiert. Leider ist der Wille zu kämpfen in der heutigen Zeit nicht mehr so stark verankert. Eklige Anbiederung an den Chef und Kampf gegen Kollegen sieht man dagegen häufiger.
Man könnte zwar einwenden, dass der Schritt nicht weit genug geht aber es ist in jedem Fall einer in die richtige Richtung. Ohne einen gescheiten Kampf wird sich da allerdings nicht viel tun, so viel steht jetzt schon fest. Und ob die Gewerkschaft bereit ist diesen auch zu führen wage ich zu bezweifeln. Abwarten.
Interventionistischer Schwachsinn. Frankreich sollte man sich nicht als Beispiel nehmen, denn das ist das nächste Italien, und Italien ist wie wir wissen das nächste Griechenland.
Was du sagen willst ist also, wir sollten alle noch viel mehr arbeiten, weil arbeiten ist gesund und wenn wir uns auch noch mit wenig Lohn zufrieden geben, machen wir den Chefs, Inhabern, Investoren etc. eine Freude und sind auch glückliche Menschen? Super Idee!
Nein, ich sage, dass die Regierung sich nicht in unseren Kram einmischen soll und wir soviel arbeiten wie wir Lust haben und nicht irgendwelche Weltverbesserer. Mehr rausholen kann die Regierung für uns sowieso nicht. Das mit Frankreichs angeblichen 350000 Jobs soll wohl ein Witz sein, Frankreichs Arbeitslosigkeit ist auf Rekordniveau.
Wenn ich das Wort Weltverbesserer schon höre…
Sie können theoretisch so viel arbeiten wie Sie wollen, auch mit 35 Stunden Woche.
In einem gebe ich Ihnen aber recht, auf die Regierung braucht man nicht zu hoffen. Darum geht es hier aber erstmal nicht, denn die Forderung kommt von einer Gewerkschaft.
Und ob das mit den 350000 stimmt oder nicht, es werden wohl kaum weniger Stellen werden. Das liegt dann eher an der „Industrie 4.0“.